Meine Reise in die Schattenlande: Zandalar & der (zu) schnelle Weg zum Zwischenziel

World of Warcraft Shadowlands Banner

Mit dem Pre-Patch zur kommenden Erweiterung Shadowlands sprang ich ins kalte Wasser und habe zum ersten Mal seit etlichen Jahren die Retail-Variante von World of Warcraft gespielt. Mein Ziel dabei war es, für mich selbst herauszufinden, wie sich das MMORPG verändert hat, wie es sich heute spielt und für wen das Ganze empfehlenswert ist. Denn das Spiel ist längst nicht mehr so harsch und unverzeihlich, wie es zur Veröffentlichung von 16 Jahren gewesen ist. Eine gute Zusammenfassung des aktuellen Standes von World of Warcraft liefert das brandneue Startgebiet, welches ich mit meinem Mönch vor einigen Wochen erkunden konnte. Über einen kurzen Umweg führte mich meine Reise nun ins Reich der Zandalaritrolle und ich machte mich auf deren Insel daran, die neue Maximalstufe 50 zu erreichen. Von den Erlebnissen der neuen Levelphase berichtet nun der zweite Teil von „Meine Reise in die Schattenlande“.

Wenn du den ersten Teil dieser Artikelreihe noch nicht gelesen hast, empfehle ich dir, dies nun nachzuholen. Der Beitrag „Meine Reise in die Schattenlande: Schiffbruch & Ankunft im neuen World of Warcraft“ leitet mein Abenteuer gen Shadowlands ein und beschreibt das soeben genannte neue Startgebiet ausführlich. Obendrein gebe ich zu vielen aktuellen Gegebenheiten meinen Senf dazu und erläutere, in welchem Verhältnis ich bisher zu World of Warcraft stand.

Weil der Artikel noch einmal ein Stückchen länger ist als der letzte, wurde er mit diversen Überschriften versehen, damit man den Überblick über die verschiedenen Themenbereiche behält. Die Phase von Level 10 bis 50 ist aber auch wirklich prall gefüllt mit unzähligen großen und kleinen Inhalten. Ohne große Umschweife geht’s unter dem auf die Thematik ziemlich passend einstimmenden Trailer nun direkt auf ins Trollreich Zandalar!

Inselausflug & Eingewöhnung

Wir erinnern uns – nachdem mein pummeliger Pandaren Stufe 10 erreicht hatte und die Startinsel verließ, ging es in einer Art geführter Tour durch Orgrimmar, die Hauptstadt der Horde, um von dort aus von Sylvanas höchstpersönlich zu den Zandalari geschickt zu werden. Während sich die Allianz um die Gunst der Kul Tiraner, einem lustigen Piratenvölkchen, bemüht, sollen wir uns auf der Seite der Horde um den Anschluss der Zandalaritrolle an unsere Streitkräfte kümmern. Neue Spieler werden somit nach dem Abschluss des Intro-Tutorials direkt in die aktuellste Erweiterung Battle for Azeroth geworfen und müssen nicht mehr wie noch in alten Zeiten alle Addons der Reihe nach durchspielen. Ein interessanter Ansatz, der World of Warcraft ordentlich durcheinanderwirbelt.

Richtig gut gelungen ist die Einleitung, die uns auf der Insel Zandalar erwartet. Wie auch schon während der ersten zehn Level beglückt einen WoW nun des Öfteren mit schicken Render-Videos und diversen Zwischensequenzen mit Kamerafahrten direkt in der Spielwelt. Die Ankunft auf der Insel leitet die oben verlinkte und schon sehr epische Sequenz ein, die uns direkt auf das Volk der Zandalari einstimmt und den vermeintlich gefährlichsten Gegner noch einmal verdeutlicht: Die Allianz. Doch das Vertrauen der abgeschotteten Inselbewohner gewinnt man nicht im Handumdrehen und in den folgenden Stunden und Tagen ist man damit beschäftigt, sich durch diverse Storystränge in den Dschungelgebieten zu questen. Dabei sind die Aufgaben, wie es mir auch schon im ersten Beitrag aufgefallen ist, deutlich besser in der Handlung verankert und bekommen dadurch abermals deutlich mehr Gewicht zugeschrieben. Ich empfehle an dieser Stelle jedem, die Questtexte wenigstens kurz zu überfliegen, um der wendungsreichen Geschichte folgen zu können. Nur dann entfaltet die Handlung rund um die Zandalari, ihre Loa und die Feinde, die noch näher zu sein scheinen, als man anfangs glaubte, ihr volles Potential.

Eine sehr wichtige Frage bei meinen Wegen zum Shadowlands-Addon ist natürlich weiterhin, wie gut sich das neue Levelsystem bis zum 50er-Maximum in der Praxis schlägt. Die Geschwindigkeit bis Level 10 war sehr beachtlich und auch die ersten Stufen in Zandalar rasseln wie im Flug vorbei. Glücklicherweise verlängert sich die Zeit, die man zum Erreichen einer neuen Stufe benötigt, langsam aber sicher, sodass man sich nicht mehr ganz so überrannt von neuen Stufen fühlt. Dann zeigt sich auch der größte Pluspunkt, den das neue System zu bieten hat – man hat ständig das Gefühl, mit neuen Fähigkeiten oder Gameplay-Möglichkeiten belohnt zu werden. Langwierige Durststrecken gibt es schlicht und einfach nicht mehr und die eigene Stufe steigt in einem angenehm wirkenden Tempo. Die Beschleunigung der Belohnungsquantität schlägt auch auf die Quests über, die nun durch sehr hohe Droprates und wenig Such- und Wartezeit wesentlich schneller abschließbar sind. Zudem bekommen alle Spieler, die beim Besiegen eines Gegners  mithelfen, die Belohnung. Warteschlangen und Gruppeneinladungen gehören also zum Teil der Vergangenheit an, wodurch sich das Spiel ein wenig dem offeneren Design von Guild Wars 2 annähert. Ähnliches fällt auch bei optionalen Aufgaben auf, die direkt ohne Questgeber in der Welt erscheinen und bei Abschluss satte EP-Belohnungen regnen lassen.

World of Warcraft Zandalar Dschungel

Der neue Fokus & die Spielerfreundlichkeit

Einer der Hauptgründe, warum ich denke, dass insbesondere Casual-Spieler und all jene, die einfach nur ein paar spaßige Stunden am Abend mit ihren Kumpels spielen wollen, das aktuelle World of Warcraft sehr wertschätzen werden, sind die grundsätzlichen Anpassungen im Quest- und Levelsystem. Bereits abgeschlossene Aufgaben können auf Wunsch noch einmal angegangen werden, sofern ein Kollege diese noch nicht beendet hat. Dann bekommt man als Belohnung zwar keine Gegenstände mehr, wohl aber prozentual mehr Gold und Erfahrung. Dadurch, dass die Gebiete nun in großzügigen Spannen das Level der Gegner an das eigene anpassen, ist auch dafür gesorgt, dass stets eine Herausforderung besteht und man nicht total übermächtig jeden Boss ummetzelt. Plötzlich zu schwach um in der Geschichte fortzufahren ist man demnach dann auch nicht mehr, was noch einmal die neue zentrale Rolle der Geschichte(n) bestätigt.

Letzteres sorgt zudem dafür, dass man den stärkeren Handlungsfokus der Gebiete unbekümmerter genießen und der Story in seinem eigenen Tempo folgen kann, ohne sich Gedanken machen zu müssen, ob man für bestimmte Quests ein zu hohes oder zu niedriges Level hat. Kurzum: In Sachen Quests kann das aktualisierte System wirklich punkten, einfach weil die Stufe des Charakters deutlich weniger Auswirkungen hat. Hier komme ich als Fan von Quests und Story voll auf meine Kosten! Selbstverständlich kommt es dadurch im Umkehrschluss allerdings auch deutlich seltener vor, dass man sich wirklich mächtig oder unterlegen fühlt. Für mich macht dies auch viel des Reizes eines MMO aus, im Großen und Ganzen überwiegen bei Retail-WoW allerdings für mich die Vorteile des neuen Systems. Ich empfehle aber trotz des möglichen hohen Tempos jedem, sich ab und an auch Zeit zu lassen und nicht ausschließlich durch die Aufgaben zu hetzen. Die Insel Zandalar ist einfach viel zu schön, detailliert und stimmig gestaltet worden, als dass man ohne Wertschätzung einfach über sie hinwegsprintet.

Wie auch schon zu früheren Zeiten münden einige der durchaus langen Questlines in Dungeons, die seit vielen Jahren schon mithilfe der Einführung des Dungeon-Finders komfortabel angegangen werden können. Dadurch fiel natürlich gleichzeitig auch ein Großteil der Absprache mit seinen Gruppenmitgliedern weg, zuweilen spricht man in den Instanzen gar nicht mehr miteinander. Genau das war wohl auch einer der Gründe, warum ich mit Cataclysm langsam die Lust an WoW verlor. Und gleich beim Besuch des ersten Dungeons war ich schockiert: Ohne Probleme rannten der Tank und ein DD von einer Gegnergruppe zur nächsten, ich als eifriger Heiler wurde eigentlich gar nicht gebraucht. Doch glücklicherweise kann ich an dieser Stelle Entwarnung geben, im späteren Verlauf werden die Dungeons wieder knackiger und es gab durchaus Situationen, in denen die ganze Gruppe durch Unachtsamkeit hops ging. Nichtsdestotrotz ist auch hier zu erkennen, dass das Spiel sich deutlich flotter spielt als in alten Tagen, da beispielsweise Zauber deutlich weniger Mana verbrauchen und man allerhöchstens nur vor einem Bosskampf zum Auffrischen kurz innehalten muss. Und auch das Würfeln um einen seltenen Gegenstand gibt’s nicht mehr – stattdessen bekommt man zufällig eine Belohnung, die dann auch der eigenen Klasse zugeschnitten ist. Dadurch verzichtet das Spiel auf Frustmomente, lässt zugleich aber auch einige innerliche Luftsprünge missen. Ich persönlich hab mich an das neue System gewöhnt, vermisse hin und wieder aber auch durchaus die alten Dungeon-Runs mit stundenlanger Vorbereitung.

World of Warcraft Zandalar Mond

Kleine Verbesserungen & große Wirkung

Dass World of Warcraft seinen Fokus in allen Gebieten weg vom reinen Leveln und hin zum Erzählen und Darstellen einer unterhaltsamen Geschichte angepasst hat, wird auch durch die neue Darstellung des Questlogs ersichtlich. Beim Betreten (oder einfachem überfliegen) eines Areals werden direkt Kapitel angezeigt, in welchen die Handlung erzählt wird. Dadurch lässt sich nun deutlich besser einschätzen, an welcher Stelle der Geschichte man sich gerade befindet und wo es weiter geht. Klar, an sich haben auch bei WoW Classic die Quests einen inhaltlichen Zusammenhang. Durch die direktere Auflistung des Storyverlaufs wird dieser nun aber deutlich mehr in den Vordergrund gerückt. Natürlich haben die neuen Gebiete dennoch die Nase vorn, was Erzählweise und Spannung angeht, was insbesondere an den Zwischensequenzen und deutlich häufiger vertonten Texten liegt. Und auch an sich kommen die moderneren Handlungen mit viel mehr Finesse, Twists und großen Momenten daher.

Überhaupt merkt man im aktuellen World of Warcraft an allen Ecken und Enden, dass die Entwickler unfassbar viele Mühen in die Präsentation gesteckt haben. Zwar hat das technische Grundgerüst bereits viele Jahre auf dem Buckel und rein objektiv kann sich das MMO logischerweise auch in Sachen grafischer Modernität nicht mit topaktuellen AAA-Titeln messen, allerdings passt die Stimmung und das Zusammenspiel der verschiedenen audiovisuellen Elemente perfekt. Ich bin generell sowieso kein Fan von absolut realistischen Spielumgebungen, mir ist stattdessen ein runder, geschmackvoller und durchdachter Artstyle deutlich wichtiger. So zählen zu den mir am meisten im Gedächtnis gebliebenen Spielen der letzten Jahre das comichafte The Witness und das sehr abstrakte Return of the Obra Dinn. World of Warcraft reiht sich hier trotz seines Alters dank Stilsicherheit, dichter Atmosphäre und wirklich grandioser orchestraler Musikuntermalung sowie sehr passender Ambient-Sounds durchaus ein – und das 16 Jahre nach der Erstveröffentlichung! Natürlich liegt es auch daran, dass insbesondere die Charaktermodelle und Zauber in den letzten Jahren stark überarbeitet wurden. Und auch die neuen Gebiete sehen spürbar besser aus als jene der alten Erweiterungen. Gerade deshalb sollte man im tiefen Unterholz definitiv einfach mal stehen bleiben und die visuellen und tonalen Reize auf sich wirken lassen, es lohnt sich!

Einige mögen sich mittlerweile gefragt haben, wo eigentlich meine Meinung zum Stand des PvP-Parts bleibt. Nun, ich bin leider kein sonderlicher Fan von Schlachtfeldern und Co. in MMOs. Meine Affinität liegt viel mehr bei der Welt und den vielen kleinen und großen Geschichten, die in dieser erzählt werden. Doch eine Sache im Bezug auf PvP ist mir dann doch aufgefallen: Der Kriegsmodus. Schon vor einigen Monaten hörte ich davon, dass es im aktuellen WoW keine reinen PvP-Server mehr gäbe. Doch gerade durch WoW Classic habe ich diese wieder lieben gelernt. Warcraft zieht viel seines Reizes eben aus dem durchdachten Konflikt zwischen Allianz und Horde und jederzeit von der feindlichen Fraktion angegriffen werden zu können, motiviert mich beim Spielen merklich. Mit meiner jetzigen Anspiel-Session kurz vor der Veröffentlichung von Shadowlands konnte ich nun aber herausfinden, dass der Kriegsmodus – also das optionale aktivieren von PvP – ziemlich durchdacht und sehr gut integriert ist und auch seine Vorteile im Vergleich zu früher hat.

Denn der Modus kann nicht wie früher wahllos überall an und ausgeschaltet werden, man muss sich dazu in der Hauptstadt der eigenen Fraktion befinden. Dies führt dazu, dass die Entscheidung relativ permanent ist und ich auf meinen Wegen grundsätzlich immer mit aktiviertem Kriegsmodus unterwegs war – also sehr ähnlich einem alten PvP-Server. Neben des reinen PvP-Kicks tat ich dies nun auch aus anderen Gründen. Denn neben der spannenden Möglichkeit, jederzeit von Spielern der Allianz angegriffen werden zu können, kommen auch zusätzliche Boni hinzu. Beispielsweise steigt die gewonnene Erfahrung schneller, man bekommt mehr Gold und einige ansonsten nur in dedizierten PvP-Matches verfügbare Fähigkeiten funktionieren auch in der normalen Spielwelt. Das Gute an der Sache ist, dass man jeden Abend aufs neue Entscheiden kann, ob man sich auf PvP-Kämpfe einrichten will oder einfach nur entspannt den Tag ausklingen lassen möchte. Das neue WoW lässt hier mehr Entscheidungsfreiheit zu. Schlussendlich ist es dann also doch nicht so schlimm, keine direkten PvP-Server mehr auswählen zu können. Der Kriegsmodus ist eine sehr gelungene Alternative und zeigt erneut, dass Weiterentwicklungen das Spiel auch positiv beeinflussen können.

World of Warcraft Zandalar Frosch

Goldsammler & das Problem der Berufe

Einhergehend mit der Umgestaltung der Levelphase steigt ein Problem empor, welches auch schon in vorherigen Erweiterungen zum Vorschein trat. Die Rede ist von einer Gegebenheit, die auch andere MMOs betrifft und der man kaum Herr zu werden scheint: das Überangebot an Gold und die damit verbundene Preisinflation bei diversen Produkten im spielerbetriebenen Auktionshaus sowie die völlig falsch erscheinende Preisgestaltung bei NPC-Händlern. Der Ursprung des Übels ist dabei offensichtlich: Je länger ein Spiel gespielt wird, desto mehr Gold ist im Umlauf. Zwar wurde hier und da immer mal wieder versucht, durch bestimmte Gameplay-Neuerungen Gold aus den Taschen der Spieler zu ziehen, insgesamt gibt es aber sehr viele Inhalte, bei denen die Preise mittlerweile lächerlich niedrig sind. Ich hatte nach dem Abschließen des neuen Stargebietes beispielsweise bereits eine Hand voll Goldmünzen in der Tasche. Da fallen Kosten von wenigen Kupferstücken für ehemals wichtige Käufe beim ersten Besuch der Hauptstadt absolut nicht ins Gewicht. Und auch das bereits angesprochene erste Reittier kam mir deutlich zu günstig vor, fast schon wie ein Kauf im Ramschladen. Wertvoll sind hingegen dann glücklicherweise immer noch jene Währungen, die man abseits von Gold bekommt. Also zum Beispiel die Karten vom Dunkelmondjahrmarkt oder die Süßigkeiten der Schlotternächte zu Halloween, zu welchem ich eigentlich noch eine ganz eigene Geschichte erzählen könnte. Aber das würde wohl endgültig den Rahmen des Artikels sprengen, oder?

Wenn ich mich an meine Zeit in WoW Classic vor einem Jahr zurückerinnere, weiß ich noch sehr gut, dass insbesondere die Sammelberufe Kräuterkunde, Kürchnerei und Bergbau im Auktionshaus sehr gutes Geld bringen konnten. Selbst mit dem Angeln seltener Fische konnte man sich wichtiges Gold verdienen. Leider ist auch das größtenteils Geschichte, mein Spielkollege meinte nach dem Start in Retail-WoW direkt, dass kaum noch jemand Berufe aktiv verfolgt und er auch ohne seit mehreren Jahren keine Geldprobleme hat. Auch Blizzard scheint die Berufe ein wenig beiseite gelegt zu haben, denn wirklich gut eingeführt wird man in die aktuellen Gegebenheiten nicht. Zwar wurde ich zu den Berufslehrmeistern in Orgrimmar geführt, bevor ich nach Zalandar geschickt wurde – es wurde allerdings nicht erklärt, dass es für jedes Addon mittlerweile einen eigenen Berufszweig gibt.

Letzteres fand ich erst recht spät selber heraus, als ich beim Angeln bei den Dschungeltrollen bemerkte, dass sich die entsprechende Fähigkeit gar nicht erhöhte. Mein Fehler war, dass ich lediglich „Angeln“; nicht aber „Angeln von Zandalar“ erlernt habe. Vom Spiel wird dies leider absolut gar nicht erklärt, obwohl das System durchaus seine Vorteile hat. Denn Berufe müssen nun nicht mehr komplett von 1 bis X gelevelt werden, stattdessen kann man in jeder neuen Erweiterungen einzeln einsteigen und dort den Skill unabhängig von den anderen erhöhen. Man muss eben nur daran denken, sich beim jeweiligen Lehrer zu melden. Das Ganze wurde also doch ganz gut an die neue Addon-Struktur angepasst, man levelt nur in einem Wunschgebiet und muss auch nur in diesem den jeweiligen Beruf leveln. Aber ich bin ehrlich: Wirklich zu 100% verstanden habe ich das System noch nicht. Ein wenig zu undurchsichtig ist mir das alles irgendwie doch noch und ich habe noch nicht den vollen Überblick, worauf ich mich beim Thema Berufe nun eigentlich konzentrieren sollte. Aber hey, das trifft für viele ja auch im RL zu, nicht wahr?

Da ich Kürchnerei ursprünglich als Goldeinnahmequelle erlernte, dies aber scheinbar nichts wird, habe ich mich in den letzten Tagen eher auf die unterhaltsameren Nebentätigkeiten Angeln und Archäologie fokussiert. Letzteres ist insbesondere deshalb so interessant, weil es mich durch alte Gebiete führt und mir dort interessante Fundobjekte präsentiert, die zuweilen ziemlich spannende Informationen zur Hintergrundgeschichte von World of Warcraft parat haben. Hier kommt also wieder der Typ Spieler in mir zum Vorschein, der sich gerne gänzlich in eine Welt hineinsaugen lassen und sie ganz gemütlich erleben möchte. Und ich bin insgesamt sehr froh, dass Retail-WoW viele Hürden nimmt, die diesen Spielstil ehemals erschwert haben.

World of Warcraft Zandalar

Mein Fazit zur neuen Levelphase in World of Warcraft:

Knappe zwei Wochen habe ich benötigt, um mit moderatem Spielen einen neuen Charakter von Stufe 1 auf Stufe 50 zu bringen. Das Ganze geschah innerhalb von nicht einmal zwei der drei Gebiete der Insel Zandalar, also im Grunde sogar in deutlich weniger als einer Erweiterung. Doch meiner Meinung nach ist seit dem Shadowlands-Pre-Patch das Level der Spielfigur unwichtiger denn je. Gebiete skalieren mit, Quests können über eine breite Spanne an Stufen angegangen werden und auch Dungeons passen sich dem jeweiligen Charakterfortschritt an, wodurch man ab Level 10 mit Level 50ern zusammen einen Großteil des Contents gemeinsam erleben kann. All diese Änderungen sorgen dafür, dass World of Warcraft so einsteigerfreundlich wie nie zuvor ist und man auch mit wenig Zeitaufwand viel vom Spiel erleben kann. Und trotzdem habe ich noch unfassbar viel zu tun – alleine in den Gebieten der letzten Erweiterung Battle for Azeroth, von denen ich nur einen Bruchteil gesehen habe!

Ein kurzer Vergleich mit WoW Classic: Die letzten zwei Wochen, die mich über verzweigte Story-Stränge quer über eine Insel führten, Dungeons erkunden und unzählige Quests erledigen ließen, sind ungefähr die Zeit, die man mit dem Bekämpfen der Stacheleber im altehrwürdigen Brachland verbringen würde. An dieser Stelle bleibt nun die Frage, was mir länger im Gedächtnis bleiben wird. Die Flut an Inhalten, die man aktuell in WoW in kurzer Zeit abschließen kann, ist schon sehr hoch. Besonders im Vergleich zu früher. Wenn man sich nicht dazu animiert, das Spiel auf sich wirken zu lassen, könnte hier schnell ein Gefühl von Übersättigung auftreten.

Bei GameStar erschien erst kürzlich ein Artikel, der The Elder Scrolls Online als „das einzige MMO, das meine Zeit wirklich respektiert“ lobpreiste. Meiner Meinung nach trifft dies auf das aktuelle World of Warcraft genauso zu. Viele unterhaltsame Inhalte stehen dem Spieler offen und können ohne große Hindernisse auch mit Freunden erlebt werden – und genau darauf wird es vielen Spielern ankommen.

Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass sich viele Errungenschaften insbesondere für Veteranen nicht mehr so hart erkämpft anfühlen, wie es in alten Zeiten noch der Fall war. Das erste Reittier, das erste Flugmount – die stolzen Momente von damals wird man wohl ewig in Erinnerung behalten. In Retail-WoW hingegen passiert beides absolut unspektakulär und fast schon beiläufig. Anstelle der alten Ziele muss man sich nun gänzlich andere setzen, wie zum Beispiel das Freischalten der verschiedenen verbündeten Völker als spielbare Rasse, das Erspielen eines besonders seltenen Gegenstandes oder das Abschließen bestimmter Erfolge. Wer das mag, wird in World of Warcraft mit mehr Content denn je belohnt und kann Monate und Jahre in Azeroth verbringen. Gleichzeitig spreche ich hier noch einmal die Empfehlung aus, ab und an auch einfach mal stehenzubleiben und die Welt um sich herum zu genießen. Denn sowohl die Trollinsel Zandalar als auch die vielen Dungeons strotzen nur so vor lauter visueller Details, die man nicht verpassen sollte. Auch die Geschichte rund um das Volk der Zandalari und darüber hinaus ist sehr unterhaltsam und erlebenswert. Sehr passend dazu ein Ausruf eines sehr weisen Pandaren aus Orgrimmar, den man definitiv beim Spielen von World of Warcraft im Hinterkopf behalten sollte.

„Seht euch um, nehmt euch Zeit, genießt.“ – Schüler Jusi

Ich bin froh, dass ich Altes in früheren Zeiten erlebt und gesehen habe und kann gleichzeitig offen und ehrlich behauten, dass das neue World of Warcraft durchaus seinen Reiz hat. Man darf es schlicht und einfach nicht an jeder Stelle mit „damals“ vergleichen. Spiele entwickeln sich weiter, genauso wie wir uns als Spieler weiterentwickelt haben. Nach 50 Leveln habe ich nun gelernt, dass sich World of Warcraft ein noch immer fantastisches MMO ist und freue mich demnach sehr auf die Abenteuer, die mich bald in den Schattenlanden erwarten werden. Mehr dazu gibt es im dritten Teil der Artikelreihe „Meine Reise in die Schattenlande“!

Du bist Fan von eher altmodischen MMORPGs und hältst nichts von modernen Komfortfunktionen? Dann empfehle ich dir direkt unseren Beitrag zum Old-School-Ableger WoW Classic!

Auch zum oben erwähnten The Elder Scrolls Online haben wir ein Review aus zwei verschiedenen Perspektiven veröffentlicht. Schau doch mal rein und lass Feedback da!