Spyro Reignited Trilogy: Gestochen scharfe Erinnerungen an meine Kindheit

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Mal abgesehen vom Game Boy Color mit Super Mario Bros. Deluxe war mein erstes „richtiges“ Spiel Spyro – Year of the Dragon. Der dritte Teil der Reihe rund um den lilafarbenen Drachen lief damals in der Wohnstube auf meiner PlayStation 2 hoch und runter. Beendet habe ich das Spiel damals nie, doch trotzdem ist es aus verschiedenen Gründen hängengeblieben und ich war total aus dem Häuschen, als mit der Reignited Trilogy eine Neuauflage aller drei Spiele angekündigt wurde. Da ich die ersten beiden Teile der Reihe nicht gespielt habe, folgt nun meine Einschätzung der Kollektion anhand des dritten Ablegers.

Kennst du das Gefühl, wenn man sich alte Spiele deutlich hübscher vorstellt, als sie es eigentlich waren? So geht es mir andauernd und auch Spyro – Year of the Dragon stellt dabei keine Ausnahme dar. Schaut man sich heutzutage Screenshots des PlayStation-Klassikers an, kann man ja gefühlt schon einzelne Pixel zählen. Hochauflösende Modelle sehen jedenfalls anders aus. Die Neuinterpretation in der Reignited Trilogy kommt meiner Vorstellung vom alten Look unglaublich nah – alles ist bunt, butterweich animiert und vor allem gestochen scharf.

Es ist schon verblüffend, dass moderne Videospiele genauso und teilweise sogar deutlich schöner anzusehen sind als Animationsfilme vor ein paar Jahren. Die Reignited Trilogy ist hierfür ein Paradebeispiel. Alleine schon die kurze Introsequenz zu Beginn, in der die Eier schlafender Drachen gestohlen werden, sieht schon unbeschreiblich umwerfend aus – vor allem, wenn man das kantige Original im direkten Vergleich sieht. Einige Momente später übernimmt man auch schon die Kontrolle über den kleinen Feuerspucker und mir schwappte sogleich eine geballte Ladung Nostalgie entgegen.

Der erste Kameraschwenk über die altbekannte Landschaft mit ihren sattgrünen Wiesen auf den reisfeldartigen Etagen, den kleinen Bach, der sich hinabschlängelt und in einen Teich mündet und den Bergen im Hintergrund – alles sieht genauso aus wie damals vor über 15 Jahren. Nur eben viel schöner. Auch die Melodie des Gebietes, an welche sich sogar meine Mutter noch ab und an erinnert, ließ mich sichtlich dahinschmelzen. Natürlich erleben dieses Gefühl nur jene, die damals auch Spyro gespielt haben. Alle anderen haben lediglich ein visuell wunderschönes Jump ’n‘ Run vor sich, das leider in Sachen Gameplay zuweilen recht hässlich werden kann.

In recht traditioneller Genre-Manier läuft, hüpft, schwimmt und gleitet man fortan durch die unterschiedlichsten Welten, deren thematische Abwechslung dank des technischen Fortschritts heute noch deutlich stärker zum Tragen kommt. Mal geht’s in eine griechisch anmutende Region, mal hoch hinaus zu dem Ort, an dem Wolken und Wetter entstehen und hinter einem anderen Eingang liegt eine unwirtliche mit Lavaflüssen durchzogene Einöde. Von Hubarealen aus betritt man über Portale die abwechslungsreichen Welten. Das Ziel in diesen ist immer eindeutig – so viele Dracheneier wie möglich finden und dabei noch die wertvollen Kristalle einsacken. Natürlich sollte man danach selbstverständlich auch noch das Ende des Levels erreichen.

Spyro Reignited Trilogy Feuer

Einen Level unbeschadet zu durchqueren ist in der Regel keine sonderlich große Herausforderung. Denn obwohl gefährliche Fallen und grimmige Widersacher nur darauf warten, ihre tödlichen Kräfte gegen den Spieler freizusetzen, kann man zumeist recht effizient gegenhalten. Spyro verfügt über eine Sprintfähigkeit, um ungepanzerte Gegner mit einem Treffer per Kopfstoß auszuschalten und gleichzeitig schneller voranzukommen. Den Rest erledigt dann der Feueratem, der unvorsichtige Feinde in Asche verwandelt. Bis auf die sporadisch vorkommenden Bosskämpfe beim Wechsel in eine neue Hubwelt segnen alle Gegner mit einem Treffer das Zeitliche – die Spyro-Games sind eben keine brutal schwere Erfahrung.

Zumindest gilt das für die Standardlevel, denn ab und an streut die Reignited Trilogy die eine oder andere Hürde ein, die mir schon im Original Kopfzerbrechen bereitete. Der hohe Schwierigkeitsgrad rührt dabei nicht einmal unbedingt von einer schweren Aufgabe – es ist oftmals die sehr schwammige Steuerung, die dem Spielspaß einen Strich durch die Rechnung macht. Negativbeispiele hierfür sind insbesondere die Fluglevel, in denen man mit knappem Zeitlimit bestimmte Ziele auszuschalten versucht. Rennen zu Lande und in der Luft, in denen der erste Platz erreicht werden muss, können ebenfalls ganz schön nervig werden. Und zu guter Letzt sind da noch die Abschnitte, in denen man auf einen anderen Charakter wechselt, die sich im Durchschnitt eher mau anfühlen. Vor allem die Schusswechsel mit dem Äffchen Agent 9 steuern sich alles andere als befriedigend.

Diese Nebenaufgaben müssen nicht zwangsläufig gemeistert werden, um Spyro – Year of the Dragon abzuschließen. Will man einen zu 100% vollständigen Spielstand erreichen und alles im Spiel sehen, sind aber auch die sehr anstrengenden Herausforderungen Pflicht. Und wenn man sich dann nicht etwa wegen der eigenen Leistung freut sondern eher aus dem Grund, dass man die Level nicht noch hunderte  Male angehen muss, kann man nicht wirklich von motivierendem Gameplay sprechen. Einige Dinge altern eben einfach nicht gut, das muss sich auch Spyro eingestehen.

Spyro Reignited Trilogy Skateboard

Mein Fazit zur Spyro Reignited Trilogy:

Ein detailgetreueres Remake hätten sich Spyro-Fans wohl kaum wünschen können. Year of the Dragon wurde bis in die kleinste Ecke nachgebaut. Kenner der Reihe werden von altbekannten Leveln in neuem Gewand begrüßt und ich kann nicht oft genug betonen, wie fabelhaft dieses Gewand gelungen ist. Man ist sicherlich nicht oft von einem comichaften Grafikstil beeindruckt – Spyro hat es auf ganzer Linie vom ersten Moment an geschafft.

Die vielseitigen Landschaften zu erkunden und dabei auf die Jagd nach Eiern und Edelsteinen zu gehen ist nach wie vor hochgradig unterhaltsam und jetzt auch noch himmlisch gut anzusehen. Die wenigen Missionen, die vom Hauptgameplay abweichen, können zum Teil allerdings überhaupt nicht mehr überzeugen. Dafür sind sie deutlich zu altmodisch designed – klar, man hielt sich eben vollständig ans Vorbild.

Besonders für Spieler der Spiele vor 20 Jahren ist die Trilogie ein muss. Wenn du ein Faible für klassische Jump ’n‘ Runs hast und auch zuweilen mit frustenden Momenten klar kommst, solltest du die Spyro Reignited Trilogy auch ohne Vorkenntnisse auf deine Liste nehmen.

Und jetzt entschuldigt mich, ich muss weiter für eine PC-Version beten.