Das 8. Jahr Videospielkombinat – Über Spielspaß, Zielsetzung & Wandel

Während sich die Meldungen bei vielen YouTube-Kanälen und in den Fachzeitschriften überschlagen, wie unfassbar grandios das Spielejahr 2023 gewesen sei, war ich persönlich im Gegensatz dazu immer wieder überrascht, wie man denn zu dieser Einschätzung kommen sollte. Für mein Empfinden gab es in den vergangenen Monaten nur eine sehr begrenzte Anzahl an wirklich lobenswerten Spielen – weit weniger, als es in manch anderem Jahr zuvor der Fall war. Vielleicht liegt mein Abweichen von der Mehrheitsmeinung einfach an einem anderen Geschmack. Vielleicht aber auch daran, dass sich mein Verhältnis zu Videospielen insbesondere im Jahr 2023 noch einmal merklich geändert hat.

Diese Veränderung lässt sich insbesondere dann erkennen, wenn man sich den Großteil der hier beim Videospielkombinat im Jahr 2023 thematisierten Spiele anschaut und darauf achtet, wie und wo diese spielbar waren. Die Mehrzahl der Beiträge, die sich hauptsächlich auf ein bestimmtes Spiel fokussierten, bestanden nämlich aus Spielen, die ich nicht gekauft und stattdessen via Abonnement konsumiert habe. Besonders erwähnenswert ist an dieser Stelle abermals der Xbox Game Pass. Ich musste mich beim Schreiben der diesjährigen Beiträge wirklich mehrfach zügeln, nicht in jeder Einleitung von diesem zu sprechen.

Das Spiele-Abo von Microsoft ermöglichte mir Zugang zu derart vielen alten und vor allem auch brandneuen Spielen, dass ich es nur selten überhaupt in Erwägung zog, mir andere Spiele zu kaufen. Denn dafür, und das ist eine wichtige Erkenntnis des Jahres, fehlt mir inzwischen einfach auch die Zeit und die Motivation. Bedeutet das, dass ich langsam aber sicher zum Casual-Zocker werde? Nun, so ganz sicher bin ich mir da selber nicht. Ich beschäftige mich durchaus noch intensiv mit der Branche und habe einen recht guten Überblick über das, was so im Gaming-Bereich abgeht. Jedoch muss ich zugeben, dass ich weniger und auch anders spiele als früher. Ob es besser oder schlechter ist – keine Ahnung. Einfach nur anders. Und das beeinflusst natürlich auch die Tätigkeit beim Videospielkombinat.

Bleiben wir noch kurz beim Xbox Game Pass, der mein Spielejahr 2023 am meisten geprägt hat und stellen die Frage, wie er sich in meinem Fall auf das generelle Empfinden von Videospielen auswirkt. Denn in erster Linie sorgte er dafür, dass ich etliche Spiele angespielt habe, ohne vorher großes Interesse an ihnen gehabt zu haben. Lies of Pi ist hier ein gutes Beispiel – niemals hätte ich hierfür den vollen Preis bezahlt, da ich weiß, dass mir das Soulslike-Genre kaum zusagt. Für ein bis zwei Abende allerdings fühlte ich mich dennoch gut unterhalten und staunte insbesondere über die tolle Optik. Im erweiterten Sinne steht der Game Pass für mich also auch für die Bereitstellung von Anspielmöglichkeiten, wie es früher klassische Demos ermöglichten. Dass Videospiele damit aber auch ihren Wert „verlieren“, weil sie einfach so dabei sind anstatt eine finanzielle Entscheidung darzustellen, ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen.

Nichtsdestotrotz konnte ich so einige meiner Jahreshighlights genießen. Den Anfang machten in den ersten Monaten die beiden Shooter High on Life und Atomic Heart – letzteres stand für lange Zeit sogar ganz oben auf meiner imaginären „Spiel des Jahres“-Liste, weil es mich stark an meine Lieblinge BioShock und Prey erinnerte. Im Herbst ging es dann weiter mit Starfield und Cocoon. Ersteres zeigte eindrucksvoll, warum es wirklich an der Zeit ist, dass Bethesda auf eine zeitgemäße Engine umschwenkt. Letzteres präsentierte wunderbar abwechslungsreiche Rätsel in einem audiovisuell ansprechendem Rahmen – mein Indie-Highlight 2023! Auch Assassin’s Creed Valhalla fand Erwähnung als ein Spiel, welches seine Missionen wunderbar stimmig in die Welt einbettet. Aufgrund der nicht enden wollenden Flut an Inhalten habe ich natürlich noch immer nicht alle Erweiterungen gespielt. Im Sommer überraschte mich vor allem Age of Wonders 4, welches völlig aus dem Nichts angekündigt wurde und dann auch noch ein richtig tolles Rundenstrategie-Epos geworden ist! Hauptgrund hierfür ist, dass sich schon das Grundspiel sehr komplett und rund anfühlte. Schön ist auch zu sehen, dass die Entwickler bereits meine wenigen Kritikpunkte angegangen und das sowieso schon tolle Spielerlebnis nochmals verbessert haben. So wünsche ich mir das! Vor wenigen Tagen folgte dann mein Loblied an den wunderschön gestalteten Wald von Avatar Frontiers of Pandora und die Art und Weise, wie dieser ins Gameplay integriert wird, statt nur Kulisse zu sein. Hier konnte ich dann auch endlich mal vom Game Pass abweichen – mit Ubisoft+ nämlich.

Abseits der sich inzwischen auf unserem Blog etablierten Beiträge, die ein ganz bestimmtes Highlight eines Spiels in den Fokus rücken und erläutern, haben wir auch klassische Previews und Reviews verfasst. Obendrauf gab es den einen oder anderen Artikel zum Gaming-Bereich im Allgemeinen. Getestet haben wir das Koop-Abenteuer Blanc und das rundenbasierte und überraschend umfangreichen Taktik-Abenteuer Of Blades & Tails. Hinzu kam ein Preview-Beitrag zum langersehnten Crowsworn, dass den inzwischen komplett verflogenen Hype auf Hollow Knight Silksong zumindest ein wenig ersetzt. Zu Guter Letzt haben wir uns, wie schon im vergangenen Geburtstags-Beitrag erläutert, erstmals ausgiebig mit Pen & Paper beschäftigt und hatten insbesondere mit Mausritter viel Freude. Worauf man als Neulingsgruppe achten sollte, was der Game Master im Blick haben muss und welche Hinweise ich als Anfänger anderen Anfängern sonst noch so geben kann, erfährst du in unserem Beitrag Das erste Mal Pen and Paper: Tipps für Einsteiger von Einsteigern!

Atomic Heart Parade

Da ich mich in den letzten Monaten hauptsächlich auf das Spielen innerhalb diverser Abo-Dienste beschränkt habe, ist natürlich auch die Art und Weise, wie der Videospielkombinat-Blog geführt wird, eine andere geworden. Zum Einen entgehen mit dadurch vorerst von vielen als große Titel des Jahres 2023 beschriebene Spiele – ich denke an dieser Stelle insbesondere an Hogwarts Legacy, Diablo IV oder Alan Wake II. Zum Anderen beschäftige ich mich durch die Inklusion älterer Spiele nicht immer mit topaktuellen Games, welche dann nur selten für interessante Beiträge herhalten können. Wenn hier aufgrund unserer zurückgegangener Anzahl an Veröffentlichungen der Eindruck entsteht, dass ich weniger Zeit in virtuellen Welten verbringen, entspricht dies nicht ganz der Realität. Klar, so viele Stunden wie früher bin ich nicht mehr mit dem Zocken beschäftigt. Auch dem Fakt geschuldet, dass wir unser Blogkonzept umgebaut haben, gab es in den vergangenen Monaten einfach weniger berichtenswertes zu tippen.

Ein Blick in unser Archiv zeigt: Wo anfangs noch nahezu wöchentlich ein Beitrag erschienen ist, weil ich über nahezu alles geschrieben habe, was ich so gespielt habe, sind wir inzwischen seit langer Zeit auf grob einen Artikel pro Monat geschrumpft. Natürlich ist es auch die Euphorie des Neuen gewesen, die mich anfangs sehr zum Schreiben motiviert hat. Allerdings ist diese Motivation meinerseits kaum weniger geworden – die Themen und ja, auch die Zeit, fehlen mir inzwischen. Das hatte besonders in den Monaten seit dem Sommer zur Folge, dass selbst die grobe Richtlinie der monatlichen Veröffentlichung hin und wieder eng wurde. Oftmals fiel mir am 20. oder gar 25. eines Monats auf, dass wir noch gar keinen Beitrag auf unserem Blog haben. Zumeist habe ich dann ein interessantes Thema finden können. Doch nicht nur unserem prädestinierten Korrekturleser RememberReach missfiel das Schreiben und Veröffentlichen mit Zeitdruck am Ende eines Monats. Auch ich hatte beim Tippen oder schon bei der Suche nach einem Thema hin und wieder das Gefühl, dass ich das Ganze gerade nur mache, damit im entsprechenden Zeitraum auch ein Beitrag erscheint. Da das auf keinen Fall Sinn eines Hobbies sein sollte, habe ich mich dazu entschieden, auch den monatlichen Beitragsrhythmus zukünftig fürs Erste fallen zu lassen. Sobald ich das Gefühl habe, etwas Spannendes berichten zu können, werde ich dies tun. Andernfalls will ich mir den unnötigen Druck zumindest für 2024 ersparen.

Entgegen den allermeisten Stimmen habe ich das Gefühl, dass 2024 ein besseres Spielejahr als 2023 wird. Wirklich untermauern kann ich diese These zwar nicht, aber aktuell sind mir die vergangenen zwölf Monate nicht unbedingt durch grandiose Veröffentlichungen im Gedächtnis geblieben. Ein kurzer Blick auf die 2023 Hall of Fame bei Open Critic bestätigt mir dies: Von den Top 10 der bestbewertetsten Spiele habe ich lediglich auf Baldur’s Gate 3 so richtig Lust. So viel sogar, dass ich es mir im Weihnachts-Sale bei Steam besorgt habe. Ein Spiel also, welches ich zur Abwechslung mal abseits von Game Pass und Co. spielen werde! Es mag dieses Jahr durchaus fantastische Videospiele gegeben haben – Atomic Heart, Cocoon, Age of Wonders 4 und andere beim Videospielkombinat aufgegriffene Spiele sprechen eine klare Sprache. Der Großteil der Titel, der die besten Wertungen einfuhr, interessiert mich persönlich allerdings keineswegs. Auch deshalb denke und hoffe ich, dass es 2024 besser wird! Auf das kürzlich mit einem atmosphärischen Trailer gezeigte GTA VI müssen wir uns ja leider alle noch etwas länger gedulden. Und ob Silksong nun endlich mal erscheint, steht auch in den Sternen.

Cocoon Orange Orb

8 Jahre – Der Blick gen Zukunft und Vergangenheit:

In den vergangenen acht Jahren hat sich nicht nur in der Gaming-Branche einiges geändert. Auch ich selbst habe mich geändert. Von viel zocken und viel schreiben zu viel zocken und weniger schreiben hin zu wenig zocken und wenig schreiben. Zum Start des Blogs im Jahr 2015 – die Zahl klingt schon ziemlich irre – war einfach vieles anders. Und obwohl Gaming noch immer ein wichtiges Hobby für mich ist, haben andere Freizeitbeschäftigungen inzwischen einen ähnlich hohen Stellenwert.

Gerade darum möchte ich das Schreiben und die Zeit mit dem Blog genießen und werde zukünftig wie erläutert nur noch Beiträge veröffentlichen, wenn sich ein Thema von alleine offenbart und ich das Gefühl habe, darüber einige Worte zu verlieren. Also nicht wundern, wenn bei uns demnächst für längere Zeit keine Texte veröffentlicht werden. Da das Ganze hier eine Freizeitbeschäftigung ist und auch bleiben soll, möchte ich jegliche Art von Zwanghaftigkeit vermeiden. Der Spaß soll schließlich im Vordergrund stehen.

Zum Schluss werfe ich immer gerne einen Blick in den Geburtstagsartikel des Vorjahres. Ich hoffte nach 2022 auf ein besseres 2023 – der Wunsch ging allem Anschein nach nur zum Teil in Erfüllung. Wenigstens wurde meine Freunde auf Ubisofts Avatar-Adaption nach dem zweiten Kinofilm auch belohnt, das Spiel und insbesondere seine Welt sind wirklich klasse geworden! An Pentiment erinnere ich mich auch noch immer sehr gerne. Das Setting des Spiels war einfach herrlich unverbraucht und stimmig umgesetzt!

Ich freute mich auch auf die Caggtus, die Nachfolge-Messe der DreamHack Leipzig. Und ich war natürlich auch vor Ort. Da kein Artikel hierzu erschienen ist, kann man sich sicher denken, was ich von der Caggus hielt.

Um den Schlussbeitrag fürs Jahr 2023 im positiven Sinne ausklingen zu lassen: Aktuell befinde ich mich mitten im Abenteuer von Baldur’s Gate 3. Bis auf die störrische Kamera verbessert Larian Studios hier wirklich alles, was ich an Divinity: Original Sin 2 geliebt habe. Insbesondere die Dialoge sind fantastisch in Szene gesetzt! Hier bin ich wohl ausnahmsweise wohl doch mal einer Meinung mit der Mehrheit und freue mich jetzt umso mehr, viele weitere Stunden im hochgelobten Rollenspiel zu verbringen!