ReCore: Sand im Getriebe

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Mit ReCore ist im September der erste XBox Play Anywhere Titel veröffentlicht worden, welchen man nach dem Kauf sowohl auf der Konsole als auch auf dem PC spielen kann. In den ersten Videos lies sich noch nicht abschätzen, welche Art von Spiel in ReCore steckt. Mittlerweile wissen wir mehr und können das Jump ’n‘ Run sogar für einige Minuten völlig gratis antesten. Wie überzeugend sind Roboter mit leuchtenden Kernen? 

Im ersten Teaser wurde suggeriert, dass wir mit Robotergefährten durch eine unwirtliche Wüste streifen und dabei ab und an feindlich gesinnten Maschinen begegnen. Von Sprungpassagen und Geschicklichkeitseinlagen war damals noch nichts zu sehen. Erst ein späteres Video zeigte Gameplay-Elemente, die auf das fertige Produkt zutreffen. Mit der melancholisch-traurigen Stimmung der ersten Impressionen von ReCore hat dieser peppige und stilisierte Zusammenschnitt allerdings recht wenig zu tun.

Dieser Bruch in der Vermarktung des Spiels ist wahrscheinlich einer der Gründe, warum ReCore nicht der große Erfolg gelungen ist. Abseits von den fragwürdigen Entscheidungen vor der Veröffentlichung beschäftigen wir uns in den folgenden Zeilen damit, ob ReCore dennoch eine gutes Spiel geworden ist und man sich gut unterhalten lassen kann. Da wir nur die ersten dreißig Minuten ausprobieren konnten, können wir lediglich zum Gameplay detaillierte Auskunft geben.

Ohne viel Vorgeplänkel wirft ReCore uns ins Spiel hinein. Nach der kurzen Einleitung stehen wir mit Joule im Sand und sehen den Roboterhund Meck, der uns auf Schritt und Tritt folgt. Die ersten Klippen sind schnell überwunden, die Steuerung der Hauptfigur verinnerlicht man rasch. Behände springt man schon nach wenigen Minuten über Gräben hinweg und überwindet mit dem Jetpack größere Abgründe . Erfahrungsgemäß sind wir gleich zu Beginn auf ein Gamepad als Eingabegerät umgestiegen, da sich Jump ’n‘ Run und Spiele aus der dritten Person meist besser mit diesem kontrollieren lassen. Zur Not ist ReCore aber auch mit Tastatur und Maus problemlos spielbar.

Schnell trifft man auf die ersten Feinde im Spiel, die Anfangs noch recht wenig Schaden anrichten. Sobald wir einen Gegner anvisieren, wird unser Fadenkreuz auf ihn geschaltet und wir müssen nur noch den Abzug halten, bis die Maschine in sich zusammenfällt. Das Zielverhalten erinnert in der Standardeinstellung an die Gefechte in Grand Theft Auto, bei denen man mit dem Gamepad ebenfalls automatisch auf Gegner aufschalten kann. Da wir in ReCore nach wenigen Treffern bereits das Zeitliche segnen, kommt es auf gutes Manövrieren an. Hier helfen wiedereinmal das Jetpack und unsere hohe Sprungkraft. Auch unser treuer Begleiter Meck hält Gegner von uns fern.

ReCore Wüste
Die Begleiter unterstützen uns auch bei der Suche nach nützlichen Gegenständen.

Zwischen den Kletter- und Kampfeinlagen streut ReCore ab und zu kurze Videosequenzen ein, in denen Charaktere miteinander reden oder Joule einige Gedanken äußert. Die Vertonung ist gut gelungen und jederzeit glaubwürdig. Dies trifft auch auf die Sprachfetzen unserer Charaktere zu, die während der Streifzüge durch den Sand ab und an die aktuelle Lage kommentieren.

Auf der optischen Seite sind einige Mängel, wie beispielsweise zu unscharfe Texturen in der Ferne oder die auffällige Treppenbildung an detailreichen Objekträndern, zu erkennen. Insgesamt kann das Aussehen der Innengebiete und Wüstenareale aber überzeugen, auch wenn wir befürchten, dass der ewige Sand auf dauer ziemlich repetitiv werden kann. Da helfen auch die monumentalen Berge, die aus der Landschaft ragen, nicht mehr. Glücklicherweise sind die Charaktere schickt animiert und farbenfroh gestaltet, was etwas Abwechslung in die ansonsten recht monotone Grafik bringt.

Viel Zeit zum Bewundern der Umgebung bleibt ohnehin nicht, da wir uns stetig in halsbrecherischen Situationen befinden und oft unsere Waffe gegen Roboter erheben müssen, die nicht so freundlichen sind wie Meck. Die Kämpfe sind schnell und hektisch, machen aber dank der Bewegungsfreiheit anfangs recht viel Spaß, auch wenn wir uns nach den dreißig Minuten an den immer gleichen Widersachern sattgesehen haben und gerne mal anderen Kreaturen gegenüberstehen würden. Selbst der Boss, dem wir begegnet sind, ist lediglich eine vergrößerte Version der Standardgegner.

In der Demoversion hatten wir leider nur kurz die Möglichkeit, uns das Craftingsystem anzuschauen. Mit verschiedenen Sammelobjekten lassen sich die Teile der Roboterbegleiter austauschen und modifizieren. Praktisch ist, dass das prallgefüllte Inventar automatisch beim Verlassen einer Hub-Station geleert wird und wir somit direkt wieder ungehindert Gegenstände einsacken können.

ReCore Kampf
Knallige Effekte und schnelle Bewegungen machen die Kämpfe spannend.

Zugegeben, ein Spiel nach knapp dreißig Minuten Spielzeit einzuschätzen ist nicht leicht. Über die komplette Spieldauer kann sich noch viel zum positiven aber auch zum negativen entwickeln. Trotzdem zeichnet sich bereits nach wenigen Schritten ab, dass ReCore an einigen Stellen Probleme hat. Die Gegner sehen allesamt nahezu identisch aus und greifen uns mit immer gleichen Mechanismen an. Die leblosen Außenwelten und tristen Innenräume passen zwar zum Setting, sind aber ziemlich charakterlos. Die Sprung- und Kampfmechaniken sind allenfalls mittelmäßig, können aber für kurze Spielsessions sicherlich unterhaltsam sein. Lobenswert sind die gut vertonten Dialoge, die spürbare Beziehung zu den Begleitern und deren vielseitigen Animationen. Auch die Zusammenführung von Xbox und PC führt ReCore als eines der ersten Spiele an.

Wer sich ReCore zulegen möchte, sollte auf einen Deal warten. Die vierzig Euro sind für die rund dreizehn Stunden Gameplay (laut howlongtobeat.com) etwas zu viel. Mehr als ein durchschnittliches Jump ’n‘ Run in einem zugegebenermaßen unverbrauchten Szenario bekommt man leider nicht.