Destiny 2: Großer Auftakt für wenig Spiel

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Der erste Teil der Destiny-Reihe blieb mir besonders durch den großen Hype vor der Veröffentlichung in Erinnerung. Wegen eines fehlenden PC-Ports und des für meine Begriffe recht austauschbaren Settings hatte ich allerdings nie wirklich Interesse an dem Rollenspiel-Shooter. Destiny 2 erscheint nun auch auf Blizzards PC-Plattform und beglückte uns vor kurzem mit einer Open Beta. Fügt sich das Spiel zurecht in die Reihen von StarCraft, World of Warcraft und Co. ein? 

Sonderlich viel Inhalte konnte man in der offenen Beta, die vom 29. bis zum 31. August lief, nicht ausprobieren. Lediglich die Intro-Mission, die bereits aus etwaigen E3- und gamescom-Previews bekannt ist, ein kurzer Raid und zwei verschiedene Versus-Modi waren verfügbar. Zudem wurde man gleich auf das Maximallevel angehoben, wodurch das Freischalten neuer Skills nicht möglich war. Eine skurrile Entscheidung, denn so wird der Eindruck vom ohnehin schon nicht sonderlich wichtigen Rollenspiel-Part noch zusätzlich geschmälert. Da bleibt natürlich die Frage, ob Destiny 2 wenigstens als Shooter funktioniert.

Nach der zugegebenermaßen immer noch ziemlich beeindruckenden Einführungssequenz werden wir direkt ins Spiel geworfen. Als Neuling der Serie weiß man zu diesem Zeitpunkt nur, dass irgendwelche Bösewichte uns angreifen und wir das mit aller Macht verhindern sollen. So dauert es nicht lange, bis es zu den ersten Feuergefechten kommt und wir die Lebensbalken der recht dummen Gegner mit unserem Gewehr dezimieren. Einzig die Zwischenbosse, die zwar immer noch nicht viel auf dem Kasten haben aber deutlich mehr Kugeln einstecken, sind etwas schwieriger zu knacken.

Der erste Level überzeugt ohnehin nicht durch das Gameplay von Destiny. Vielmehr stellt er eine Collage der technischen Möglichkeiten dar und feuert ein stetiges Grafikfeuerwerk auf uns ab. Die tolle Lichtstimmung in Innenräumen, die knalligen Explosionen und umherfliegenden Funken erhellen den Bildschirm in dutzenden Farben, die von der Komposition nicht selten an das rötlich-feuerfarbene Doom von 2016 erinnern. Auch die detaillierten Regeneffekte können sich sehen lassen. Nasse Oberflächen schimmern realistisch, Rinnsale laufen von Dächern herab und der starke Wind peitscht die fallenden Tropfen umher. Die Optik lenkt in den ersten Minuten stark von der bestenfalls durchschnittlichen Spielerfahrung ab. Einzig die Stelle, an der uns vollkommen ohne Ladezeit oder Einblendung plötzlich ein anderer Spieler zur Seite stand, blieb wirklich positiv in Erinnerung. Schade, dass dieser genauso schnell verschwand, wie er erschienen ist und nicht bis zum Ende der Mission an unserer Seite kämpfte.

Nachdem wir die erste Mission abgeschlossen haben, verschlägt es uns erst einmal in das minimalistische Hauptmenü, in dem wir die in der Beta verfügbaren Missionen und PvP-Modi auswählen können. Bevor ich den zweiten Auftrag mit einem Kumpel starten konnte, mussten wir uns aber erst einmal durch die Untermenüs mit seltsamer Tastenbelegung wurschteln, die alles andere als Intuitiv bedienbar sind. Für meinen Geschmack reagieren die Menüpunkte auch deutlich zu langsam auf Interaktionen und sind zu träge animiert. Hier muss dringend noch nachgebessert werden, vor allem bei Steuerung mit Maus und Tastatur. Spätestens damit ist deutlich spürbar, dass Destiny hauptsächlich für Konsolen entwickelt wird, denn mit dem Gamepad geht die Menüführung deutlich besser von der Hand.

Destiny 2 Regen Panorama

Kurz nach dem Betreten der zweiten Mission wird klar, warum das erste Level größtenteils in dunkler Umgebung mit vielen Lichteffekten stattfand. Die recht weitläufigen Areale wirken bei weitem nicht so stimmig und eindrucksvoll. Besonders die recht matschigen Texturen und die insgesamt sehr eintönige und trübe Farbgebung lassen viel von der Spannung verfliegen. Denn plötzlich fällt wieder deutlich auf, dass das Spiel an sich nur standardisierte Shooter-Kost mit ein paar Fähigkeiten abliefert. Die Wiedersacher wirken schon jetzt nach noch nicht einmal einer Stunde Spielzeit ziemlich langweilig und erinnern zunehmends an etwas zu dicke Space Marines aus dem Warhammer-Universum und wieder einmal sind es nur die Bosse, die ein wenig Koordination und Geschicklichkeit erfordern. Im Großen und Ganzen ballert man sich aber nur von Gegnergruppe zu Gegnergruppe. Von der epischen Schlachten-Stimmung des ersten Levels ist nicht mehr viel übrig.

Eigentlich wollte ich die kompetitiven Modi gar nicht ausprobieren und mich auf den Einzelspieler- und Koop-Teil von Destiny beschränken. Da dieser aber in der Beta so kurz bemessen war, warf ich doch einen Blick in die PvP-Duelle. Wer mit anderen Mehrspieler-Shootern mit kleinen Arenen, wie Halo oder Call of Duty, gut klar kommt, wird sich auch in Destiny schnell zurecht finden. Im typischen Herrschafts-Modus müssen Punkte erobert und gehalten werden, was für kurze Zeit recht unterhaltsam ist. Das zu langweilige Handling der Waffen und die uninspirierte Gestaltung der Karten würden mich aber mit Sicherheit nicht lange an das Spiel fesseln.

Sehr enttäuscht war ich von der Tatsache, dass man absolut gar nichts vom Rollenspiel-Teil von Destiny 2 mitbekommen hat. Ich habe im Laufe meiner Spielzeit in der Beta nicht ein einziges Ausrüstungsstück gefunden geschweige denn eines gewechselt. Klar, Destiny ist vielmehr ein Shooter als ein Rollenspiel, aber etwas mehr Loot hätte ich mir schon gewünscht. Eine mögliche Erklärung für die fehlenden Gegenstände mag sein, dass die Entwickler nicht zu viel vorweg nehmen wollten. Dann frage ich mich aber, warum man die Beta denn Beta und nicht Demo nennt. Von eingeschränkten Inhalten war nämlich nirgends die Rede. Aber das ist wahrscheinlich ein Thema für einen anderen Artikel.

Destiny 2 PvP Hüter

Mein Fazit zur Beta von Destiny 2:

Kurzgesagt ist Destiny für mich wie Borderlands, nur schlechter. Sicherlich sieht das Spiel deutlich moderner aus, hat die teurer produzierteren Zwischensequenzen und wahrscheinlich auch mehr Umfang. Trotzdem lässt mich das Gefühl nicht los, dass mit den interessanten Konzepten der Spielwelt, dem Koop-Modus und dem Loot- und Rollenspiel-Anteil mehr drin gewesen wäre. Schon nach der ersten Mission war das Spiel einfach nicht mehr sonderlich unterhaltsam. Wie will es mich dann über einen längeren Zeitraum begeistern?

Vielleicht muss man den ersten Teil gespielt haben, um besser zu verstehen, wie sich Destiny 2 entwickelt und mit welchen Inhalten das fertige Spiel sich von der Beta abhebt. Ob die vielen kleinen Schwächen, wie die krude Menüführung oder die rückständige Gegner-KI bis zur Veröffentlichung am 6. September 2017 noch angegangen werden, wage ich zu bezweifeln. Insgesamt ist Destiny 2 wohl eine ordentliche Fortsetzung für Fans, alle anderen sollten sich den Kauf meiner Meinung nach zweimal überlegen und sich nicht von großen Marketing-Sprüchen verführen lassen.