Sound of Magic: Das fantastische Abenteuer des herzlosen Magiers

Sound of Magic Banner 2

Was kommt dir zuerst in den Sinn, wenn du an Videospiele denkst? Sicherlich geht es dir ähnlich wie mir und du hast sofort irgendeine Art von grafischer Darstellung im Kopf. Verständlich, denn schließlich ist der wichtige visuelle Aspekt schon im Begriff der „Videospiele“ enthalten. Sound of Magic zeigt im Gegensatz dazu nun, was geschieht, wenn auf die für so viele Spiele wichtige Optik gänzlich verzichtet wird und entpuppt sich dadurch als einer der einzigartigsten Titel, die ich je gespielt habe. 

Sicherlich ist dir schon aufgefallen, dass der Banner dieses Artikels nicht wie üblich das Thema zeigt, um das es sich hier eigentlich dreht. Sound of Magic setzt seine Prämisse zielstrebig durch und besitzt tatsächlich keinerlei Grafiken, Artwork oder sonstige optische Anhaltspunkte, aus denen man ein Bildchen zaubern könnte. Vielmehr setzt das Smartphone-Abenteuer gänzlich auf die eigene Vorstellungskraft, wodurch mit einer gewissen Menge Fantasie die fabelhafteste Welt entstehen kann, die man sich zu erträumen vermag. Der brandneue Trailer verdeutlicht, warum Sound of Magic möglicherweise sogar die beste Grafik aller Zeiten besitzt.

Hinweis: Ein Review-Key von Sound of Magic wurde uns zur Verfügung gestellt. Wir verzichten in diesem Beitrag auf schwerwiegende Spoiler zur Geschichte des Spiels.

Kopfhörer ins Smartphone, Licht aus, Hinlegen und Augen zu – so oder zumindest so ähnlich sollte man Sound of Magic erleben, das dann recht schnell seine Magie entfaltet. Wer so wie ich ein klassisches Hörbuch mit recht sporadischen Interaktionen hier und da erwartet, wird schon in den ersten Minuten überrascht. Sound of Magic ist ein waschechtes Point ’n‘ Click Adventure mitsamt Dialogsystem, Inventar, frei begehbaren Arealen und vielen Rätseln, die es zu lösen gilt.

Damit man nicht schon direkt am Start völlig überfordert ist, führt Sound of Magic den Spieler behutsam in die verschiedenen Mechaniken ein. So lernen wir, nachdem unsere Figur in einer Kerkerzelle zu sich kommt, von unserem getreuen Diener, wie wir uns umschauen, bewegen und Gegenstände benutzen können. Später im Spiel kommen noch diverse Zauber hinzu, die wir verinnerlichen und an verschiedensten Stellen anwenden müssen. All das funktioniert ausgesprochen intuitiv und dank der tollen Sprecher und der stimmigen Geräuschkulisse im Hintergrund fühlen wir uns sofort in die Szene hineinversetzt.

Wischen wir nach links oder rechts über den Bildschirm, wechseln wir unsere Blickrichtung und unser Avatar beschreibt mal mehr und mal weniger genau, was er vor sich sieht. Mit einem Wisch nach oben interagieren wir mit dem Objekt, das wir gerade betrachten. Die Tasche mit allen gesammelten Gegenständen öffnen wir mit einem Wisch nach unten und per Doppelklick nehmen wir das ausgewählte Item in die Hand, um es anschließend mit einem erneuten Doppelklick zu benutzen. Diese soeben beschriebenen Grundlagen klingen vielleicht komplizierter als gedacht, doch spätestens als wir aus der Kerkerzelle entkommen sind und im Schloss des herzlosen Magiers stehen, haben wir die Bewegungen schon verinnerlicht und können uns voll und ganz auf das Spielgeschehen konzentrieren.

Sound of Magic Schloss
Das hier abgebildete Schloss ist mit seinen massiven Wänden, dem großen Kamin und der schweren Holzpforte sehr imposant anzusehen, nicht wahr?

Die mehrere Stunden umfassende Handlung erleben wir direkt durch die Augen des Magiers, der die Dinge, die er sieht, charmant und mit einer gewissen Prise Humor jederzeit passend beschreibt. Leider hat dieser sein Gedächtnis verloren und kann sich an nichts mehr erinnern. Natürlich sucht er nun nach einer Möglichkeit, dies zu ändern. Langweilig wird die Suche nach dem verlorenen Wissen jedenfalls nie, gerade weil einige der vielen Aufgaben auch ordentlich Grips und Querdenkerei erfordern. Auf unserem Trip durch die Welt schließen sich dem Magier diverse Weggefährten an, die das Schloss erweitern und einem gleichzeitig mehr Möglichkeiten geben, sich in den grandiosen Dialogen zu verlieren, die für mich das absolute Highlight von Sound of Magic darstellen.

Man merkt deutlich, dass die Sprecher viel Erfahrung mitbringen und dank ihrer Mitarbeit an Hearthstone, Word of Warcraft, Final Fantasy oder Resident Evil einiges auf dem Kasten haben. Besonders unsere Spielfigur wird derart passend vertont und ist so unfassbar nachvollziehbar geschrieben, dass ich sie schon nach kurzer Zeit ins Herz geschlossen hatte. Das liegt unter anderem auch daran, dass auf den Reisen durch die Fantasywelt das eine oder andere Videospieleklischee amüsant aufgegriffen wird und beispielsweise unser Charakter zu Beginn eines Dialoges schon genervt erwartet, dass das Gegenüber erst einmal eine Gefälligkeit erledigt haben will, bevor er oder sie uns Aufmerksamkeit schenkt.

Zum Leben erweckt werden die Schauplätze besonders durch die subtilen und dennoch punktgenauen Geräusche und Effekte im Hintergrund. Das düstere Trauermoor klingt beispielsweise genau so, wie man sich ein Ort, der „Trauermoor“ heißt, vorstellt. Und auch die mächtigen Hallen des Schlosses oder die Lichtung eines verwunschenen Zauberwaldes haben ihren ganz eigenen Klang, der eine wundervolle Welt im Kopf des Spielers entstehen lässt. Und sicherlich bekommt jeder Spieler eine komplett andere Vorstellung davon, wie alles auszusehen hat. Für mich persönlich erstrahlte Sound of Magic zum Beispiel in einem leichten Comic-Touch und ich bastelte mir nebenbei stets  beim erstmaligen Durchstreifen eines neuen Gebietes erst einmal eine imaginäre Minikarte in bester Videospiele-Manier im Kopf zusammen.

Ein sehr faszinierender Designaspekt, den ich vor Sound of Magic so noch nirgends erlebt habe – jeder Spieler gestaltet die Umgebung mitsamt ihrer Charaktere und Details so, wie er sie sich vorstellt, und wird dank der vielseitigen Interaktivität blitzschnell in die Welt hineingezogen. So ist es kein Wunder, dass man sich auch lange nach dem schönen Ende des Spiels wünscht, ab und an zum Magier zurückzukehren und noch einmal in die magischen Landschaften eintauchen zu können.

Im weitläufigen Flüsterdickicht stimmt augenscheinlich etwas mit den Jahreszeiten nicht, oder warum ist es an dieser Stelle so herbstlich braun?

Mein Fazit zu Sound of Magic:

Ich bereue es sehr, Sound of Magic gespielt zu haben. Jetzt will ich nämlich unbedingt mehr davon und es wird mit hoher Wahrscheinlichkeit schwer werden, in absehbarer Zeit noch einmal auf ein dermaßen unterhaltsames Spiel dieser Art zu treffen. Ich kann gar nicht oft genug betonen, wie gut die Sprecher die Atmosphäre des Abenteuers vermitteln und wie schnell ich mich jeden Abend in den Bann gezogen fühlte. Die Geschichte rund um den herzlosen Magier kann ich bedenkenlos jedem empfehlen, der vor kniffligen Rätseln nicht zurückschreckt und sich gerne in Gedankenwelten verliert. Sound of Magic ist schlicht und einfach ein wahrer Ohrenschmaus. Hut ab, Everbyte, gerne mehr davon!

Sowohl im App Store für iOS als auch im Play Store für Android kannst du dir eine kostenlose Demo von Sound of Magic herunterladen und das Spiel ausprobieren.