Wind Peaks: Wimmelbild für große und kleine Pfadfinder

Wind Peaks Banner

Schon vor geraumer Zeit habe ich ein Faible für digitale Suchrätsel-Spiele entwickelt. Bereits die physischen Bücher, die ich im Kindesalter Seite für Seite lösen konnte, hatten es mir angetan und mit der Übertragung des simplen Spielkonzepts in Videospiele kamen plötzlich deutlich mehr Möglichkeiten der Visualisierung hinzu. Wind Peaks ist ein Titel, der besonders durch seinen hübschen Artstyle auffällt und ich war gespannt, welche Besonderheiten mich erwarten würden. Dass Wimmelbild-Spiele auch auf PC, Konsole und Smartphone wunderbar funktionieren, wurde längst bewiesen. Die wichtige Frage an dieser Stelle ist nun lediglich, ob sich Wind Peaks in die Reihen der erfolgreichen Genrevertreter eingliedern darf. Wir haben uns das Spiel wortwörtlich gründlich angeschaut.

Anlässlich der Veröffentlichung für die Nintendo Switch am 3. März 2021, also vor grob einer Woche, wurden wir mit einer Review-Anfrage in unserem Postfach überrascht. Als Fan von Hidden Folks und Hidden Through Time, welche wir beide in ausführlichen Artikeln beleuchteten, konnte ich da natürlich nicht ablehnen. Am folgenden Test wirken untypischerweise sogar mehrere Mitglieder des Videospielkombinats mit und wir können dir somit eine noch differenziertere Meinung als sonst präsentieren.

Hinweis: Ein Review-Key von Wind Peaks wurde uns zur Verfügung gestellt.

Wenn du schon einmal ein Wimmelbild-Spiel in digitalisierter Form gespielt hast, wirst du dich auch in Wind Peaks sofort zurechtfinden. Aber auch alle anderen werden das Spielkonzept schnell verstehen, denn die Benutzeroberfläche ist schön aufgeräumt und das Ziel ist von Anfang an stets klar definiert. Am unteren Bildschirmrand werden diverse Objekte angezeigt, die es in der Spielwelt zu finden gilt. Zuerst wird im sehr überschaubaren Tutorial-Level die Steuerung, die sowohl mit Maus und Tastatur als auch mit einem Gamepad tadellos funktioniert, erläutert. Nachdem man erste Funde in dem kleinen Gebiet getätigt hat, werden die Areale schnell deutlich größer. Im Grundprinzip bleibt das Gameplay aber stets gleich, überfordert wird man mit neuen und zu komplizierten Mechaniken also nicht. Wind Peaks bleibt stets klar verständlich und seinem Kernkonzept treu, was insbesondere unerfahreneren Spielern gefallen wird.

Natürlich ist die klare Struktur von Wind Peaks keinesfalls gleichzusetzen mit Langeweile – im Gegenteil! Dem Spiel gelingt es, spielerische und erzählerische Aspekte stärker miteinander zu vereinen als die beiden eingangs bereits von mir erwähnten Titel und schafft so ein kontinuierlicheres Spielgefühl. So sucht man nicht etwa wahllos zusammengewürfelte Gegenstände. Stattdessen dienen die Objekte schlussendlich zumeist einem logischen Zweck und werden in einer kurzen Videosequenz am Ende jedes Levels zusammengefügt, sobald man alle gefunden hat. Beispielsweise hat einer der Pfadfinder seine Kleidung beim Baden verloren und unsere Aufgabe ist es folglich, seine Schuhe, die Hose und das Oberteil zu finden, damit er sich nicht vollständig entblößt aus dem Gebüsch begeben muss.

Insbesondere im Vergleich mit Hidden Folks fällt auf, dass Wind Peaks viel weniger auf ein Wirrwarr aus unzähligen Details auf dem Bildschirm setzt. Vielmehr steht hier die Darstellung einer halbwegs realistischen Umgebung im Vordergrund, was das Suchen deutlich weniger abstrakt erscheinen lässt. Statt den Spieler also mit einer schier unendlichen Masse an Animationen und Gegenständen auf einer gigantischen Karte zu konfrontieren, wirken die mit Wäldern gesäumten Level im Wind-Peaks-Park gesetzter und vor allem deutlich weniger hektisch. Falls du auf der Suche nach einem Adrenalinkick beim Spielen bist, ist Wind Peaks wohl eher weniger etwas für dich. Das Spiel geht die ganze Sache etwas ruhiger an, was sich auch in der Wahl der visuellen Darstellung niederschlägt. Hier punktet Wind Peaks durch eine schön verspielt gezeichnete Comic-Optik mit passender Farbgebung meiner Meinung nach auf ganzer Linie.

Wind Peaks Kleidung

In Sachen Visualisierung zählt Wind Peaks damit für mich zu den gelungensten Wimmelbild-Videospielen. Der detaillierte Zeichenstil stellt alle Objekte klar erkennbar dar und erzeugt gleichzeitig insbesondere durch die vielschichtige Darstellung der bewaldeten Teile der Level eine dichte Atmosphäre. Im Gegensatz zu anderen Genrevertretern ähneln sich die Gebiete im Grundtenor zwar sehr – Wind Peaks spielt ja immerhin konstant im selben Park – doch das Spiel vermag es, durch andere Kniffe dennoch Abwechslung ins Geschehen zu bringen. Besonders die benutzbaren Items, die dem Gameplay hin und wieder eine gewisse Portion Frische untermischen, sind hier eine willkommene Integration. Im düsteren Nachtlevel kann so beispielsweise eine Taschenlampe dafür benutzt werden, den Mauszeiger in eine Lichtquelle zu verwandeln. Somit tappt man nicht gänzlich im dunkeln. Visuell werden so durch tolle Beleuchtungseffekte ganz nebenbei auch noch unterschiedliche Stimmungen erzeugt. Erwähnenswert ist an dieser Stelle, dass die gezeigten Objekte nicht zwangsläufig so erscheinen, wie man sie in der Vorschau sieht. Durch veränderte Lichtverhältnisse können Farben beispielsweise stark abweichen, was das Finden erschwert.

Schade ist dennoch, dass die Umgebungen insgesamt doch ein wenig zu eintönig wirken und man sich in Sachen Variantenreichtum ruhig mehr Ausschweifungen hätte leisten können. Auch das sehr deutliche Recyceln diverser Elemente in der Spielwelt fällt negativ auf. Dass das Abenteuer der Pfadfinder trotzdem nicht langweilig wird, liegt unter anderem auch daran, dass Wind Peaks mit rund zwei Stunden Spielzeit recht kurz ist und man es gut und gerne in einer Session beenden kann. Zu kurz fühlt sich das Rätseln dadurch aber beileibe nicht an. Das Ende erreicht der Spieler an einem meiner Meinung recht gut gewählten Zeitpunkt, an dem man sich noch nicht gänzlich am Stil sattgesehen hat und dennoch bereits eine Vielzahl an Leveln durchsuchen konnte. Hidden Folks und Hidden Through Time haben an dieser Stelle natürlich den Vorteil, dass sie verschiedenste Themengebiete und Epochen abdecken können und nicht an ein sehr spezielles Szenario gebunden sind. Letzteres verschafft Wind Peaks im Gegenzug dann aber mehr Kontinuität und Wiedererkennungswert.

Dem Schwierigkeitsgrad von Wind Peaks gelingt der Spagat zwischen Lösbarkeit und Herausforderung im Gesamtbild recht ordentlich. Die seichten ersten Level führen den Spieler an die Konzepte heran, recht schnell muss man dann aber bei einigen gut versteckten Objekten ganz genau hinsehen. Sollte man einmal gar nicht fündig werden und den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen, hilft die Unterstützungs-Funktion. Nach einem Klick auf den Gegenstand am Bildschirmrand wird nach drei Minuten Wartezeit mit einem Pfeil die Richtung gekennzeichnet, in welcher sich das gesuchte Item befindet. Diese Zeit lässt sich dann zumeist nutzen, um ein letztes Mal das gesamte Gebiet zu überfliegen. Die Freude ist dann umso größer, wenn man das Objekt der Begierde dann trotzdem noch ohne Hilfestellung findet. Letzteres kam bei unserer Review-Runde recht häufig vor.

Wind Peaks Story

Mein Fazit zu Wind Peaks:

Wind Peaks ist ein Videospiel für alle Altersgruppen. Wo sich insbesondere das sehr stilisierte Hidden Folks nahezu ausschließlich an ein eher älteres Publikum richtet, kann ich Wind Peaks ohne Probleme auch für Kinder empfehlen, deren Eltern in Zeiten von Dauer-Lockdown nicht wissen, welche Spiele sie sich noch zusammen anschauen können. Die handgezeichneten Welten sind visuell sehr ansprechend gestaltet und strahlen durch gesättigte Farben und gemächliche Animationen eine entspannende Ruhe aus. Ebenfalls sehr gelungen ist neben der optischen Darstellung auch die musikalische Untermalung. Audiovisuell kann sich Wind Peaks also auf ganzer Länge sehen (und hören) lassen.

Die minimalistische Handlung sorgt für einen groben Rahmen der Level und die zu suchenden Objekte haben schlussendlich stets einen Zweck, sodass man diese nicht einfach nur des Suchens wegen sucht. Insgesamt wurden wir in den zwei Stunden bis zum Abspann gut unterhalten und können Wind Peaks großen und kleinen Wimmelbild-Fans uneingeschränkt empfehlen.