Der erste Review-Code, den wir bekommen haben, war der von A Normal Lost Phone im Januar diesen Jahres. Schon alleine deswegen ist doch klar, dass wir auch einen Blick auf den Nachfolger werfen. Denn A Normal Lost Phone kam mit einer richtig coolen Spielidee daher, die vor allem in Sachen Gameplay einigen Mut bewies. Knüpft der Nachfolger nicht einmal ein Jahr später an den Erfolg an?
Handlungstechnisch hängen die beiden Spiele nicht zusammen. Wer also nur Another Lost Phone: Laura’s Story spielen möchte, muss nicht zwingend den Vorgänger gespielt haben. Wem das Konzept des Vorgängers gefallen hat, wird sich in Another Lost Phone aber sofort heimisch fühlen. Klar, man findet wieder ein Smartphone und versucht zu ergründen, wem es gehörte und schnüffelt nebenher in allerhand persönlichen Daten herum, um möglichst viel über den Besitzer herauszufinden.
Hinweis: Ein Review-Code von Another Lost Phone: Laura’s Story wurde uns noch vor der Veröffentlichung des Spiels zur Verfügung gestellt. Da das Entdecken der Handlung ein zentraler Teil des Spiels ist, werden wir in den folgenden Zeilen auf jegliche Spoiler verzichten.
Im Grunde hätte ich an dieser Stelle unseren Artikel zu A Normal Lost Phone nahezu identisch übernehmen können. Denn bis auf einige neue Apps auf dem gefundenen Smartphone und eine neue Benutzeroberfläche trifft alles das, was A Normal Lost Phone besonders gemacht hat, auch auf den Nachfolger zu. Langweilig wird es dadurch aber beileibe nicht, denn ein fremdes Telefon zu durchsuchen ist unterhaltsam und seltsam wie eh und je.
Ein Logikproblem des ersten Teils umgeht Another Lost Phone geschickter. Der Trailer deutet bereits an, dass die Sim-Karte des Telefons kaputt beziehungsweise nicht vorhanden ist und wir dadurch keine Anrufe tätigen oder SMS schreiben können. Auch in Sachen Internet bleibt uns wieder einmal nur die Möglichkeit, uns in umliegende W-LAN-Netze einzuwählen. Natürlich erst, wenn wir das Passwort gefunden haben.
Hauptsächlich verbringt man seine Zeit mit lesen. Unzählige Nachrichten und Mails gilt es zu durchkämmen, wenn man voranschreiten und das große Rätsel der ehemaligen Besitzerin klären möchte. Obwohl das Spiel recht linear ist und die Probleme nur einen einzigen Lösungsweg bereithalten, fühlt man sich ständig frei das zu tun, was man möchte. Another Lost Phone schafft es wieder einmal, den Spieler direkt einzubinden und ihn zu einem zentralen Element der Erfahrung zu machen. Es gibt keine dazwischengestellte Figur, die man übernimmt. Die Hauptfigur ist man selbst.
Der wohl größte Unterschied zu A Normal Lost Phone liegt in den Apps. Damit verbunden sind auch neue Lösungswege und andere Hürden, die es zu überwinden gilt. Die Komplexität der Passwörter hat sich meines Empfindens nach erhöht und Hinweise sind nicht mehr ganz so offensichtlich zu finden. Man sollte schon recht genau mitlesen und sich gegebenenfalls Notizen machen, um nichts zu übersehen.
Another Lost Phone bietet wieder einmal unfassbar gut geschriebene und übersetzte Texte. Wo andere Spiele zu generisch wirken oder Gespräche einfach aufgesetzt erscheinen, könnte jede Zeile auf Lauras Smartphone wirklich einem Chat entsprungen sein. Naja, zumindest, wenn man so wie ich auch heute noch auf Emojis verzichtet. Denn die haben es zum Glück nicht ins Spiel geschafft.
Wieder einmal spielt Another Lost Phone auch mit den Gedanken des Spielers. Wie viel gibt mein Smartphone von mir preis? Gehe ich zu leichtsinnig mit persönlichen Daten um und sollte ich wohl endlich mal komplexere Passwörter verwenden? Ich bin übrigens sehr gespannt, wie ein potentieller dritter Teil aussehen könnte. Vielleicht erwischt man dann ein Gerät mit Fingerprint-Sensor oder Gesichtserkennung und bekommt es gar nicht erst an.
Es ist empfehlenswert, Another Lost Phone auf seinem eigenen Smartphone zu spielen. Denn da ist die Immersion mit Abstand am höchsten – schließlich hält man ja wirklich ein Handy in der Hand. Aber auch auf dem PC ist das Spiel recht ordentlich spielbar, auch wenn die Bedienung mit der Maus wie im Vorgänger noch immer etwas langsamer vonstatten geht.
Mein Fazit zu Another Lost Phone:
Wer den Vorgänger mochte, kommt an Another Lost Phone nicht vorbei. Andersherum finden sich aber für diejenigen, denen das Gameplay nicht gefallen hat, kaum Anreize, nun noch einmal einen Blick zu wagen. Another Lost Phone ist ein Spiel für Fans des ersten Teils und ich für meinen Teil bin froh, dass sich nichts am Kern des Spiels geändert hat und ich mich ein weiteres Mal durch das komplizierte Leben einer fremden Person wühlen konnte.
Another Lost Phone: Laura’s Story ist am 21. September erschienen und kostet 2,99€ bei Steam und Google Play beziehungsweise 3,49€ im iTunes-Store.