Grow Home: Spielspaß im freien Fall

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Abseits von Assassin’s Creed und Far Cry entspringt der Ideenschmiede von Ubisoft ab und an eine frische Idee. Im Fall von Grow Home wurde diese direkt in einem kleinen Spiel umgesetzt. Dass dabei weniger manchmal mehr ist, beweist das Abenteuer rund um B.U.D. ziemlich eindrucksvoll. 

Grow Home erschien für Windows erstmals am 4. Februar 2015. Versionen für die PlayStation 4 und Linux folgten dann im Laufe des Jahres. Entwickelt wurde das Spiel von Ubisoft Reflections, welche hauptsächlich mit der Driver-Reihe bekannt wurden. 2006 wurde das als Reflections Interactive gegründete Studio für 24 Millionen Dollar an Ubisoft verkauft und ist seitdem an der Mitentwicklung großer Titel des französischen Publishers beteiligt.

Dass es auch anders geht, zeigt das von einem Team aus acht Personen entwickelte Grow Home. Obwohl es zu Beginn ausschließlich für interne Tests zur Erforschung von prozedural generierten Animationen bestimmt war, entschied sich Ubisoft relativ schnell für eine Veröffentlichung als eigenständiges Spiel. Dies stellte sich als kluge Entscheidung heraus, da Grow Home sehr positiv von Kritikern und Spielern aufgenommen wurde.

Die physikbasierten Animationen verleihen Grow Home seinen unverwechselbaren Charakter. Das Gameplay fügt sich wunderbar in die minimalistisch gestaltete Welt des Spiels ein, in der es viel zu entdecken gibt. Mit wenigen Knöpfen klettert, hüpft und segelt man über die Inseln und von Ranke zu Ranke. Dabei übernimmt man als Spieler die Kontrolle über einen Botanical Utility Droid, kurz B.U.D. Der knallrote Roboter mutet zuweilen recht hilflos an und stolpert dank der gewollt schwammigen Steuerung unbeholfen durch die Umgebungen.

Obwohl Grow Home weitestgehend auf konventionelle Spielelemente verzichtet, wirkt es dennoch wie aus einem Guss. Eine große Geschichte mit Charakterentwicklung fehlt ebenso wie eine behutsame Einführung von Spielmechaniken. Grow Home erläutert dir in den ersten Minuten nur kurz und knapp die Steuerung. Danach kannst du dich frei in der Welt bewegen und sofort alle Fähigkeiten verwenden.

Die Entscheidung der Entwickler sich voll und ganz auf die Gameplay-Mechaniken zu verlassen ist riskant, geht aber bei Grow Home voll auf. Durch die intuitive Steuerung und das von Anfang an klar definierte Ziel entsteht ein Spielfluss, der das komplette Spiel über nicht abbricht. Grow Home erinnert daher zeitweise an vergangene Jahre der Spielegeschichte, in denen die Frage nach dem Sinn der Missionen und Level zweitrangig war und man als Spieler direkt ins Geschehen geworfen wurde.

Grow Home freier Fall
B.U.D. im freien Fall.

Um die Samen der Pflanze am höchsten Punkt zu erreichen, muss man sowohl die Kletter- und Sprungmechaniken als auch die unterschiedlichen Pflanzen geschickt einsetzen. Um das Wachstum der großen Pflanze zu verstärken, gilt es, einzelne Ranken in schwebende Energiekristalle zu bewegen. Dies geschieht, indem man mit B.U.D. zu der Spitze einer dieser Ranken gelangt, sie mit beiden Händen greift und per Tastendruck den Wachstumsprozess startet. Die nachfolgende Aufgabe gleicht einem Geschicklichkeitsspiel und man versucht krampfhaft, die störrische Ranke in die richtige Richtung zu lenken.

Hat man den Energiekristall erreicht, wächst der Stamm der Pflanze und es entstehen neue Ranken. Mit denen kann man wiederum höher gelegene Kristalle erreichen, um die Pflanze weiter sprießen zu lassen. Natürlich muss man dafür vorher wieder zum Stamm zurückkehren, um an ihm nach oben zu klettern. Der direkte Weg auf der Ranke mag zwar logisch erscheinen, ist aber oft nicht der einfachste und schon gar nicht der spaßigste.

B.U.D. stehen nämlich einige Möglichkeiten zur Verfügung, die teilweise riesigen Entfernungen zu überbrücken. Man lernt direkt am Anfang des Spiels, dass sich Blumen zum langsamen Schweben nutzen lassen. Hier ist allerdings Vorsicht geboten, denn man verliert nach und nach Blütenblätter, bis man schließlich nur noch den Strunk in der Hand hält und im freien Fall nach unten saust. Beständiger sind die gelben Blätter, mit denen man schnell von einem Ort zum anderen gleiten kann. Diese verschwinden allerdings, sobald man sie einmal benutzt hat. Eine weitere Option bieten die großen Blätter an den Ranken. Nach einem Sprung auf diese wird B.U.D. einige Meter in die Luft geschleudert und kann direkt den Blatt-Gleitschirm aktivieren.

B.U.D. segelt an einem Blatt.
B.U.D. gleitet an einem Blatt.

Grow Home schafft das, woran viele Spiele scheitern. Es begeistert durch simple aber gut durchdachte Mechaniken und rückt den Spaß in den Mittelpunkt. Obwohl das Spiel nach einer Stunde bereits vorbei ist, können noch einige Aufgaben gelöst werden. Auf den schwebenden Inseln, die die Pflanze auf ihrem Weg nach oben durchquert, gibt es viele Höhlen zu erkunden und blaue Kristalle zu sammeln. Freunde von Achievements können sich also deutlich länger mit dem Spiel beschäftigen.

Ich kann Grow Home bedenkenlos jedem Spieler empfehlen, der nach einem simplen aber doch auf seine Art vielfältigen Spiel sucht. Ein Gamepad ist allerdings Pflicht, da damit die Steuerung von B.U.D. deutlich besser von der Hand geht als mit Tastatur und Maus.