Hidden Through Time: Ein Suchender in farbenfrohen und leblosen Zeiten

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Als Kind kannte ich Wimmelbilder nur in physischer Form aus Büchern auf der heimischen Couch oder langen Autofahrten. Zwar gab es über die Jahre verteilt immer mal wieder das eine oder andere Spiel, welches Suchrätsel auch in die virtuelle Welt integrierte, doch die nahezu perfekte Digitalisierung des Spielkonzepts lernte ich erst 2017 mit Hidden Folks kennen. Nun versucht Hidden Through Time mit ähnlichem Artstyle und einem deutlich höheren Farbspektrum, an die Erfolge des Indie-Hits von vor drei Jahren anzuknüpfen und ihm mit einigen interessanten Ideen womöglich sogar den Rang abzulaufen.

Bin ich eigentlich der einzige, der beim Namen ‚Hidden Through Time‘ zuerst an das 1999 erschienene PlayStation-Abenteuer Bugs Bunny: Lost in Time denkt? Höchstwahrscheinlich schon – und das obwohl die beiden Spiele auf den zweiten Blick auch abseits der Betitelung einige Gemeinsamkeiten aufweisen. In Hidden Through Time geht es nämlich auch um eine Reise durch die Zeitepochen der Menschheitsgeschichte. Angefangen in der Steinzeit arbeitet man sich durchs antike Ägypten und Mittelalter bis in die Neuzeit vor und sucht in etlichen Leveln nach gut versteckten Objekten.

Hinweis: Hidden Through Time erinnert in seiner Gestaltung sehr stark an Hidden Folks, weshalb sich die Entwickler bereits dem einen oder anderen Vorwurf einer Kopie gegenüber sehen. Eine Wertung dieser Diskussion lassen wir in folgendem Review außen vor und beschränken uns lediglich auf das, was das Spiel an sich zu bieten hat.

Der wohl auffälligste Unterschied von Hidden Through Time im Vergleich zur Konkurrenz fällt sofort ins Auge: Das Spiel präsentiert sich in voller Farbe und wirkt dadurch deutlich einladender und freundlicher. Der putzige Comic-Look wird wohl auch ein jüngeres Publikum erfreuen, was natürlich nicht heißen soll, dass das Spiel zu leicht wäre. Startet man den Abenteuermodus, wird man sogleich mit einem Zeitstrahl konfrontiert, welcher die Levelauswahl darstellt und uns zugleich durch die verschiedenen Epochen führt. Im ersten Level – genannt „T-Rex-Angriff“ – findet man die drei am unteren Bildschirmrand dargestellten Objekte auch ohne Hilfestellung ziemlich schnell, doch schon bald werden die Umgebungen besonders durch ihre stark wachsenden Ausmaße deutlich herausfordernder.

Man merkt an vielen Stellen schon eine gewisse Ähnlichkeit zum schwarz-weiß stilisierten Hidden Folks. An sich ist das natürlich nichts schlechtes, denn Hidden Through Time schaut sich unter anderem die sehr übersichtlich gestaltete Benutzeroberfläche ab. Auf einen Blick erkennt man, welche Dinge man im Level noch finden muss. Mit einem Klick auf das jeweilige Objekt wird optional noch ein kleiner Hinweis zu dessen Fundort angezeigt. Seltsamerweise lassen sich diese Textschnipsel nicht wieder abwählen – der Hinweis steht also fortan so lange am unteren Bildschirmrand, bis man das Level neu lädt. Mir persönlich hätte es an dieser Stelle deutlich besser gefallen, wenn der Tipp wieder verschwinden würde, sobald man ins Spiel klickt.

Ist Hidden Through Time insgesamt also einfach nur Hidden Folks in Farbe? Nun, so einfach ist es nicht. Denn was das Spiel an Farben hinzugewinnt, scheint es im Gegenzug an Lebhaftigkeit einzubüßen. Zwar bewegen sich innerhalb der Level die verschiedenen Figuren und Tiere, doch meist schwingen sie lediglich auf der Stelle stehend hin und her oder laufen bestenfalls eine vorgegebene Route aus wenigen Punkten ab. Auch beim Anklicken ist deutlich weniger Feedback zu sehen – bis auf das Aufklappen von Häusern, Wägen und diversen anderen Dinge ist es nicht möglich, die Welt zu beeinflussen. An dieser Stelle hat Hidden Folks deutlich die Nase vorn. Doch der augenscheinlich schwächere Animationsaufwand hat einen sehr offensichtlichen Grund.

Hidden Through Time Pyramiden

Hidden Through Time setzt auf ein trotz seiner Fülle an verschiedenen Dekoelementen, Pflanzen und Gebäuden auf ein recht auffällig geordnetes System bei der Platzierung seiner Objekte. Selbiges muss nämlich auch für den Spieler möglich sein. Richtig gehört, das Spiel bietet dir die Möglichkeit, eigene Level zu basteln und sie im Handumdrehen mit der Community zu teilen. Dabei stehen dir die unzähligen Gegenstände und Tools zur Verfügung, mit welchen sich die Orte und Landschaften des Abenteuermodus mit etwas Mühe und Geduld wohl haargenau nachgestalten lassen – inklusive der Bewegungen der Charaktere und Tiere, denn mithilfe eines simplen Pfad-Werkzeugs lässt sich der Laufweg einer Figur schnell festlegen.

Sofern hin und wieder neue Szenarien nachgeliefert werden und man sich nicht auf den Epochen ausruht, die bereits im Spiel vorhanden sind, könnte der Editor durch eine stetig wachsende Anzahl an kreativen Spielern dafür sorgen, dass die Kampagne lediglich als Einstieg ins Spiel dient und die größten, komplexesten und schwierigsten Level von der Community stammen – wir wissen ja bereits aus etlichen anderen Titeln mit Fokus auf Kreativität, dass die Spieler oft Möglichkeiten in bestimmten Editorwerkzeugen sehen, die von den Entwicklern nie für möglich gehalten wurden. Mit stetigem Nachschub an Bauobjekten könnte Hidden Through Time einer langlebigen Zukunft entgegenblicken.

Das Durchforsten der von anderen Spielern gebastelten Level macht schon kurze Zeit nach der Veröffentlichung von Hidden Through Time viel Laune, auch wenn die Qualität dieser natürlich stark variiert. Durch verschiedene Filter, Listen und die Möglichkeit, nach dem Beenden einer Spielerkreation diese zu Bewerten, lassen sich Perlen schnell herausfiltern und man wird zukünftig mit einer potentiell endlosen Anzahl an Wimmelbildern versorgt, sofern Hidden Through Time seine Community bei der Stange halten kann.

Hidden Folks Editor

Mein Fazit zu Hidden Through Time:

Ich war ein großer Fan von Hidden Folks und habe Hidden Through Time durch Zufall auf Twitter entdeckt. Als das Spiel dann erschien, griff ich nahezu sofort zur Veröffentlichung am 12. März 2020 zur iPad-Version und habe den Kauf beileibe nicht bereut. Wenn du so wie ich Fan von digitalen Suchrätsel-Spielen bist und dabei sogar noch eine kreative Ader für das Entwerfen eigener Level mitbringst, ist Hidden Through Time eine ganz klare Kaufempfehlung.

Einziger Kritikpunkt sind die insgesamt durch die leblosen Figuren doch wenig Interaktiv wirkenden Umgebungen – schlussendlich geht es hier wirklich nur ums Suchen von bestimmten Objekten. Die im Vergleich zu Hidden Folks schwächeren Level werden meiner Meinung nach aberdurch die Implementierung des Editors sowie den gut gestalteten Community-Features, die das Teilen eigener Kreationen ermöglichen, ausgeglichen. Ein paar mehr Epochen wären trotzdem wünschenswert, hier bieten sich DLC-Inhalte förmlich an. Wenn man sich erst einmal mit der einfacheren Gestaltung der Welten angefreundet hat, steht auch jetzt schon stundenlangem Suchspaß nichts mehr im Wege.