Zur Vorbereitung aufs Verfassen des alljährlichen Geburtstags-Beitrags des Videospielkombinats lese ich natürlich den des Vorjahres noch einmal. Was hat sich geändert, was bewahrheitet, wie hat sich die Zukunft entwickelt? Die Antworten dieser Fragen zu ergründen regt immer zum Schreiben an. Im Dezember 2023 sprach ich von der Verwunderung, dass scheinbar alle das Spielejahr fantastisch fanden und nur ich kaum spielenswerte Titel in die Hände bekam. „Vielleicht liegt mein Abweichen von der Mehrheitsmeinung einfach an einem anderen Geschmack. Vielleicht aber auch daran, dass sich mein Verhältnis zu Videospielen insbesondere im Jahr 2023 noch einmal merklich geändert hat.“ – Diese Zeilen aus dem letzten Jahr kann ich so auch für 2024 vollständig übernehmen. Die Gründe dafür sind durchaus vielschichtig.
Im Rückblick fällt auf: 2023 war bei mir ganz klar das Spiel des Xbox Game Pass. Das Abo war nahezu meine einzige Quelle für Videospiele. Preis-Leistung waren unschlagbar, die Nutzbarkeit mühelos und der Aufwand, nach neuen Spielen Ausschau zu halten und auf den bestmöglichen Sale zu warten, entfiel gänzlich. Bequemlichkeit machte sich breit in meinem Umgang mit dem Hobby Videospiele.
Diese Bequemlichkeit gab es auch in diesem Jahr – obgleich in anderer Form. Von Januar bis Dezember 2024 beschäftigte ich mich abermals deutlich weniger mit Videospielen als in der Vergangenheit. Würde ich mich deshalb nun endgültig als Casual Gamer bezeichnen? Wohl eher nicht. Unverändert spiele ich Spiele auch mit einem analystisch-kritischen Blick. Nicht immer, aber ab und zu. Und wieder einmal kann ich meine Aussage vom vergangenen Jahr wiederholen: Es gab in den letzten Monaten einfach kaum Spiele, die mich interessierten.
Ein Blick in die Top 10 der diesjährig veröffentlichen Videospiele bei Open Critic zeigt: Lediglich Platz 10 – Satisfactory – habe ich im Early Access vor Jahren gespielt. Auch in den Top 20 findet sich nahezu kein Spiel, welches ich angerüht habe. Möglicherweise weicht mein Geschmack inzwischen stark von der Mehrheit ab, aber mir kann doch niemand weiß machen, dass 2024 ein tolles Jahr für Videospiele war. Im AAA-Bereich folgte eine Enttäuschung auf die nächste, große Ankündigungen gab es kaum und auch im Indie-Bereich bestand bis auf wenige Ausnahmen eine ziemliche Flaute.
Ein großer Lichtblick begleitete mich indes über den Jahreswechsel: Im Winter 2023/2024 verschlang Baldur’s Gate 3 meine Aufmerksamkeit und wir beendeten unseren Playthrough im Koop relativ zügig. Anders als bei Divinity: Original Sin 2 war an keiner Stelle die Luft raus, das Spiel hielt uns konstant bei der Stange. Dies lag insbesondere an der tollen Geschichte und den guten Figuren. Auf beides wirken sich unsere Entscheidungen spürbar aus; alles endet in einem grandiosen Finale mit anschließendem Handlungsabschluss, der zum Teil für meine Begriffe sogar die Qualität des umfänglichen Outros aus Peter Jacksons Der Herr der Ringe erreicht. Rollenspielfans sollten sich Baldur’s Gate 3 also auf jeden Fall anschauen, auch wenn leider keine Erweiterungen oder sonstige Zusatzinhalte seitens der Entwickler geplant sind. Ziemlich schade, denn ich würde sehr gerne weitere Abenteuer im Spiel erleben. Dass selbst ein Rollenspiel-Schwergewicht und Spiel des Jahres einige Probleme haben kann, haben wir in unserer Analyse Wo die Genialität von Baldur’s Gate 3 sich selbst im Weg steht erörtert.
Im Jahresverlauf beschäftigten wir uns unter anderem mit der Frage, wie (de-)motivierend ein Spiel am Beispiel von Corepunk sein darf, siedelten kampflos mit Wikingern in Landnama und erbauten römische Außenposten in Citadelum. Außerdem konnten wir endlich das vom Videospielkombinat auf Kickstarter unterstützte Bo: Path of the Teal Lotus spielen und im Review ausgiebig unter die Lupe nehmen. Auch unser Korrekturleser-Veteran RememberReach veröffentlichte nach langer Pause mal wieder einen Beitrag über Assassin’s Creed.
Im Zuge des letzten Jahres erfuhr das Videospielkombinat seine letzten Änderungen im Bezug auf unsere Schreibkultur. Ursprünglich gab es hier auf unserem Blog wöchentlich einen neuen Beitrag. Später wurde das Veröffentlichungs-Pensum reduziert. Zuletzt landeten wir bei einem Artikel im Monat – doch auch das fühlte sich nach einigen Jahren nach zu viel Zwang an. Schlussendlich war, ist und bleibt das Videospielkombinat ein reines Hobby-Projekt und sollte dementsprechend auch allen Beteiligten Freude bereiten. Im vergangenen Geburtstag-Beitrag fasste ich also den Entschluss, das regelmäßige und sich nach Arbeit anfühlende Veröffentlichen von Beiträgen gänzlich abzuschreiben und auf einen irregulären Publikationszyklus umzuschwenken. Seitdem gibt es hier zwar erneut deutlich weniger Beiträge – wir schreiben allerdings wirklich nur, wenn wir etwas zu sagen haben.
Besonders herausstechende Spiele oder besondere Merkmale dieser haben wir ebenso beleuchtet wie neue Veröffentlichungen, für die wir mit den Publishern und PR-Agenturen im Kontakt standen. So, wie Videospiele für mich deutlich weniger Zeit in Anspruch nehmen – was unter anderem an den oben genannten Gründen liegt – so ging auch die Regelmäßigkeit des Schreibens zurück. In beiden Fällen ist mein Interesse beileibe nicht kleiner geworden. Lediglich die Fokussierung und Priorisierung meiner (Frei-)Zeit hat sich verändert.
Wenn mir in einem Videospiel etwas besonders auffällt – so wie die grandiose Optik bei Throne and Liberty – berichte ich gerne und ausführlich darüber. Unser Blog wird damit eine Anlaufstelle für unserer Meinung nach herausstechende und erwähnenswerte Spiele, nicht für den 0815-Mainstream aus Lootboxen, Battle Passes und Timed Events. Auch im kommenden Jahr werden wir daher am aktuellen Veröffentlichungs-Stil festhalten.
Das Jahr 2024 und die Jahre der Zukunft
Das meiner Meinung nach schwache Spielejahr 2023 wurde in 2024 noch einmal deutlich unterboten. Noch immer spiele ich das vor über einem Jahr erschienene Age of Wonders IV sehr gerne, noch immer denke ich zurück an die wunderschöne Spielwelt von Avatar: The Last Frontier. Auch Atomic Heart und Cocoon sind mir aus 2023 positiv in Erinnerung geblieben. Ob ich mich Ende 2025 noch an Spiele aus 2024 erinnern kann, wage ich stark zu bezweifeln.
Nichtsdestotrotz stelle ich an dieser Stelle die Vermutung auf, dass 2025 alles besser wird. Es stehen einige große Titel in den Startlöchern und besonders im High-Budget-Bereich könnten uns einige wirkliche Perlen begegnen. Wer weiß, vielleicht sind wir auch 2025 schon alle in Grand Theft Auto VI unterwegs, das – sollte es erscheinen – sicherlich den gesamten Fokus der Spielebranche auf sich ziehen wird. Alternativ wird möglicherweise im neuen Römer-Anno schon fleißig an der optimalen Insel getüftelt.
So, wie ich vor rund einem Jahr mit Baldur’s Gate 3 den Jahreswechsel feierte, habe ich mich aktuell ein wenig in Path of Exile 2 verloren. Als großer Fan von Action-RPGs holt mich das Spiel schon in seinem jetzigen Early-Access-Status ab und ich bin auf die zukünftige Entwicklung sehr gespannt. Ebenso gespannt bin ich, ob ich in zwölf Monaten endlich mal wieder von einem wirklich gelungenen Spielejahr sprechen werde.