South Park: Trump, Dänemark und der Mars

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Die 20. Staffel South Park hat mehr denn je auf ein typisches Serienformat gesetzt. Kontinuität wurde groß geschrieben und alle Folgen bauten auf einer übergeordneten Geschichte auf. Die Fans diskutieren bereits fleißig darüber, ob die Neuausrichtung von South Park ein richtiger Schritt war. Durch die vorherbestimmte Handlung geht nämlich vieles vom Scharm der Kultserie verloren. 

Schon in der vorherigen 19. Staffel waren die einzelnen Episoden stärker miteinander verbunden. Die kleine Bergstadt wurde PC, also Political Correct, und viele Dinge veränderten sich. Ein neuer Stadtteil wurde rund um Kennys Haus errichtet, alte Orte wurden erneuert und die Charaktere veränderten ihre Gesinnung. Mit PC Principle kam ein neuer Schulleiter in die Stadt, der sogar Cartman in die Schranken weisen konnte. Mit dem neuen Image der Stadt konnte der konservative Lehrer Mr. Garrison natürlich nichts anfangen und entschied sich kurzerhand, für das Amt des Präsidenten zu  kandidieren – der Trump-Verschnitt war geboren.

Da die neue Staffel perfekt in den aufgeheizten Wahlkampf in den USA fiel, war es nicht wenig verwunderlich, dass dieser wieder eine große Rolle spielen würde. Die ersten Episoden drehten sich zum großen Teil um die Debatten zwischen Trump und Hillary. Das große Problem war nur, dass man anscheinend nicht mit einem Sieg Trumps gerechnet hat. Alle Episoden spielten auf einen Wahlsieg Clintons hin und die Episode in der Entscheidungswoche musste kurzfristig umgeschrieben werden.

Nach mehreren ziemlich repetitiven Folgen, die nur selten von der Wahl und den Internet-Trollen abwichen, hatte man sich mit der Spekulation auf den Ausgang ins eigene Bein geschossen und musste sich nun auf die Auflösung eines Handlungszweigs konzentrieren, der nicht sonderlich spannend erzählt wurde. Während die Welt gespannt in die USA blickte, machten sich nämlich einige Trolle daran, erst einzelne Personen und später dann ein ganzen Land zu trollen.

Das große Problem dabei ist, dass weder die Handlung rund um die Trolle noch der Wahlkampf genug interessanten Stoff für zehn Episoden South Park liefern konnten. Beide Themen wurden derart in die Länge gezogen, dass die Folgen sich so stark ähnelten wie nie zuvor. Witze wurden oft wiederholt, es gab wenige bis keine Überraschungen und die vier Jungs, die South Park einst ausmachten, standen nicht mehr im Mittelpunkt.

South Park Garrison Trump
Mr. Garrison tat alles dafür, nicht Präsident zu werden – und Trump gewann.

Wo man sich in älteren Staffeln noch über jede einzelne Folge unterhalten konnte, fehlt in Staffel 20 einfach die Fülle an erinnerungswürdigen Momenten. Die erzählte Handlung hätte auch auf wenige Episoden gepresst werden können, was die alten Episoden zum Wahlkampf Obamas beweisen. South Park ist für seinen unvorhersehbaren Humor und die abgedrehten Geschichten bekannt – beides konnte Staffel 20 nicht bieten.

Das liegt auch daran, dass die vier Jungs nur noch selten in ihrer ursprünglichen Form in Erscheinung treten durften. Besonders Cartman hat sich vom Hasser aller Minderheiten hin zum artigen Jungen entwickelt und konnte sogar eine Freundin finden. Dagegen wirkte die Wandlung Randys in der letzten Staffel geradezu glaubwürdig. Kenny und Stan tauchten in den zehn Episoden der Staffel 20 fast gar nicht auf.

Man hofft auf ein großes Finale, wenn eine Handlung über mehrere Monate erzählt wird. Mein erster Gedanke nach der letzten Episode war allerdings eher die Freude darüber, dass die Staffel endlich vorbei ist. Das ist ziemlich ernüchternd, wenn man sich wochenlang auf den Start neuer South Park Folgen gefreut hatte. Die Member Berries, die die ersten Episoden geradezu penetrant oft heimsuchten, fanden am Ende gar keine Erwähnung mehr und die anfänglich noch amüsanten Szenen mit Cartman und seiner besseren Hälfte liefen dauerhaft im gleichbleibenden Schema ab.

South Park Member Berries
Die Member Berries wurden plötzlich nicht mehr erwähnt.

Wo sich in den letzten Staffeln die zusammenhängende Handlung noch als Grundgerüst für weitestgehend unabhängige Geschichten diente, wurde dieses Jahr völlig auf eine Haupthandlung gesetzt, was meiner Meinung nach South Park nicht gerecht wird. Die Episoden können einzeln gesehen kaum unterhalten und man wird regelrecht dazu gezwungen, die komplette Staffel als ganzes zu sehen. Das dies nicht lohnenswert ist, liegt vor allem daran, dass die schwache Handlung nicht interessant genug für zehn Episoden ist.

Im Jahr 2016 ist derart viel Blödsinn passiert, dass man meinen müsste, die 20. Staffel South Park wird abwechslungsreicher denn je. Warum man sich stattdessen auf nur ein großes Thema beschränkte, ist mir bis zum Schluss ein Rätsel geblieben. So bleibt am Ende einer Staffel mit viel Potential nur das Gefühl, dass man alles so viel besser hätte werden können. Stattdessen hinkt Staffel 20 den vorhergehenden in allen Belangen hinterher.