Blanc: Ein untypisches Bündnis für entspannt-kurzweilige Zweisamkeit

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Mit Blanc erschien pünktlich zum diesjährigen Valentinstag ein Abenteuer, welches dem Anlass entsprechend voll und ganz auf Koop-Gameplay für zwei Spieler setzt. Besonders auffällig war Blanc vor seiner Veröffentlichung in etwaigen Präsentationen durch seinen markanten visuellen Stil und die beiden ungewöhnlichen Spielfiguren. Doch verbirgt sich hinter der interessant aussehenden Fassade auch ein gutes Spiel? Fast schon zufällig stolperten wir am besagten Valentinstag im Nintendo Store erneut über das Spiel und wurden an seine Existenz erinnert. Ob das daraus folgende Erlebnis auch in Erinnerung bleiben wird, klärt unser Review.

Blanc ist das Erstlingswerk von Casus Ludi, einem kleinen französischen Spielestudio. Vertrieben wird das Ganze von Gearbox Publishing, die wohl deutlich mehr Leuten ein Begriff sein sollten. Den netten Damen und Herren des Publishing-Teams ist es auch zu verdanken, dass meine spontane Anfrage nach einem Review-Key sehr schnell positiv beantwortet wurde und wir das Spiel direkt am Veröffentlichungstag auf Herz und Nieren ausprobieren konnten. Und da gute Koop-Games jederzeit einen Platz bei mir finden, war ich gespannt, ob mich der Artstyle über die wenigen Impressionen hinaus unterhalten kann oder ob er nicht etwas zu (wortwörtlich) monoton wirken würde. Gleichzeitig war ich gespannt auf das Gameplay, das in den kurzen Clips bei einschlägigen Events nur sehr knapp beleuchtet wurde.

Hinweis: Ein Review-Key von Blanc wurde uns vor der Veröffentlichung des Spiels zur Verfügung gestellt.

Eine kleine aber feine Überraschung erwartet uns schon im Hauptmenü von Blanc, noch bevor das eigentliche Spielen beginnt. Statt wie in vielen anderen Titeln bei der Charakterauswahl anhand der Controllerreihenfolge gebunden zu sein, lässt uns das Spiel frei auswählen, ob wir den kleinen schwarzen Wolf oder das weiß Rehkitz übernehmen möchten. Diese Auswahl ist später auch jederzeit anpassbar, wenn man den Spielstand erneut lädt. Hat man sich für eine Figur entschieden, wird einem praktischerweise auch gleich die simple Steuerung angezeigt, die mit wenigen Tasten auskommt und sicherlich für den Großteil der Spieler selbsterklärend sein wird. Blanc ist kein Spiel für Hardcore-Gamer, das steht fest. Aber das will es auch gar nicht sein.

Im Mittelpunkt von Blanc steht das spielerische Erleben der Zusammenfindung zweier Tiere, die eigentlich gar nicht zusammen gehören. Da beide Jungtiere allerdings vom Rest ihrer Sippe getrennt wurden, schließen sie sich nach anfänglicher Scheu zusammen und bestreiten fortan gemeinsam die Suche nach den anderen. Bedingt durch die unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften der beiden Figuren entstehen in den zehn Leveln, die das Spiel bietet, abwechslungsreiche Rätsel-Situationen, in denen sich die Vor- und Nachteile des Paars bemerkbar machen und man auf gegenseitige Hilfe angewiesen ist. So kann der Wolf etwa durch schmale Spalten kriechen, während das Reh deutlich höher springen kann. Blanc verlangt dabei von keinem der beiden Spieler außergewöhnliche Fähigkeiten – weder in Sachen Geschicklichkeit noch beim Thema Denkvermögen. Ich würde an dieser Stelle aber nicht so weit gehen, Blanc als „Walking Simulator“ bezeichnen. Ein wenig Komplexität steckt nämlich sehr wohl in den Herausforderungen.

Während man also als untypisches Team agiert, die linearen Aufgaben meistert und dem Ziel mit jedem Schritt näher kommt, besticht das Abenteuer immer wieder mit seiner eigensinnigen Optik, die wohl das größte Alleinstellungsmerkmal von Blanc ist. Der kontrastreiche Schwarz-Weiß-Stil schafft es, die bedrückende Grundstimmung der wortlosen Geschichte auch auf visueller Ebene umzusetzen. Meine Befürchtung, dass die Grafik schnell ins Nervige abrutschen könnte, bewahrheitete sich nicht – was schlussendlich aber auch an der recht kurzen Spieldauer liegt. Blanc ist ganz locker an einem Abend vom Anfang bis zum Ende spielbar, fühlt sich dabei allerdings auch nicht zu kurz an. Damit steht das Spiel ein gutes Gegenbeispiel zu Like No Other, welches uns im Test deutlich zu kurz vorkam und seine Möglichkeiten gar nicht ausnutzte. Blanc hingegen weiß, wie sehr es seine Erzählung ausreizen kann und wie viel Abwechslung in der Kombination der zwei Tierfiguren steckt.

Blanc Jump n Run

Die überschaubare Spielzeit von 2 bis 3 Stunden führt im Falle von Blanc dazu, dass sich die Level allesamt unterschiedlich anfühlen. Jedes bringt seine eigenen Ideen und Herausforderungen mit sich, erst gegen Ende hin werden einige der vorab gelernten Mechaniken miteinander verwoben und im Zusammenspiel angewandt. Dadurch ist spielerisch genug Abwechslung geboten, obgleich die Rätsel wie bereits erwähnt beim Schwierigkeitsgrad auch für Casual-Gamer nicht zu hart sind. Besonders deutlich zeigt sich das bei den Sprungpassagen, an denen die beiden Figuren wie im Bild oben zu sehen Abgründe überwinden müssen. Präzise Steuerung ist hier nämlich nicht nötig, stattdessen signalisiert Blanc einem, sobald man einen Sprung ausführen kann und zeigt dann auch direkt die Stelle an, an die man springen kann. Ausversehen von einer kleinen Plattform herunterfallen kann man auch nicht, die Figur ist ohne aktive Eingabe stets an die jeweilige Oberfläche gebunden. Das erinnert ein wenig an die Bewegungsmechanik von Katzenabenteuer Stray, welches ich unbedingt noch spielen muss.

Besonders gut gelungen ist in Blanc die Atmosphäre. Trotz oder gerade bedingt durch den monoton gehaltenen Artstyle werden gleich zu Beginn die Emotionen wunderbar transportiert, die auch die beiden Jungtiere spüren müssen. Hinzu gesellt sich dann eine schöne und stets passende Musik, die die Situationen mit einem gelungenen Klangbild untermalt und die Szenerien ergänzt. Und wenn dann der Schnee von einem Brett rutscht, welches der kleine Wolf als Rampe für das Rehkitz nach unten geschoben hat, eine seichte Klaviermelodie ertönt und wir die Spur derer, die uns zurückgelassen haben, in der Ferne sehen, zeigt sich Blanc von seiner besten Seite. Das Spiel vermag es, ohne dass je ein Wort gesprochen wird, eine zugegebenermaßen einfache Handlung zu vermitteln und gleichzeitig den beiden Hauptcharakteren Sympathie zukommen zu lassen. Blanc verzichtet dabei ganz bewusst auf Bombast und fokussiert sich stattdessen auf die kleinen Momente und die Herausforderungen, die aus ihnen entstehen.

In unserer Testversion direkt am Veröffentlichungstag wurde Blanc leider auch von einigen Fehlern geplagt. Diese störten zwar das Spielerlebnis insgesamt nicht gänzlich oder hinderten uns gar am Weiterspielen, nervig waren einige der Macken natürlich trotzdem, weshalb sie an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Zum einen wäre da die Performance, die ab und an merklich zusammenbrach, was sich in hässlichen Rucklern zeigte. Ich bin mir an dieser Stelle nicht ganz sicher, ob das an der Switch generell lag oder der fehlenden Optimierung des Spiels anzuhängen ist. Sicherlich liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. An dieser Stelle seien auch die für meinen Geschmack zu langen Ladezeiten zwischen den Leveln erwähnt, die abermals durch Nintendos Hardware bedingt sein können.

Am störendsten allerdings war die Kamera, die stets in vorgegebenen Bahnen über die Welt schwebt und dabei stets beide Spieler einzufangen versucht. Dadurch, dass sie allerdings relativ starr ist und nicht dynamisch von ihrem Weg abweichen kann, kommt es zu oft dazu, dass sie sich in einem sehr seltsamen Winkel bewegt oder einen Spieler gänzlich aus den Augen verliert. Das geschieht besonders dann, wenn eine der beiden Figuren zu weit nach vorne läuft oder zu weit zurückfällt. Wie gesagt – die Fehler stören den Spielfluss kaum, sind aber trotzdem ein wenig nervig und sollten mit Patches ausgebessert werden.

Blanc Brett

Mein Fazit zu Blanc:

Häufig weicht meine Meinung zu einem Videospiel gänzlich von der Community ab, manchmal treffen es die Durchschnittsmeinungen aber ganz gut. Letzteres ist bei Blanc der Fall, welches derzeit bei 67 % positiven Reviews auf Steam steht und sich damit also irgendwo im Mittelmaß ansiedelt. Und das ist auch genau mein Eindruck vom Spiel.

Das Abenteuer des ungleichen Paares, einem jungen Wolf und einem Rehkitz, unterhält für seine kurze Dauer von unter drei Stunden gut und konfrontiert die Koop-Partner mit einigen interessanten Rätsel-Ideen, ist aber schlussendlich kein erinnerungswürdiger Hit. Dem Erstlingswerk des Studios fehlt es dafür an Raffinesse und Highlights. Trotzdem überzeugt Blanc durch eine gute audiovisuelle Gestaltung und dürfte besonders für Leute, die sonst wenig mit Videospielen zu tun haben, einen Blick wert sein.

Ich empfehle an dieser Stelle das Warten auf einen Sale, denn für das Gebotene und im Hinblick auf die kurze Dauer ist Blanc, wie es die Community auch sieht, einfach zu mittelmäßig. Keineswegs schlecht, aber eben auch nicht herausragend gut.

Unterhalten konnte uns Blanc am Ende durchaus. Als Hit wird uns die Reise des untypischen Bündnisses wohl nicht in Erinnerung bleiben, aber vielleicht will und muss es das auch gar nicht.

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