Overcooked ist gleich aus mehreren Gründen eine Erwähnung wert. Zum einen war das Spiel für mich schon beim ersten Durchspielen ein außergewöhnlich tolles Koop-Erlebnis, zum anderen setzt es auf ein unverbrauchtes Szenario weit abseits der immer gleichen Zombie-Ballereien und Gangster-Verfolgungsjagden. Die Aufgabe ist so simpel wie grandios: Zusammen kochen und dabei die Speisen möglichst rasch fertig bekommen. Letzteres sorgt natürlich dafür, dass es in den Küchen alles andere als friedfertig zugeht.
Schon vor einer ganzen Weile spielte ich Overcooked in einem Rutsch zusammen mit unserem Quotenkonsolenspieler auf seiner Xbox durch. Mittlerweile konnte ich das Spiel sowohl bei Twitch Prime als auch im Epic Games Store ohne Zusatzkosten gleich in zwei meiner sich stetig füllenden Spielebibliotheken hinzufügen und hatte im letzten Monat gleich mehrmals die Gelegenheit, Overcooked noch einmal anzuspielen. Grund genug also, einem meiner Koop-Favoriten der letzten Jahre einen Artikel zu widmen.
Overcooked ist eines dieser Spiele, die sehr einfach zu lernen aber ziemlich knifflig zu meistern sind. Im Grunde braucht man neben der Bewegung per Stick lediglich einen Knopf, um alle Aktionen im Spiel auslösen zu können. Lediglich der Sprint- bzw. Dash-Button bringt auf verschiedene Arten mehr Komplexität in die Kontrolle der Spielfigur, worauf wir später noch eingehen werden. Für den Anfang sei gesagt, dass Overcooked mit hoher Wahrscheinlichkeit auch diejenigen unterhaltsam finden werden, die vorher noch nicht viel mit Videospielen zu tun hatten.
Startet man vorzugsweise mit bis zu drei Mitspielern ins erste Level, wird man direkt mit einem Rezept konfrontiert, welches man nun die folgenden Minuten für möglichst viele Gäste zubereiten muss. Die wartende Kundschaft ist hungrig und wartet nicht gerne. Folglich gibt’s Boni für schnelle Köche und Punktabzüge für jene, die die vorgegebene Zeit nicht einhalten können. Für die allseits beliebte Zwiebelsuppe, die bei Mission 1 von allen Besuchern verlangt wird, benötigt es lediglich drei Zwiebeln, die geschnitten und anschließend gekocht werden müssen. Ein Spieler macht sich also daran, die Zwiebeln zum Schneidebrett zu transportieren, wo der zweite eifrig Scheiben schnippelt. Ein dritter überwacht unterdessen die Kochtöpfe und achtet darauf, dass nichts anbrennt.
Bereits in den anfänglich noch recht einfachen Leveln lässt sich erahnen, wohin die Reise in Overcooked später gehen wird. Denn selbstverständlich bleibt es nicht bei der schnöden Zwiebelsuppe – schon bald muss man verschiedene Mahlzeiten aus dutzenden Zutaten auf unterschiedlichste Weisen zubereiten und unter Zeitdruck auf einem Teller zur Abgabe bringen. Fleisch muss geklopft und angebraten, Pommes erst einmal aus Kartoffeln geschnitten und anschließend frittiert werden. Und wo ist überhaupt ein sauberer Teller?! Mist, da hat sich wohl keiner um den Abwasch gekümmert! Es dauert nicht lange, bis man sich mit seinen Kochkollegen auf der Couch einen verbalen Schlagabtausch liefert, wer denn nun daran Schuld ist, dass der Herd brennt und die falschen Zutaten im Topf vor sich hin blubbern.
Als wäre der Stress mit den Kollegen und das konstante Schielen zur noch verbleibenden Zeit nicht schon nervenaufreibend genug, erfordern insbesondere die Level im späteren Spielverlauf erhöhte Aufmerksamkeit. Mal ist der Boden vereist und unvorsichtige Spieler rutschen mitsamt fertig angerichteten Teller in den Tod, mal verschieben sich Teile der Küche auf einem durch die raue See schwankenden Segelschiff. Auch die oben im Bild zu sehende Maus ist ein echter Plagegeist, stiehlt sich doch zu lange liegen gelassene Zutaten einfach aus der Küche und trägt sie in ihr Versteck. Insbesondere Spielergruppen, die in jedem Level die Punktzahl für die maximal erreichbaren drei Sterne erhalten wollen, haben mit Overcooked ganz schön zu beißen.
Im hektischen Geschehen zwischen Pfanne, Friteuse und Schneidebrett kann es schon mal passieren, dass man sich auch gegenseitig im Weg steht. Der eingangs erwähnte Dash-Button sorgt nicht nur dafür, dass man sich viel flotter voran bewegen kann. Man stößt dabei auch die Mitstreiter weg, die sich zufällig (und natürlich völlig selbstverschuldet!) immer im falschen Moment am falschen Ort befinden. Das gegenseitige hin- und her schubsen mag anfangs noch lustig sein, spätestens aber wenn man zu den Missionen kommt, welche tödliche Elemente enthalten, sollte man definitiv aufpassen, wann und wohin man dasht. Wer mehrfach einen Kumpel in die Lava stößt, während dieser gerade einen Burger zusammenstellt, wird unter Umständen nicht zur nächsten Koop-Session eingeladen.
Die knappen Zeitlimits sorgen stets dafür, dass man unter Spannung steht und jedes Mal fast schon erschöpft auf der Couch zusammensackt, wenn die Zeit abgelaufen und man kurz durchatmen kann. Damit ist Overcooked nicht wirklich ein Spiel für schwache Nerven. Und dennoch kann man auch mit Nicht-Videospielern Spaß haben, denn die Steuerung ist schnell erklärt und die stilisierte Optik und das übersichtliche Benutzerinterface sorgen dafür, dass man stets alles im Blick hat. Selbstverständlich geht die Übersicht trotzdem andauernd verloren – nämlich genau dann, wenn man noch eine Mahlzeit zur vollen Punktzahl abliefern muss aber irgendein Depp wieder mal nicht die Teller abgewaschen hat.
Mein Fazit zu Overcooked:
Overcooked ist schlicht und einfach ein nahezu perfektes Koop-Erlebnis für einen nicht ganz so entspannten Abend auf der Couch. Schnell gelernt und schwer gemeistert bieten die Küchenschlachten in den abwechslungsreichen Leveln sowohl Anfängern als auch Videospiel-Veteranen fantastische Unterhaltung mit viel verbalem Schlagabtausch. Gelungene kooperative Spiele sorgen dafür, dass die Mitstreiter miteinander interagieren – und durch den konstanten Wortwechsel, der schnell auch mal in Flüchen ausarten kann, gelingt dies Overcooked perfekt. Unbedingt ausprobieren, es lohnt sich!
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