Guild Wars 2 legt einen starten Fokus auf Dynamik. Zu diesem Schluss sind wir schon vor einem Jahr gekommen, als wir unsere Charaktere in Windeseile auf Level 80 brachten. Sowohl die Quests als auch die Gestaltung der Spielwelt unterscheidet sich stark von anderen MMOs. Und Guild Wars 2 wäre nicht Guild Wars 2, wenn es nicht auch bei den Reittieren eine gehörige Schippe Innovationslust im Vergleich zu anderen Genrevertretern drauflegen würde.
Mit Path of Fire erscheint bereits am 22. September 2017 die zweite große Erweiterung für Guild Wars 2. Neben einem neuen Spielgebiet, samt neuer Geschichte, klassenspezifischen Elite-Spezialisierungen und natürlich einer Vielzahl neuer Aufträge, ziehen erstmalig Reittiere in die Reihe ein. Diese sind allerdings keineswegs nur für die simple Fortbewegung da. Stattdessen unterscheiden sich verschiedenen Kreaturen durch ihre Fähigkeiten grundlegend voneinander. Im Rahmen eines Testwochenendes hatten wir die Gelegenheit, einen Teil der Erweiterung auszuprobieren und uns auf einen waschechten Raptor zu schwingen.
Das Entdecken der Spielwelt ist bei Guild Wars 2 nicht einfach nur schmückendes Beiwerk. Vielmehr ist das Abschließen einzelner Gebiete abseits der Aufträge auch ans Erkunden aller Sehenswürdigkeiten und das Erklimmen von mal mehr und mal weniger schweren Jump ’n‘ Run Parcours gebunden. Die Gestaltung der Welt ist dadurch nicht nur auf die optische Seite beschränkt. Sie wird auch durch eben diese Aussichtspunkte und interessante Orte beeinflusst, die es zu finden gilt. Mit den Reittieren kommen nun völlig neue Möglichkeiten der Fortbewegung hinzu.
In den meisten MMOs ist es ziemlich egal, ob man auf einem Pferd, Braunbären, Mammut oder gar Drachen sitzt. Das Bewegungsmuster ist bis auf die Geschwindigkeit und die Animationen immer gleich und die Tiere sind lediglich eine Erweiterung der Spielfigur. Auf den Testservern von Guild Wars 2 konnte man sich nach einer kurzen Einführung in die Kristallwüste auf den Rücken eines Raptors schwingen. Spieler, die wie ich Mounts aus World of Warcraft und Co. gewöhnt sind, fällt sofort auf, dass die Thematik Reittiere von einer ganz anderen Perspektive angegangen wurde.
Schon nach den ersten Schritten ist spürbar, dass der Raptor sich deutlich von seinen Genrekollegen unterscheidet. Man kann regelrecht fühlen, dass man gerade auf einer ziemlich großen Echse sitzt, die einem freundlicherweise gestattet, dass ein Sattel auf ihr befestigt wird. Statt kaum einen Unterschied zwischen der Kontrolle eines Tieres und der Spielfigur feststellen zu können, ist hier ziemlich deutlich, dass man noch immer seinen Charakter spielt, der auf dem Rücken eines Lebewesens sitzt. Folglich ändert sich beileibe nicht nur die Bewegungsgeschwindigkeit.
Die schiere Größe des Raptors verändert vor allen Dingen der Wendekreis und das Drehtempo. Durch die tollen Animationen legt sich unsere Spielfigur mit den Zügeln in den Händen förmlich in die Kurven und treibt das sich ziemlich realistisch windende Tier voran. Der Raptor schaut sich zu nahen Gegnern um und scheut nicht davor, auch in der hübschen Stadt nach interessanten Dingen Ausschau zu halten, während wir durch die Gassen flitzen. Natürlich haben wir stets die volle Kontrolle über unser Mount, aber die Kopfbewegungen und die Laute, die das Tier ab und zu von sich gibt, tragen viel zur Immersion bei und verleihen ihm viel Leben.
Wer nun denkt, dass man mit einer fleischfressenden Bestie zwischen den Beinen auch seinen Gegnern ordentlich zusetzen kann, der wird leider enttäuscht. Denn die Reittiere dienen nicht zum Kämpfen. Lediglich einen Angriff, der als typischer Kampf-Initiator genutzt werden kann, beherrscht das Tier. Das ist aber nicht sonderlich tragisch, denn die Hauptdisziplin der Mounts liegt sowieso in der Bewegung. Unser Raptor beherrscht nämlich einen recht ordentlichen Weitsprung, mit welchem man große Distanzen ohne viel Mühe überwinden kann. Und hierdurch werden auch die neuen Gebiete erst richtig interessant.
Denn typisch für Guild Wars 2 erwarten uns wieder einmal explizit auf die Möglichkeiten der berittenen Fortbewegung zugeschnittene Events und Rätsel. Zum einen wären da die schon aus dem Hauptspiel bekannten Panoramen, die mit einigen geschickten Sprung- und Klettereinlagen erreicht werden müssen und uns zur Belohnung mit einer – wer hätte es gedacht – Kamerafahrt über das vor uns liegende Gebiet beschenken. Auch Checkpoint-Rennen, bei denen nur der Spieler den Sieg holen kann, der die Route am effizientesten meistert, sind mit von der Partie und bringen frischen Wind in die bekannten Events.
Mein Ersteindruck zu Path of Fire:
Für Veteranen von Guild Wars 2 werden die Mounts wohl eher ein nettes Gimmick sein. Denn hauptsächlich bringt Path of Fire natürlich wieder unzählige Stunden voller Quests, Geschichten, den neuen Kopfgeld-Aufträgen und der Jagt nach den besten Gegenständen. Dass die Reittiere aber mehr als unkomplizierter Fanservice sind und sich ArenaNet nicht mit standardisiertem MMO-Einheitsbrei zufrieden gegeben haben, fällt direkt auf. Schon beim Aufsatteln lässt sich die Kraft der toll animierten Tiere spüren, die einen fortan durch die hübschen Wüstengebiete begleiten werden. Und das ist wirklich etwas einzigartiges und selbst im Bereich der Einzelspieler-Rollenspiele nur selten anzutreffen.
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal von Guild Wars 2 ist das dynamische Questsystem. Wenn du mehr davon erfahren möchtest, solltest du dir unseren Beitrag „Guild Wars 2: Die Illusion von Dynamik“ anschauen.