Erinnerst du dich noch an die gute alte Zeit, als man sein Spiel noch nicht bei irgendeiner DRM-Plattform anmelden musste und nach dem Installieren von der DVD direkt loszocken konnte? Genau aus dieser Zeit stammt Empire Earth. Frei nach dem Sprichwort „alte Liebe rostet nicht“ werfen wir einen Blick zurück in die Vergangenheit und schauen nach, ob es zwischen uns und dem Strategiespiel von 2001 noch funkt.
Bisher hat es noch kein Spiel auf unseren Blog geschafft, das älter als YouTube ist. Dementsprechend suchen wir dort auch vergeblich noch einem offiziellen Clip zu Empire Earth. Glücklicherweise gibt es einige Nutzer, die das Introvideo genauso cool fanden wie wir und es kurzerhand selber hochgeladen haben. Die spannende Entwicklung der Menschheit über 500.000 Jahre, die uns der Sprecher mit erhobener Stimme vermittelt, macht direkt wieder Lust aufs Spiel und weckt alte Erinnerungen.
Im Hauptmenü ertönt die eingängige Musik, die mich schon vor über einem Jahrzehnt an den Bildschirm gefesselt hat. Den sich langsam anbahnenden Streicherklängen folgen Chorgesänge, die einem sofort wieder bekannt vorkommen und an die Tage erinnern, in denen auf dem Röhrenmonitor Empire Earth vor sich hin flackerte.
Was macht man, wenn man sich nach vielen Jahren noch einmal in ein komplexes Spiel begibt? Richtig, man lässt sich vom umfangreichen Tutorial behutsam an die verschiedenen Mechaniken heranführen. Im Fall von Empire Earth erleben wir in den ersten Kapiteln, wie die Menschen sesshaft geworden sind und sich erste Stämme bildeten. Nach dem das erste Kapitol – das Zentrum einer Siedlung – errichtet wurde, machen wir uns sogleich ans Sammeln von Nahrung und Holz. Kurze Zeit später werden durch Ackerbau und Fischfang neue Möglichkeiten der Nahrungsbeschaffung eingeführt und unser Dorf beginnt zu wachsen. Auch die Ausbildung neuer Einheiten geht voran. Den wilden Tieren, denen wir zuvor noch schutzlos ausgeliefert waren, werfen sich nun keulenschwingende Krieger entgegen.
Empire Earth gelingt es wunderbar, den Spieler langsam an neue Elemente heranzuführen. Dabei kommt auch der historische Hintergrund nie zu kurz. Wenn man seine Zivilisation voranbringen will und die urtümlichen Keulenträger zu schwach werden, müssen zwangsläufig neue Ressourcen wie Gold und Eisen her. Damit lassen sich nun Speerträger ausbilden, die deutlich kampfstärker sind.
Der Umfang von Empire Earth ist auch nach heutigen Maßstäben noch ziemlich beachtlich. Ganze 14 Epochen kannst du im Verlauf einer Partie erleben. Jede wartet dabei mit eigenen Einheiten, Gebäuden und Technologien auf. Anders als im großen Konkurrenten Age of Empires, welches sich stets auf einen kleinen Teil der Geschichte beschränkt, kommt man so in den Genuss von Schlachten mit Schwert und Schild, Panzeroffensiven und futuristischen Duellen mit Laserwaffen.
Nachdem ich die Grundlagen von Empire Earth wieder verinnerlicht hatte, begab ich mich ins erste Spiel gegen einen KI-Gegner. Als der „Wir werden Angegriffen!“-Sound ertönte und ich Hannibal mitsamt seinen berittenen Bogenschützen und Kriegselefanten den Marsch auf den Feind befahl, vergaß ich fast gänzlich, dass ich gerade ein 15 Jahre altes Spiel vor mir hatte. Die Reise durch die vielen Zeitalter macht viel Spaß, das Hin und Her mit dem Gegner verliert durch die sich stetig weiterentwickelnde Kriegsmaschinerie nie an Spannung.
Frust kommt nur an den Stellen auf, an denen viele Einheiten auf einmal bewegt werden sollen. Da ich durch ein Meer vom Gegner getrennt war, wurden Schiffe schnell zum wichtigsten Gut erklärt und massenhaft produziert. Wenn die Transportboote mit Truppen beladen wurden, kommt der schwierige Teil der Überfahrt. Die Flotte verkeilt sich ineinander, fährt seltsame Routen und bevor wir unsere Soldaten an Land gebracht haben, konnten die am Ufer wartenden Bogenschützen des Feindes mit Leichtigkeit meine komplette Streitmacht versenken.
Wer keine Lust auf zufällige Schlachten auf automatisch generierten Karten hat, sollte sich die Kampagnen zu Gemüte führen. Hier erlebt man verschiedene historische Begegnungen hautnah mit und führt beispielsweise die Engländer vom Mittelalter zur Industrienation. Alternativ bringt der umfangreiche Editor die Möglichkeit mit sich, komplett eigene Szenarien zu bauen und so eigene Geschichten zu erzählen.
Die Rückkehr zu Empire Earth hat sich für mich auf jeden Fall gelohnt. Das Spiel ist gut gealtert und fühlt sich immer noch genauso spannend an, wie auf dem Uralt-PC in meinem Kinderzimmer. Klar, die Grafik ist mittlerweile alles andere als hübsch, die Animationen sind veraltet und die Soundeffekte klingen allenfalls akzeptabel. Aber sobald man in einer brenzlichen Lage dem Feind gegenübersteht und mit letzter Kraft seine wertvollen Bürger vor dem Tod rettet, vergeht die Zeit wie im Flug. Die schlaue KI macht jede Partie zum Nervenkitzel und auch im LAN gegen menschliche Spieler konnte Empire Earth viel von seinem alten Glanz bewahren.
Wenn du Empire Earth ohne Probleme mit einer neueren Windows-Version genießen möchtest, solltest du zur Version von GOG.com greifen. Dort wurde das Spiel an aktuelle Monitor-Auflösungen angepasst und startet ohne Komplikationen. Für gerade einmal 5,39€ bekommt man eines der besten Strategiespiele aller Zeiten und kann sich auf spannende Spiele mit historischem Hintergrund freuen.