Heute vor genau einem Jahr erschien unser Ersteindruck zur Beta von Hot Lava. Mittlerweile hat das Spiel den Early Access auf Steam verlassen und ist erschienen, weshalb wir uns zum Ende des Jahres noch einmal in die vor lauter Lava glühend heißen Level begeben haben, um ein finales Fazit zu ziehen. Im folgenden Beitrag klären wir, was sich im letzten Jahr getan hat und weshalb Hot Lava trotz einiger Ecken und Kanten ein einmaliges Erlebnis ist.
Neben noch fehlenden und damit in den Hub-Welten abgeriegelten Arealen, die sich während der Beta-Phase nach und nach öffneten, gab es bei unseren Sessions im letzten Jahr an Hot Lava kaum etwas auszusetzen. Das Gameplay war knackig und die Sprungpassagen knifflig gestaltet, was die Siege umso belohnenswerter machten. Der größte Kritikpunkt war wohl der durch hohe Latenzen nahezu unbrauchbare Spectator-Modus, mit welchem man anderen Spielern im Level beim Herumhüpfen zuschauen konnte. Sehr gespannt startete ich Hot Lava also in den letzen Tagen das erste Mal seit mehreren Monaten und fand mich direkt in einer vertrauten Umgebung wieder.
Seit meinem letzten Besuch in Hot Lava hat sich am grundlegenden Konzept nicht viel geändert. Das ist auch gut so, denn schon im letzten Jahr war der Mix aus kniffligen Sprung- und Kletterpassagen und dem Finden der optimalen Route eines Kurses hochgradig unterhaltsam und motivierend. Noch immer wird man in Hot Lava mit diversen Hubwelten konfrontiert, die auf den ersten Blick wie schnöde Orte aus dem Alltag wirken. Zum Beispiel wären da eine Schule, ein Laden und ein Wohnhaus. Interessant werden die Locations erst, wenn man in den jeweiligen Hubs eine der vielen Challenges startet und der Boden der Welt sich auf einen Schlag in ein tödliches Meer aus glühend heißer Lava verwandelt.
In dieser unwirtlichen Umgebung findet sich wohl jeder heimisch, der als Kind von der Couch zum Sessel und anschließend über auf dem Boden verteilte Kissen gehüpft ist, wenn der Boden auch zuhause wie so oft zu Lava geworden ist. In den zeitbasierten Herausforderungen in Hot Lava muss nun alles Gelernte aus Kindheitstagen zurückgeholt und angewandt werden. Kenner von Mirror’s Edge werden sich vielleicht auch an die darin enthaltenen Time Trails erinnert fühlen. Die Hauptaufgaben in Hot Lava bilden Checkpoint-Rennen, die die Spieler nach Abschluss der Teilaufgaben mit einer Platzierung auf dem Scoreboard sowie neuen kosmetischen Gegenständen belohnen. Für mich stand besonders der Kampf um die Bestzeiten mit anderen Spielern im Fokus, obwohl es gerade jetzt zur Weihnachtszeit auch recht witzig ist, dem eigenen Avatar eine Weihnachtsmütze aufzusetzen.
In bester Parcour-Manier jagt man im ersten Gebiet in den von Lavaseen durchzogenen Klassenzimmern Bestzeiten nach und versucht, alle Sterne einer Challenge freizuschalten, die wiederum neue zuvor blockierte Bereiche der Hubs zugänglich werden lassen. Dabei ist das Erreichen der Bestzeit nur ein Teil der vollen Punktzahl – auch fürs Erreichen des Ziels ohne einmal zu sterben oder das Finden einer an besonders schwierig zu erreichenden Punkten platzierten Items wird mit einem Stern belohnt. Hot Lava gibt einem hierbei nicht vor, welche Herausforderung man erledigen muss, wodurch das Spiel sowohl für Einsteiger als auch Profis empfehlenswert ist. Anfangs brachte mich das Beenden eines Kurses schon in schweißtreibende Situationen, später beherrschte man die Strecke nahezu blind und suchte nach jeder noch so kleinen Optimierung der Laufroute – ein Fest für Jäger der letzten Millisekunde!
Die größte Motivation bei der Hatz nach der Bestzeit ist in Hot Lava für mich vor allem das Übertreffen von Mitspielern, besonders dann, wenn man sich mit Kumpels zum Spielen verabredet. Betritt man eine Hubwelt, landet man automatisch auf einem Server mit Spielern, die gerade auch in dieser unterwegs sind. Über Steam können dann Freunde eingeladen werden und schwups befindet man sich ohne große Umschweife gemeinsam in einem Kurs. Doch nicht nur beim schnellen Abschließen eines Trials können die Mitspieler behilflich sein. Das Auffinden von gut versteckten Gegenständen oder das Abgucken einer effizienteren Route gelingt vor allem dann im Zuschauer-Modus gut, wenn ein erfahrener Spieler auf dem Server unterwegs ist. Andernfalls hilft man sich gerne gegenseitig und probiert teilweise ewig zusammen an scheinbar unlösbaren Herausforderungen herum, bis es dann endlich klick macht und die Gruppe sich gemeinsam über das Erreichte freuen kann.
Die eben angesprochene Spectator-Funktion war im Preview zur Beta von Hot Lava unser größter Kritikpunkt. Die damals deutlich zu hohen Latenzen führten dazu, dass man beim Zuschauen vielmehr eine Diashow der Sprünge sah als flüssige Spielszenen. Gleiches war auch der Fall, wenn man Spielern beim gleichzeitigen Hüpfen durch einen Kurs über den Weg lief. Glücklicherweise wurden hier deutliche Fortschritte gemacht und es ist nun viel besser möglich, dem Geschehen zu folgen. Perfekt ist die Funktion zwar noch nicht, allerdings ist Hot Lava insgesamt sowieso kein zu 100 Prozent optimiertes Unterfangen – was sich insgesamt aber nicht allzu negativ auf den Gesamteindruck auswirkt.
Denn wenn Hot Lava eines beherrscht, dann ist es das Vermitteln eines tollen Gameplay-Gefühls und das Aufbauen eines kompletten Spiels um diese Idee. Die Steuerung ist präzise und schnell erlernbar – schon nach wenigen Minuten bewegt man sich behände über Tische, Stühle und Regale. Begegnet man dann einem blitzschnell vorbeirasenden Veteranen wird schnell klar, dass es doch noch viel zu lernen gibt und Hot Lava viel Raum zur Verbesserung der eigenen Fähigkeiten ermöglicht. Zwar gewinnt Hot Lava technisch keine Höchstwertungen, dennoch sehen insbesondere die Lavaeffekte sehr stimmig aus und die detailreichen Umgebungen wurden liebevoll gestaltet – und die Hauptsache ist bei einem derart schnellen Spiel ja eine durchgängig stabile Bildrate. Alles Andere verschwimmt im Adrenalinrausch der Geschwindigkeit sowieso zur Nebensächlichkeit.
Mein Fazit zu Hot Lava:
Die wohl am stärksten für Hot Lava sprechende Gegebenheit ist die Tatsache, dass es schlicht und einfach das einzige Spiel seiner Art ist. Wenn du deine Kindheitsträume wahr werden lassen und schon immer einmal mit Freunden zusammen „Der Boden ist Lava!“ spielen möchtest, kann ich Hot Lava uneingeschränkt empfehlen. Die motivierende Lernkurve und das wunderbare Gefühl, welches das Gameplay jederzeit zu vermitteln vermag, lassen dabei auch über die kleineren Macken des Spiels hinwegsehen. Mit kleineren Bugs und Glitches muss in Hot Lava noch immer gerechnet werden – den Spielfluss unterbrechen diese allerdings nicht.
Besonders lobenswert fällt das schnelle Zurücksetzen zum Beginn einer Challenge oder zum letzten Checkpoint auf, sodass man ohne Wartezeit gleich einen weiteren Versuch wagen kann und doch noch die Bestzeit des eigentlich doch viel schlechteren Kollegen knackt. Dank der neuen Einbindung vom Steam Workshop stehen unzähligen Stunden voller Erfolge, Verzweiflung und Adrenalin nichts im Wege. Das unverbrauchte Gameplay-Gerüst von Hot Lava wird in einen simplen spielerischen Rahmen gesetzt, der dich ohne große Umschweife das erleben lässt, was du von Hot Lava erwartest – schnelle Jump-’n‘-Run Action aus der Egoperspektive verpackt in einem einzigartigen Szenario.