190 Spieler – laut steamcharts.com ist das die Anzahl an Leuten, die maximal gleichzeitig Mirage: Arcane Warfare gespielt haben. Durchschnittlich sind bisher immer unter 100 Spieler online. Dass das ziemlich dürftig ist, sollte auch dem unerfahrensten Analysten auffallen. Dabei ist Mirage im Grunde nicht einmal ein schlechtes Spiel. Vielmehr sind es andere Umstände, die den ziemlich holprigen Start bedingen. Selbst der Quasi-Vorgänger Chivalry scheint derzeit noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Woran liegt das?
„Besonders das Anlocken neuer Spieler wird aber in Zeiten von Overwatch und Co. und der starken optischen Ähnlichkeit nicht einfach.“ Mit diesen Worten endete unser Ersteindruck (Mirage: Arcane Warfare: Der erste Eindruck zählt) zu Mirage. Denn schon in der Beta Anfang April konnte man ahnen, dass das Spiel eine schwierige Zeit vor sich haben würde. Wo Chivalry mit dem dunklen Mittelalter-Setting und innovativen Kampfsystem, das besonderen Wert auf Präzision und genaues Timing legte, Aufmerksamkeit erregen konnte, fügt sich Mirage zumindest visuell in aktuelle AAA-Titel ein und fällt dadurch deutlich weniger auf.
Hinweis: Ein Review-Code von Mirage: Arcane Warfare wurde uns noch vor der Veröffentlichung des Spiels zur Verfügung gestellt.
Im Mittelpunkt von Mirage: Arcane Warfare stehen wie auch in Chivalry die taktischen Kämpfe. Verschiedene Klassen mit unterschiedlichen Angriffs- und Verteidigungswerkzeugen stehen sich in abwechslungsreichen Arenen gegenüber und duellieren sich um bestimmte Ziele. Neu sind die Zauber, von denen jede Klasse einige beherrscht. Vom Teleport bis zum Rundumschlag oder einer praktischen Schutzkuppel für sich und seine Kollegen ist alles dabei. Die Zauber lockern die Kämpfe an manchen Stellen auf, sorgen allerdings auch dafür, dass im Vergleich zu Chivalry das Können der Spieler weniger gewichtet wird.
Denn obwohl sowohl Schläge als auch Blocks immer noch ziemlich gut abgepasst werden müssen und schon eine falsche Bewegung das Ende bedeuten kann, erhöht die arkane Magie die Chance, dass man unachtsame Gegner eher zufällig ins Jenseits schickt. Es dauert jedenfalls deutlich länger, die einzelnen Klassen zu verstehen und ihre Eigenheiten zu verinnerlichen. Besonders für erfolgreiche Einzelkämpfe zwischen zwei Spielern ist es Pflicht, die Fähigkeiten des anderen zu kennen und abschätzen zu können. Einige werfen dem Spiel sogar vor, dass die Zauberei das Balancing zu stark beeinflusst und man weniger Kontrolle über den Ausgang eines Duells hat.
Ein Nebeneffekt der Magie ist, dass die Partien nun deutlich flotter sind und schneller entschieden werden können. Auch die Gestaltung der optisch ziemlich hübschen und abwechslungsreichen Karten trägt seinen Teil dazu bei. Wenige Laufrouten und klar definierte Angriffspunkte statt offene Wälder und Burgen wie in Chivalry erinnern deutlich stärker an klassische Mehrspieler-Karten aus anderen Titeln. Das mag nicht jedem gefallen, fügt sich unserer Meinung nach aber recht gut ins Gameplay ein. Zumindest solange, wie man auf einem Server mit einer gesunden Anzahl an Spielern ist. Sobald es zu viele werden, arten die Kämpfe in ein hektisches Blutbad aus, in dem nicht selten der Zufall entscheidet. Am meisten Spaß macht Mirage dann, wenn man sich mit einzelnen Spielern im Kräftemessen Mann gegen Mann gegenübersteht.
Über zu viele Spieler muss man sich derzeit in Mirage allerdings recht selten beschweren. Denn das Spiel leidet schon seit dem ersten Tag an massiver Unterbevölkerung. Die Gründe dafür sind recht vielseitig und reichen von der bereits angesprochenen und sicherlich wenig erfolgsfördernden grafischen Ähnlichkeit zu Overwatch bis zur eher standardisierten Gestaltung der Karten. Den Vorwurf, dass Mirage zu frühzeitig aus der Betaphase entlassen wurde, können wir nicht teilen. Denn das Gameplay läuft wunderbar rund und in unserer Spielzeit sind uns gravierende Bugs nie untergekommen. Fakt ist, dass Chivalry seinerzeit deutlich spezieller war und dadurch wesentlich mehr Aufmerksamkeit genießen konnte.
Die freundlichere Optik und der spürbare Blick hin zur Tauglichkeit für den Massenmarkt haben nur dazu geführt, dass das Spiel weniger Aufsehen erregte und schon bei der Veröffentlichung kaum jemanden interessierte. Schade eigentlich, denn die Zauber sind eine nette Idee zum Auffrischen eines Kampfsystems, was sich noch immer zu den besten seines Genres zählen kann. Das Aufeinandertreffen zweier gleichstarker Kontrahenten führt zwangsläufig zu hitzigen Auseinandersetzungen, die an Spannung kaum zu überbieten sind.
Mittelalterliche Waffen erfordern eine Nähe zum Feind, die aus anderen Spielen so nicht bekannt ist. Man steht sich direkt gegenüber und muss gezielt abwägen, wann man zum Schlag ansetzt und wann man lieber auf den gegnerischen Angriff mit anschließendem Konter setzt. Durch die Zauber kommt noch ein einflussreicher Faktor hinzu, der die Kämpfe würziger und interessanter machen kann. Doch all die positiven Inhalte nützen einem reinen Mehrspieler-Titel nicht viel, wenn kaum Spieler da sind. Die Zahlen bei steamcharts.com zeigen ein ziemlich ernüchterndes Bild.
Mein Fazit zu Mirage: Arcane Warfare:
Mirage ist ein ziemlich gutes Spiel und vor allem für Freunde von skillbasierten Mehrspieler-Duellen ein Fest – wäre da nicht der eine alles entscheidende Faktor. Die geringe Anzahl an Spielern macht es derzeit ziemlich schwer, den Kauf von Mirage jemandem direkt zu empfehlen. Vielleicht könnte die Umstellung auf ein anderes Finanzierungsmodell Abhilfe schaffen. Zumindest Einnahmen über zusätzliche kosmetische Items sind denkbar, Charakteranpassung mit unterschiedlicher Ausrüstung ist immerhin bereits im Spiel enthalten. Bei den Torn Banner Studios muss auf jeden Fall eine Idee her. Denn das beste Kampfsystem nützt nichts, wenn es niemanden zum Bekämpfen gibt.