Reigns: Der König ist tot, es lebe der König

Der Alltag als alleiniger Machthaber kann zuweilen ganz schön anstregend sein. Mal verhungert das Volk, dann nervt die Kirche und zu guter Letzt stehen auch noch wütende Barbaren vor unseren Toren und plündern die armen Dorfbewohner. Mit Reigns beweisen Nerial, dass man in dieser dunklen Zeit trotzdem ein Spiel mit viel Witz und Charme ansiedeln kann. 

In Reigns sitzt du als Monarch auf dem Thron und kannst mit einem wortwörtlichen Fingerzeig über die Geschicke deines Landes bestimmen. Zumindest ist das der Fall, wenn das Spiel auf einem Mobilgerät läuft. Auf dem PC ersetzt die Maus deine Fingerbewegung. Die stetig aufkommenden Entscheidungen, die man als König treffen muss, eigenen sich perfekt für kurze Runden zwischendurch, da ein Herrscher selten länger als eine halbe Stunde überlebt. Woran das liegt, wirst du gleich erfahren.

Die komplette Entscheidungsfreiheit hatte man als Oberhaupt auch im Mittelalter nicht. Man musste jederzeit die Balance der einzelnen Gruppierungen im Staat im Auge behalten. Steht man bei einer zu schlecht da, endet das zwangsläufig mit dem Tod. In Reigns ist man also stets bedacht, einen guten Mittelweg bei allen Entscheidungen zu finden. Nicht selten kann das auch bedeuten, dass man grauenvolle Maßnahmen durchsetzen muss, um die eigene Macht zu erhalten.

Da das Spiel neben dem PC auch für iOS und Android erschien, ist das Gameplay recht simpel gestrickt. Man bekommt eine Aufgabe vorgelegt, für die stets zwei Antwortmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Wenn man seine Wahl getroffen hat, vergeht ein Jahr und die nächste Herausforderung wartet auf uns. Bei jeder Entscheidung verändert sich unser Verhältnis zu den vier Grundpfeilern unseres Staates – der Kirche, dem Volk, der Armee und unserem Goldvorrat.

Reigns unterscheidet bei den Aufgaben zwischen einfachen Ereignissen, die sich kaum auf die Zukunft aufwirken und denen, die weitreichende Folgen haben können. So kann es beispielsweise passieren, dass wir unser Militär wegen fehlenden Geldmitteln nicht aufstocken können, nur um wenige Jahre später zu erleben, wie eine feindliche Armee unsere Burg stürmt. Kurze Zeit später steckt unser Kopf auf einem Speer und wir haben verloren. Vorausschauendes Spielen ist also Pflicht, wenn man es als König zu etwas bringen möchte.

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Mit dem Tod unseres Herrschers ist das Spiel aber bei weitem nicht vorbei. Nach dem Ende einer Regierungszeit wechselt unser Alter Ego und wir beginnen mit einem neuen Thronfolger. Zwischendurch können wir an einem Zeitstrahl erkennen, wie lange wir es mit einem König durchgehalten haben. Außerdem werden unseren Monarchen je nach Art der Führung witzige Spitznamen zugewiesen. Was „Wilhelm dem Feigling“ wohl zugestoßen ist…?

Hin und wieder findet man Gegenstände, die sich mal positiv und mal negativ auswirken. Wo wir standardmäßig nur sehen, dass eine Entscheidung unsere Beziehung zum Volk beeinflusst, können wir dank eines speziellen Items nun genau erkennen, in welche Richtung und wie stark sich das Verhältnis verändert.

Während unserer Zeit auf dem Thron begegnen wir ab und an auch wiederkehrenden Charakteren. Manchen können wir trauen, andere sind undurchschaubar und offenbaren ihr wahres Ich erst nach mehreren Konversationen. Einige Dialogpartner bekommt man zudem erst zu Gesicht, wenn man eine spezielle Reihe von Entscheidungen getroffen hat. Das Kennenlernen der verschiedenen Personen und Kreaturen macht viel vom Wiederspielwert von Reigns aus. Neben den Charakteren und Gegenständen findet sich im Hauptmenü zudem eine Auflistung aller Tode, die wir bereits gestorben sind.

Zusätzlich motivierend wird Reigns durch je drei übergeordnete Ziele, die wir zu erreichen versuchen. Wenn wir eines erledigen, wird es durch ein neues ersetzt. Nach dem Tod unseres Königs gehen die Missionen nicht verloren und können erneut angegangen werden, wodurch die einzelnen Entscheidungen noch einmal erschwert werden. Wenn man auf ein bestimmtes Ziel hinarbeitet, kann man nämlich recht schnell das Wohlbefinden des eigenen Landes aus dem Auge verlieren. Genau so schnell verliert man dann zwangsläufig auch sein Leben.

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Reigns ist kurzweilig, spannend und lustig. Die an den Spieler herangetragenen Entscheidungen fallen selten leicht und man muss stets abwägen, wen man erfreuen und wen verärgern will. Ist die Beziehung zu einer der Parteien zu schlecht oder bekommt die Gruppierung zu viel Macht, sieht’s schlecht für unseren Platz auf dem Thron aus. Für faire 2,99€ bekommt man mit Reigns ein kleines aber feines Spiel, welches Köpfchen fordert, eine gute Lernkurve bietet und mit ausgeklügeltem Gameplay unterhalten kann.