Clustertruck: Rumgehopse zur Rush Hour

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Manchmal gibt es diese Spiele, die interessant aussehen aber irgendwie nicht zum Kauf überzeugen. Zu wenige Inhalte und ein zu hoher Preis sind zumeist die ausschlaggebendsten Argumente. Leider verpasst man dadurch auch die eine oder andere lohnenswerte Spielerfahrung. Clustertruck passt für mich perfekt in dieses Schema und ich bin sehr froh darüber, dass ich den Weitsprung auf Lastkraftwagen quasi gratis erleben konnte. 

„Quasi gratis“, was soll das denn heißen? Nun, im Rahmen des Amazon Prime Abonnements bekommt man seit einigen Monaten auch diverse Boni über Twitch. Unter anderem sind dort jeden Monat einige mal mehr und mal weniger gute Spiele zu haben. Mit dem Twitch Launcher kommt dadurch zwar noch eine unnötige Spieleplattform auf den Rechner, aber hey, immerhin kosten die Spiele nichts, wenn man das Amazon Prime Abo sowieso schon hat. Bis zum 31. Mai 2018 kannst du dir Clustertruck noch bei Twitch Prime besorgen.

Clustertruck ist im Kern recht einfach. Aus der Egoperspektive steuert man seine Spielfigur recht klassisch und hat zu Beginn lediglich die Möglichkeit zu springen. Auch das Ziel ist klar definiert: Bewege dich vom Startpunkt zum Ende des Levels. Der Clou dabei ist, dass man ausschließlich die weißen LKW berühren darf, die herrlich chaotisch umherfahren und nicht selten unfreiwillig komisch miteinander oder mit der Umgebung kollidieren. In Clustertruck ist der sprichwörtliche Weg das Ziel, denn wenn man sich erst einmal an die Bedienung gewöhnt hat, kommt ein unglaublich befriedigendes Spielgefühl auf.

Obwohl die Level insgesamt einem ähnlichen Prinzip folgen, ist Clustertruck überraschend abwechslungsreich. Verschiedene Themen, wie Antike, Steampunk oder gar die Hölle machen das Spiel visuell vielseitig und bieten gleichzeitig allesamt verschiedene Gameplay-Mechaniken, die das Laufen und Springen auflockern. In jedem der verschiedenen Gebiete gibt es nämlich auch neue tödliche Gefahren und auch der Aufbau der Level ändert sich je nach Umgebung. Mal geht es schnurstracks auf einer Reihe von Trucks nach vorne, mal muss man schnell hintereinander die Seite wechseln oder gar große Höhenunterschiede überwinden. Der oben verlinkte Trailer zeigt einige Beispiele für die vielfältigen Welten.

Für zusätzliche Bewegungsoptionen sorgen die freischaltenbaren Upgrades. Vom klassischen Doppelsprung über einen Greifhaken, mit dem man sich aus brenzlichen Situationen doch noch zu einem LKW hinziehen kann, bis hin zu einer Teleportations-Fähigkeit ist einiges dabei. Auch kann man auf Wunsch einen zusätzlichen LKW zur Rettung spawnen oder die Zeit verlangsamen, um zielgenauer springen zu können. Das erhabene Gefühl durch die schnellen und präzisen Bewegungsabläufe wird durch viele der Upgrades zusätzlich erweitert und man kann Clustertruck damit ein wenig an eigene Vorlieben anpassen.

Cluster Truck Screenshot 1

Bei howlongtobeat.com wird die Spielzeit von Clustertruck im Durchschnitt mit ungefähr drei Stunden angegeben. Das deckt sich auch recht gut mit meiner Erfahrung – in zwei nicht wirklich langen Sessions hatte ich das Spiel durch. Auch die zusätzlichen Level zu Halloween und Weihnachten waren in wenigen Minuten gemeistert. Schade, denn nach dem Abspann wollte ich unbedingt mehr vom unglaublich flüssigen Gameplay.

Ein Level-Generator wäre bei dem recht einfachen Design wahrscheinlich machbar und würde sicherlich für zusätzliche Stunden Spaß sorgen. Auch ein optionaler Mehrspieler-Modus, in dem man in alter Trackmania-Manier gemeinsam auf die Jagd nach Bestzeiten geht, wäre eine willkommene Dreingabe. Im Gegensatz zur Version des Twitch Launchers bietet die Steam-Version immerhin einen Editor und Workshop-Anbindung, sodass User neue Level erstellen und hochladen können. Clustertruck macht in den drei Stunden einfach derart viel Laune, dass man sich nur wünschen kann, dass auch zukünftig wenigstens noch ab und an neue offizielle Level kommen würden.

Es kommt nicht selten vor, dass ich „unfertige“ Spiele derart lobe. Das Wort „unfertig“ ist vielleicht an dieser Stelle etwas krass. Ich meine damit Spiele, die durch nicht ganz perfekt funktionierende Physik-Effekte oder bestimmte Ecken und Kanten erst unterhaltsam werden. Beispielhaft sei hierfür Octodad genannt, welches mehr oder weniger nur witzig ist, weil sich die Figur so schwammig beziehungsweise schlecht steuert. In Clustertruck bewegen sich die LKW zuweilen unglaublich unlogisch und auch die Sprungmanöver machen teilweise absolut keinen Sinn. Dennoch findet man hier endlich mal ein Spiel, bei dem diese „Unfertigkeit“ gut funktioniert. Das alles lässt sich recht schwer in Worte fassen und wahrscheinlich auch in einem Video nur unzureichend vermitteln. Man muss es selber erlebt haben, um zu verstehen, was genau ich meine.

Clustertruck Screenshot 2

Mein Fazit zu Clustertruck:

Clustertruck macht nicht wirklich viel, aber das, was es macht, macht es richtig. Wenn dir der Trailer zusagt, wird das Spiel dich mit Sicherheit gut unterhalten. Zwar ist die Steuerung zu Beginn sehr gewöhnungsbedürftig und auch, wenn man das Gameplay perfekt verinnerlicht hat, hängen viele Situationen noch vom Zufall ab. Trotzdem konnte ich mich kaum von den Trucks losreißen und wollte immer noch ein Level mehr abschließen – bis dann recht schnell der Abspann lief. Das größte Manko von Clustertruck ist leider seine kurze Dauer, wodurch das Spiel meiner Meinung nach nur im Sale zum reduzierten Preis empfehlenswert ist. Es kommt ebenen manchmal doch auf die Länge an.