MediEvil und die Frage nach dem Sinn und Inhalt einer spielbaren Demo

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MediEvil – ein Spiel, dessen Name ich zwar kenne aber das ich selber nie gespielt habe, bekommt noch diesen Monat eine Neuauflage für die PlayStation 4. Die einzige Erinnerung, die ich mit dem Spiel verbinde, ist eine Verwechslung mit dem Strategiespiel Medieval 2: Total War bei einer Diskussion damals auf dem Schulhof. Nichtsdestotrotz sprachen mich besonders die visuellen Eindrücke an, den mir die Storepage vermittelte und ich wagte einen Blick in die Demo. Und obwohl MediEvil an sich interessant wirkt, vermittelte die Demo eindeutig zu wenig.

Demos sind in den letzten Jahren immer weiter in den Hintergrund gerückt. Hin und wieder kann man zwar noch ein Indie-Game anspielen, grundsätzlich gilt aber insbesondere für AAA-Titel, dass man diese eher in Form einer „Beta“ kurz vor der Veröffentlichung anspielen kann. Vorbesteller erhalten natürlich ein paar Tage früher Zugriff. Das alles ist ein leidiges Thema, dem wir bereits den Beitrag „Vorbestellungen: Ein Appell an uns Spieler“ gewidmet haben.  Doch nun zurück zu MediEvil und der Frage, warum die Demo inhaltlich im Prinzip nichts falsch macht und dennoch komplett verfehlend auf mich wirkte.

Nach einer großen Endschlacht gegen einen bösen Zauberer, in der unser Charakter einen heroischen Tod gestorben ist, herrschte 100 Jahre lang Frieden im Land. Doch nun ist der Magier zurückgekehrt und vergiftet die Bevölkerung mit seinen magischen Tricks, sodass sie zu willenlosen Zombies werden. Ganz nebenbei erweckt er auch noch die Toten zum Leben. Im recht langen Introvideo erklärt uns eine passend gewählte Sprecherin die Vorgeschichte und wir bekommen einen Vorgeschmack auf die Präsentation des Spiels. Neben den tollen Soundeffekten ist es insbesondere der schicke Grafikstil sowie die Animationen, die sofort positiv auffallen. Diese reichen zwar nicht ganz an die Neuauflagen von Crash Bandicoot und Spyro heran, sorgen aber dennoch dafür, dass man sich wie in einem spielgewordenen Disney-Film fühlt.

Nach für meinen Geschmack deutlich zu umfangreichen Videosequenzen landet man im stylischen und mit eingängiger Musik hinterlegtem Hauptmenü, wählt per Skeletthand den Spielstart aus und endlich geht es los. Wir erwachen aus unserem Grab und erfahren promt, dass unser Held gar kein Held ist und quasi als erster durch einen Pfeil in der Schlacht gefallen ist. Die Legenden und Geschichten sind alle falsch, im Prinzip sind wir ein Niemand. Und dennoch wurden wir erweckt. In der atmosphärisch gestalteten Krypta lernen wir über Tutorial-Bücher, die uns hilfreiche Tipps vortragen, worauf wir in den folgenden Minuten achten sollten. Man sammelt erste Gegenstände und Münzen ein, kämpft mit der hakeligen Kamera in den verwinkelten Gewölben und begibt sich schließlich über eine grüne Portaltür zur Karte, auf der man das erste richtige Level auswählt.

Auf dem Friedhof angekommen fällt promt wieder auf, was das Spiel richtig gut kann – die Optik. Nebelschwaden hängen über den Gräbern, der Mond steht hoch oben und die Gegner schlurfen in Form von Untoten träge hin und her. Das in der Krypta ausgerüstete Schild wird kaum genutzt, stattdessen rennt man recht hektisch durch die Gegner und hämmert dabei auf die Tasten für die beiden verschiedenen Angriffe der ausgerüsteten Waffe. Für meinen Geschmack fühlt sich das Kämpfen ein wenig seltsam an, da das Tempo das Hauptcharakters im Vergleich zu den Kontrahenten viel zu schnell ist. Lustig ist es trotzdem, besonders dank der witzigen Animationen.

MediEvil Arm
Skurriles Detail: Auch der Arm unseres Helden kann als Waffe herhalten.

Gerade, als man ein grobes Gefühl für das Gameplay von MediEvil bekommen und ein Gespür dafür entwickelt hat, wie Items in der Welt versteckt worden sind, ist die Demo plötzlich vorbei. Ein wirklichen Einblick hat man bis hierher allerdings noch nicht erhalten – und genau das ist der Knackpunkt. Kann eine Demo, die deutlich zu wenig vom Spiel zeigt und dadurch mehr Fragen aufwirft als sie beantwortet, wirklich zum Kauf animieren? Klar, das abrupte Ende kurz vor dem vermeintlichen Aufeinandertreffen mit dem bösen Gegenspieler macht rein erzählerisch Sinn, schließlich will man ja nun erfahren, wie die Geschichte weitergeht. Allerdings hat man hierbei wohl leider vergessen, auch genug von den Spielmechaniken zu zeigen, um Interessierten auch hiervon einen guten Einblick zu ermöglichen.

Es gibt in den linearen Leveln hier und da versteckte Items und Münzenvorräte, die nur aufmerksame Spieler aufspüren werden, die Kämpfe sind sehr simpel, die Kamera ist ziemlich bescheiden und beim Heilen am sogenannten Jungbrunnen ruckelt MediEvil ganz schön – mehr konnte mir die Demo nicht vermitteln. Werden die Gegner später noch schwieriger? Gibt es komplexe Rätsel? Bosskämpfe? Wie viele verschiedene Waffengattungen? Antworten auf zu viele Fragen bleiben nach dem Anspielen offen. Selbstverständlich will man nicht das komplette Spiel in einer Demo zur Verfügung haben und besonders bei komplexen Titeln ist es schwer, in einem begrenzten Rahmen genug Informationen zu präsentieren. Allerdings erschien mir MediEvil nicht als so schwer, als dass dies nicht besser lösbar gewesen wäre.

Im Grunde spielt man in der Demo von MediEvil nicht mehr als das Tutorial. Zumindest glaube ich nicht, dass man auch im späteren Spielverlauf andauernd durch Hinweis-Bücher unterbrochen wird. Das reißt nämlich, wenn es zu häufig vorkommt, ganz schön aus dem Spielfluss. Ich wäre mit dem „Hinter dieser Tür wartet der Bösewicht…“-Cliffhanger wesentlich zufriedener gewesen, wenn ich davor das Gefühl gehabt hätte, etwas vom Spiel zu sehen. Doch leider war nach dem vielversprechend langem Intro das Gameplay nach wenigen Augenblicken vorbei. Eine Möglichkeit, relativ unkompliziert einen tieferen Einblick zu geben, wäre die Bereitstellung eines Levels aus dem späteren Spielverlauf. Dann wären nämlich meine Fragen nach mehr Komplexität in Sachen Waffen, Gegnern und Rätseln auf einen Schlag geklärt gewesen.

MediEvil Gesicht
Unsere tollpatschig animierte Spielfigur wirkt vom erstem Moment an sympatisch.

Mein Ersteindruck zu MediEvil:

Ich habe nach dem Spielen der Demo von MediEvil nicht das Gefühl, genug vom Spiel erfahren zu haben. Es ist bezeichnend, wenn selbst der Trailer zur Demo mehr vom eigentlichen Spiel zeigt als diese dann schlussendlich bietet. Die Tatsache, dass man durchs Spielen der Demo einen Gegenstand fürs fertige Spiel freischaltet, hinterlässt einen faden Nachgeschmack und lässt mich glauben, dass es sich hierbei vielmehr um ein Lockangebot als eine waschechte Demo handelt. Dieser Eindruck wird auch durch die zeitlich eingeschränkte Verfügbarkeit der Anspielversion verstärkt. Demonstriert wird von MediEvil letztendlich eindeutig zu wenig.

MediEvil hat definitiv einen hübschen schaurig-düsteren und dennoch verspielten Arstyle sowie gutes Sounddesign und passende Vertonung. Für Antworten auf alle weiteren Fragen muss man wohl bis zum Release warten oder das Original gespielt haben. Überzeugt vom Kauf wurde ich durch den Einblick ins Tutorial jedenfalls nicht.