Während die Siedler-Reihe seit mehreren Jahren vor sich hin schlummert und kaum ein Lebenszeichen zu hören ist, sprießen besonders im Steam Early Access immer mal wieder Spiele hervor, die das Spielkonzept der Aufbau-Reihe weiterentwickeln und verbessern wollen. Mit dem unverbrauchten Setting der nordischen Mythologie und raffinierten Ideen sticht Northgard schon jetzt aus der Masse hervor.
Im Gegensatz zum eher gemächlichen Siedler geht es in Northgard vor allem um Geschwindigkeit und überlegte Vorausplanung. Denn die neu entdeckte Welt stellt deinen Wikingerklan vor unzählige Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Neben den harschen Wetterbedingungen sollte man auch stets ein Auge auf seine Widersacher werfen, die den Sieg genauso vor Augen haben wie man selbst. Die Besiedelung einer rauen Welt ist eben kein Zuckerschlecken und dein kostbarstes Gut ist wie so oft die Zeit.
Hinweis: Ein Preview-Code von Northgard wurde uns zur Verfügung gestellt.
An den neu entdeckten Küsten Northgards startet man mit einigen wenigen Wikingern, die mutig genug waren ihre Heimat zu verlassen und in unerforschte Gefilde vorzudringen. Die ersten Minuten verbringen wir damit, erste Gebäude zu errichten, die uns dabei helfen werden, den kommenden Winter zu überstehen. Genügend Nahrung zur Versorgung sowie ein ausreichend großer Holzbestand sind von höchster Bedeutung, denn in der kalten Jahreszeit werden unsere Reserven deutlich schneller aufgebraucht. Besonders kompliziert wird es dann, wenn wir merken, dass die Jagdhütte nicht einfach an beliebiger Stelle errichtet werden kann.
Die Spielwelt ist in verschiedene Sektoren unterteilt, die bestimmte Ressourcen bieten aber jeweils nur eine begrenzte Anzahl an Gebäuden zulassen. Da zu Beginn nur ein einzelner Bereich aufgedeckt ist, sollte man zunächst mit einem Späher das Umland erforschen, um herauszufinden, wo man bestimmte Bauwerke platzieren wird. Jäger können beispielsweise nur dort jagen, wo auch Wildtiere unterwegs sind und Holzfäller sind effizienter, wenn ein dichter Wald in der Nähe ist. In jedem Sektor findet man jeweils nur eine Ressource, die beim Klicken auf einen bereits entdeckten Kartenabschnitt angezeigt wird.
Durch den jetzt schon sehr gut gelungenen Kartengenerator spielt sich jede Partie von Northgard anders als die vorherige. Ständig müssen wir überlegen, wo wir welches Bauwerk am sinnvollsten platzieren können und welchen Sektor wir zuerst für uns beanspruchen. Damit das klappt, müssen nämlich alle feindlich gesinnten Einheiten beseitigt werden. Während sich unsere Siedler gegen Wolfsrudel noch ganz ordentlich selbst zur Wehr setzen können, benötigen wir für stärkere Gegner schon erste bewaffnete Einheiten, was wiederum zu höheren Ausgaben führt und gleichzeitig auch die Anzahl derer, die in anderen Produktionsbereichen arbeiten, reduziert.
Während man das Einzugsgebiet seines Klans mit der Zeit stetig vergrößert, trifft man recht schnell auf die anderen Wikingerstämme. Wie wir mit diesen verfahren, liegt ganz bei uns. Doch spätestens, wenn uns der Sektor mit einer für uns wichtigen Ressource vor den Augen weggeschnappt wird, ist Schluss mit friedlichem Handel und die Äxte werden gezückt. Der Krieg gegen die KI-Spieler funktioniert recht ähnlich wie das Befreien eines Sektors von wilden Kreaturen. Man schickt seine Armee in den Bereich, lässt sie alles feindlichen Truppen sowie die Bewohner vertreiben und der Sektor kann von uns annektiert werden. Gebäude, die unser Gegner bereits gebaut hat, bleiben bestehen und können von uns genutzt werden.
Die nordischen Gottheiten spielen für unsere Siedler eine wichtige Rolle. Durch die Anhäufung von Wissen, welches wir durch betende Bürger an bestimmten Steinen bekommen, schalten wir wählbare Boni frei und erhalten so etwa einen Geschwindigkeitsboost in der Nahrungsmittelbeschaffung oder beim Kampf im Winter. Somit kann man seine Sippe den ganz eigenen Bedürfnissen anpassen und etwa eine kriegerische Meute erschaffen, die besonders Schlagkräftig agiert, wenn der Gegner durch niedrige Temperaturen nicht einmal genug Feuerholz hat. Doch eine feindliche Auseinandersetzung ist nicht zwingend notwendig. Verschiedene Siegbedingungen ermöglichen auch einem friedlichen Stamm einen ruhmreichen Triumph.
Ein großer Pluspunkt von Northgard ist schon jetzt die übersichtliche Gestaltung. Die zufallsgenerierten Welten sehen stimmungsvoll aus und das Erkunden der neuen Insel macht jedes Mal aufs Neue viel Spaß. Auch das Interface präsentiert sich sehr aufgeräumt und ermöglicht einen guten Überblick über den Stand der Klanmitglieder und Ressourcen. Letztere sind vor allem dann im Auge zu behalten, wenn sich zu dem ohnehin schon harrschen Bedingungen in den Wintermonaten auch noch ein Schneesturm oder eine Draugrinvasion gesellt. Mit solchen Events wird die Spielroutine ordentlich durchgerüttelt und man muss schnell umdenken können, damit nicht der halbe Stamm das zeitliche segnet und man ins Hintertreffen gerät.
Mein Ersteindruck zu Northgard im Early Access:
Northgard fühlt sich schon seit dem ersten Tag im Early Access wie ein fertiges Spiel an. Die Ausbreitung des Wikingerklans, das Finden der Balance zwischen Expansion und Ressourcenhortung und der Schlagabtausch mit anderen Stämmen macht auf den zufällig generierten Welten schon jetzt einen runden Eindruck. Ich bin sehr gespannt, wie sich Northgard in dem geplanten halben Jahr im Early Access weiterentwickelt und welche neuen Features Einzug halten werden. Neben der Einzelspieler-Kampagne könnte besonders der Mehrspieler-Modus Northgard zu einem wahren Strategietipp des Jahres 2017 machen. Ein solider Grundstein für die nordische Eroberung der Spielerherzen ist auf jeden Fall schon gelegt worden.