Schon im Herbst 2015 konnte Shift Happens mit einem spannenden Spielkonzept und ausgeklügeltem Koop mein Interesse wecken. Das Lösen der Rätsel machte auch in der Demo viel Spaß und immer mal wieder kam bei uns die Frage auf, was das Spiel denn so lange im Early Access mache, da es doch damals schon ziemlich rund lief. Die Veröffentlichung am 22. Februar lieferte dann schließlich die Antwort.
Zur Zeit ist das Early Access Programm von Steam ist alles andere als Zufriedenstellend. Es finden sich unzählige Spiele, an denen seit Jahren nichts mehr geändert wird und die mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit niemals fertig werden. Manche werden nach einer Ewigkeit ohne ein Wort vom Entwickler auch in einem miserablen Zustand veröffentlicht und geraten für viele Spieler in Vergessenheit. Glücklicherweise ist Shift Happens das genaue Gegenteil von alldem. In den letzten Jahren sind mir nur sehr wenige Titel aufgefallen, die die Phase im Early Access so gut optimiert verlassen haben wie das Jump ’n‘ Run von Klonk Games.
Hinweis: Ein Review-Code von Shift Happens wurde uns zur Verfügung gestellt.
Im Kern ist das Gameplay von Shift Happens ziemlich klassisch. Man läuft und hüpft durch die 2D-Level, weicht tödlichen Hindernissen aus und sammelt auf dem Weg so viele Punkte wie möglich ein. Optional kann auch noch eine Bestzeit erlaufen werden, mit der man bei seinen Freunden angeben kann. Richtig interessant wird das Spiel durch beiden Charaktere Bismo und Plom, die auf ganz besondere Weise ein unzertrennliches Paar sind. Einer von beiden ist groß, der andere klein. Der Twist ist, dass die Größe auf Knopfdruck geändert werden kann.
Rund um diese Idee werden alle Rätsel und Geschicklichkeitspassagen in Shift Happens gestrickt. Einhergehend mit dem Wechsel der Größe sind nämlich neben der reinen Höhe der Spielfigur auch unterschiedliche Eigenschaften. Während der kleine Bismo etwa durch schmalere Gänge passt und ziemlich weit springen kann, hebt der plumpe Plom mit Leichtigkeit schwere Kisten und kann sogar seinen roten Kumpel durch die Gegend werfen.
In vier Umgebungen kommt durch einen fairen aber stetig ansteigenden Schwierigkeitsgrad vor allem im Koop-Modus ziemlich viel Spaß auf. Wer alle Münzen einsacken will, muss zusammenarbeiten und sich aufeinander abstimmen. Obwohl die Mechanismen recht ähnlich bleiben und nur selten neue Objekte Einzug erhalten, werden einzelne Elemente in immer neuen Variationen zusammengesetzt, was dich jedes Mal vor schwierigere Herausforderungen stellt. Zudem muss im späteren Spielverlauf fast jeder Sprung zeitlich gut geplant werden, um etwa eine Plattform im richtigen Moment zu erreichen. Absprache und Koordination mit dem Spielpartner sind also Pflicht.
Wer glaubt, das der kindliche Comic-Look und die fröhliche Musik sich auch in zu einfachen Leveln wiederspiegelt, der irrt sich gewaltig. Denn sowohl im Einzel- als auch im Mehrspielermodus kommen erfahrene Spieler voll auf ihre Kosten. Zwar wird man behutsam im ersten der vier Gebiete an Shift Happens herangeführt, im zweiten geht es dann aber schon richtig zur Sache und deutlich mehr tödliche Fallen spicken die Umgebungen. Zumeist ist der schwierigste Part aber nicht das Rätsel an sich, sondern die richtige Ausführung der damit verbundenen Sprungeinlagen. Obwohl man so oft auf Anhieb sieht, was zu tun ist, fordert vor allem das richtige Timing einiges an Übung.
Das gleiche gilt auch für den Solo-Modus, in welchem man per Tastendruck zwischen den beiden Figuren wechseln kann. In denen sich vom Koop deutlich unterscheidenden Leveln kommt dadurch noch ein wichtiges Spielelement hinzu, denn der Zeitpunkt des Wechsels will für viele der Rätsel gut gewählt sein. Gut durchdachtes Spieldesign, wie zum Beispiel die Aktivierung von Schaltern mit Bismo während man sich mit Plom auf einen Sprung vorbereitet oder der direkte Fokuswechsel, wenn man als kleine Figur von der großen aufgehoben wird, erleichtern das Vorankommen als Einzelspieler. Trotzdem spielt es sich alleine ein wenig unkomfortabler, da man in vielen Situationen die zweite Figur erst mühselig nachziehen muss.
Das Herzstück von Shift Happens ist ganz klar der Koop, der sowohl online als auch zusammen an einem Gerät gespielt werden kann. Die Punkteanzeige animiert zwar zum Wettkampf, aber das erforderliche Zusammenspiel in allen Situationen macht jeden Level zu einer Augabe, die man nur durch Unterstützung des Anderen bewältigen kann. Durch das shiften in einer ungünstigen Situation kann man – sei es beabsichtigt oder nicht – den Partner an vielen Stellen das zeitliche segnen lassen. Glücklicherweise ist das Wiederbeleben jederzeit möglich, solange noch ein Spieler lebt. Frust kommt also in solchen Momenten nie auf und die Verärgerung über den Mitspieler verschwindet, sobald man die nächste Hürde gemeinsam gelöst hat.
Mein Fazit zu Shift Happens:
Shift Happens macht als Koop-Abenteuer alles richtig. Es fördert die Zusammenarbeit der Spieler, es vergibt Fehler und meistert durch eine gelungene Lernkurve den Spagat zwischen Herausforderung und Erfolg. Grafik und Sound sind bewusst minimalistisch und lenken nie vom eigentlichen Spielgeschehen ab. Die motivierende Jagd nach allen Punkten eines Levels unterhält für viele Stunden und wird mit einem geeigneten Mitspieler zum unvergesslichen Erlebnis. Auch im vollwertigen Einzelspieler bekommt man mithilfe der durchdachten Steuerung ein tolles Spielerlebnis, das die Geschicklichkeit und Reaktionsfähigkeit des Spielers auf die Probe stellt. Shift Happens ist ein Beispiel dafür, wie man mit langer Entwicklungszeit ein Spiel bis zur Perfektion verbessern und es so für jeden Freund von kooperativem Rätseln empfehlenswert machen kann.