Ursprünglich begann ich mit dem Verfassen dieses Artikels bereits Ende Juli, kurz nach dem Xbox Game Showcase Event. Damals lautete der Titel noch “Xbox Game Showcase: Der Master Chief mit dem Rücken zur Wand”. Doch durch unvorhersehbaren Lernaufwand für die anstehenden Klausuren war ich gezwungen, den Artikel erst einmal unfertig beiseite zu legen. Als ich mich dann daran setzte, diesen zu vollenden und mir meine Enttäuschung über den Gameplay-Reveal von Halo Infinite von der Seele schreiben wollte, war bereits alles anders.
Das gezeigte Gameplay vom neuesten Halo-Ableger enttäuschte durch Grafik, die keineswegs Next-Gen-würdig ist, und fragwürdiges Gameplay, welches mir Stirnrunzeln bereitete. Scheinbar ging es dabei vielen Zuschauern ähnlich und die Kritik der Fans kam in Internet-Foren und auf Social-Media-Plattformen offen zum Vorschein. Die Stimmen waren dabei so laut, dass auch der Halo-Entwickler 343 industries erst zu beschwichtigen versuchte und kurz darauf etwas für unmöglich geglaubtes tat. Der Launch von Halo Infinite – ursprünglich pünktlich zum Launch der neuen Xbox Series X – wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Ich könnte hier also noch einmal meine Kritikpunkte an der Halo-Präsentation auflisten und meine Sorgen bezüglich der Richtung, in welche sich der Xbox-Vorzeigetitel entwickelt, äußern. Doch die Verschiebung ist hoffentlich der richtige Schritt und ich warte erst einmal darauf, wie die Kritikpunkte aufgenommen und eingebracht werden und halte mich zurück, bis neues Gameplay-Material veröffentlicht wird.
Während ich der Verschiebung von Halo komplett zustimme, sehe ich aber ein größeres Problem auf Microsoft und den Launch der Xbox Series X im November diesen Jahres zukommen. Ich spiele auf Xbox One und zähle wohl zu den Kunden, die für eine neue Konsole gewonnen werden wollen. Doch anders als bei allen Generationswechseln, die ich bisher miterleben durfte, frage ich mich dieses mal wirklich, warum ich mir neue Hardware kaufen sollte. Denn sowohl bei Third-Party-Spielen als auch bei Exklusivtiteln fehlt mir aktuell die richtige Software, die den Kauf von neuer Gaming-Hardware im Bereich von mehreren Hundert Euro rechtfertigen könnte.
Bevor ich näher auf die aktuelle Situation eingehen möchte, schweife ich den Blick aber noch einmal zurück auf das Jahr 2013 und den damals anstehenden Launch der Xbox One. Zugegeben, ich war damals sicherlich weniger bedacht in meiner Entscheidung, mir direkt zum Day One eine neue Xbox One zu sichern. Zwar wurden viele spielerunfreundliche Entscheidungen im Hinblick auf die Konsole noch vor deren Verkaufsstart von Microsoft behoben, dennoch kann ich rückblickend kaum glauben, dass ich bereitwillig 500 Euro für die Konsole bezahlte. Wohlgemerkt gehört damals Kinect noch zwanghaft zum Lieferumfang und in den Wochen vor Release zeichnete sich ab, dass die Xbox One der PS4 in technischen Aspekten unterlegen war.
Überzeugt haben mich damals aber besonders die Spiele, welche die Xbox One bot. Ich bin ein großer Fan der Halo-Reihe und auch des Forza-Franchise. Beide waren damals nur auf der Xbox zu haben. Wenig überraschend sicherte ich mir direkt zum Launch Forza Motorsport 5. Dieses hatte zwar deutlich weniger Umfang als seine Vorgänger, bot aber erstmals nahezu fotorealistische Fahrzeugmodelle und rechtfertigte für mich ohne Frage die Anschaffung neuer Gaming-Hardware. Während Halo nur angeteasert wurde, startete die Xbox One aber auch mit Ryse: Son of Rome und Dead Rising 3. Beide Spiele waren ebenfalls – zumindest damals – exklusiv auf Xbox.
Ryse konnte zwar weniger mit einer spannenden Story und abwechslungsreichen Gameplay punkten, zeigte aber grafisch neue Maßstäbe. Die Grafik von Ryse war seiner Zeit dabei soweit voraus, dass es sich selbst gegen Jahre später veröffentlichte Spiele nicht verstecken musste. Das ebenfalls erwähnte Dead Rising 3 konnte weniger durch atemberaubende Grafik überzeugen, dafür aber vielmehr durch die schiere Masse an KI-Zombies, die die Spielwelt und den Bildschirm des Spielers säumten. Allgemein gab es zum Konsolenstart einige wichtige Spiele, die mit toller Grafik lockten. Dabei blieb mir zum Beispiel auch Battlefield 4 in Erinnerung. Dieses machte grafisch einen großen Schritt und der Unterschied zwischen den Konsolengenerationen war deutlich erkennbar. Nicht nur weil die Szenerien schöner aussahen sondern auch, da die Battlefield-typischen Zerstörungseffekte detaillierte ausfielen.
Nun aber zurück ins hier und jetzt. Microsofts First-Party-Lineup ist für mich enttäuschend. Halo Infinite – was das große Zugpferd der neuen Konsole hätte sein können – wurde verschoben, eben weil es eben keinen Next-Gen Wow-Faktor mit sich brachte. Auch das Forza-Franchise muss dieses Jahr ohne Release auskommen. Folglich wird es über drei Jahre in Folge keinen Ableger der Motorsport-Sparte geben. Andere Exklusivtitel mit zeitnahem Release gibt es nicht. Nach Titeln von Third-Party-Entwicklern, die mich mit gestochen scharfer Grafik oder innovativen Spielmechaniken beeindrucken, suche ich ebenfalls vergeblich. Bezeichnend finde ich dabei das im November erscheinende Assassin’s Creed Valhalla, welches von Microsoft aktiv für die Xbox Series X beworben wurde, aber technisch kaum Fortschritte gegenüber dem Vorgänger Odyssey auf einer Xbox One zeigt. Ferner sorgte auch die Ankündigung des erneuten Releases von Grand Theft Auto V bei mir für Augenrollen. Bleiben wir bei den von mir im vorigen Absatz genannten Spielen, fällt zudem enttäuschend auf, dass EA zum Start der neuen Konsolen kein Battlefield oder ein ähnlich großes Spiel am Start haben wird.
Mein Ersteindruck zur Xbox Series X:
Mit dem enttäuschenden Xbox Game Showcase konnte Microsoft sicherlich nur bedingt Werbung für die neue Xbox Series X machen. Die Verschiebung von Halo ist nachvollziehbar, lässt die neue Konsole aber ohne Vorzeigetitel zurück. Ich persönlich sehe aktuell keinen Grund, im Herbst eine Xbox Series X zu kaufen, da ich keine Spiele im Blick habe, welche den Kauf der neuen Konsole für mich rechtfertigen würden. Hier muss sich auch Microsoft Fragen stellen. Man hat über Jahre Entwicklerstudios akquiriert, steht nun aber ohne größere Titel für den Generationswechsel da.
Ich möchte dabei auch betonen, dass es sehr wohl Aspekte für die Xbox Series X gibt. Die Hardwareleistung der Konsole scheint die der Konkurrenz zu übertrumpfen. Außerdem bietet Xbox mit dem Game Pass für eine relativ kleine monatliche Gebühr, direkt zum Launch über Hundert Titel für die neue Konsole. Und auch Hauptkonkurrent Sony hat zwar einige vielversprechende Exklusivtitel für die kommende PlayStation 5 angekündigt, davon werden aber nur weniger zum Starttermin erhältlich sein.
An dieser Stelle sei aber noch einmal gesagt, dass es mir hier nicht um einen Vergleich zwischen Xbox Series X und PlayStation 5 geht. Vielmehr fehlen mir als Xbox-Spieler aktuell allgemein Gründe für eine neue Konsole. Da Spieleentwicklung ein langwieriger Prozess ist, wird sich dies bis zur Veröffentlichung der neuen Konsolen im Herbst nicht ändern. Ich bin gespannt, was Microsoft noch auffahren wird, um mir die neue Spiele-Hardware schmackhaft zu machen. Aktuell bin ich nicht überzeugt.