Schlappe 4€ für ganze zehn Stunden Spielzeit im neuen Mass Effect im Abo bei Origin Access – das klang nach einem richtig gutem Deal. Zumal man sogar eine Woche vor der offiziellen Veröffentlichung loslegen konnte. Dass ich im Endeffekt deutlich kürzer in den entfernten Welten von Andromeda unterwegs war und mich mehr oder weniger zum Weiterspielen zwingen musste, konnte ich ja leider nicht ahnen.
Die ersten Berührungen mit der Mass-Effect-Reihe hatte ich irgendwann nach dem erscheinen von Mass Effect 2. Da gab es den ersten Teil ziemlich billig in einem Sale bei Steam und ich konnte einfach nicht widerstehen. Sonderlich lange konnte mich das Science-Fiction-Rollenspiel von BioWare nicht fesseln. Abseits der toll inszenierten Dialoge war mir das Spiel einfach zu öde und zu behäbig. Andromeda wäre also wie für mich gemacht, denn das Kampfsystem sah zumindest in den ersten Videos deutlich flotter aus als im mittlerweile zehn Jahre alten ersten Teil der Serie.
Reichlich vielversprechend erzählt das Introvideo von Mass Effect: Andromeda von der Reise der Menschheit in die entfernte Andromeda-Galaxie auf der Suche nach einer neuen Heimat. An Bord des Weltraumkreuzers finden sich mehrere tausend in Kapseln schlafende Personen, die alle nur darauf warten, ihren Fuß auf eine der zur Auswahl stehenden Welten zu setzen. An diversen Monitoren können wir uns schon einmal mit den unberührten Umgebungen vertraut machen, nachdem wir selbst aus dem langen Schlaf erwachen. Mögen wir es lieber sonnig und warm oder ist ein tropischer Waldplanet unsere erste Wahl? Die ersten Minuten in Andromeda sind ziemlich interessant und machen Lust auf die Entdeckung der Planeten.
Doch spätestens nach den ersten ermüdenden Dialogen mit unseren Kollegen vergeht uns der Spaß am Sprechen und wir wollen endlich los. Was ich als ein großes Highlight von Mass Effect in Erinnerung hatte, will in Andromeda einfach nicht greifen. Und das liegt nicht einmal nur an den merkwürdigen Gesichtsanimationen. Vielmehr ist es der träge Schreibstil und die eher durchschnittlichen Sprecher, die die Konversationen ziemlich öde werden lassen. Hinzu kommt, dass die Antworten, für die wir uns ab und an entscheiden können, in der Zeit, die ich im Spiel verbracht habe, allesamt ohne jegliche Auswirkung daherkamen. Wirklich beeinflussen kann man – zumindest in den ersten Stunden des Spiels – gar nichts.
Glücklicherweise kann man recht schnell die Landung auf den ersten in Frage kommenden Planeten einleiten und mit seiner Crew ins Ungewisse vorstoßen. Cool, dachte ich mir, endlich geht’s los und fremde Umgebungen liegen zur Erkundung vor mir! Doch weit gefehlt. Die ersten Schritte auf den Steinen, deren Trostlosigkeit lediglich durch einige ziemlich unspektakulär aussehende Pflanzen bedeckt wird, sind alles andere als ein Fest für Entdecker. Auf linearen Wegen geht es voran, ab und an lassen unsere Kollegen einen feschen Spruch von sich. Das Untersuchen der außerirdischen Vegetation ist ebenfalls nicht wirklich unterhaltsam und so springt und rennt man mithilfe des Jetpacks bis zu einem Punkt, an dem es zu einem ersten Aufeinandertreffen mit einer unbekannten Alienrasse kommt.
Auch die erste Auseinandersetzung mit den seltsamerweise ziemlich menschlich aussendenden Aliens kann nicht friedlich gelöst werden und man sieht sich im Handumdrehen im ersten Feuergefecht. Das Kampfsystem geht leicht von der Hand, unsere Spielfigur geht von selbst hinter Objekten in Deckung und das Jetpack leistet wieder einmal gute Dienste, wenn etwa ein größeres Hindernis überwunden werden will oder man von oben einen Feind überraschen möchte. Die schwache Gegner-KI und der zu gleiche Ablauf der Ballereien sind auf Dauer allerdings recht schnell ermüdend, auch wenn experimentierfreudige Spieler mit den unzähligen Fähigkeiten eine Weile herumprobieren und eine Vielzahl an Waffen testen können.
Kurioserweise machen mir die Kämpfe mehr Spaß als die Dialoge, die eigentlich die dem Spieler die Charaktere und Handlung näher bringen sollten. Das Problem hierbei ist nun, dass es sich bei Mass Effect: Andromeda im Kern noch immer um ein sehr dialoglastiges Spiel handelt und man um Gespräche nur selten herumkommt. Schon nach wenigen Minuten mit den Hauptfiguren, die sich zu häufig bedeutungslose Wortfetzen an den Kopf werfen, vergeht dem Spieler so die Lust und auch die bis zu einem gewissen Grad durchaus spannenden Kämpfe ändern nichts mehr daran, dass die meiste Zeit von Andromeda eher mit wenig inspirierten Inhalten gefüllt wird.
Als wäre die so schon eher maue Spielerfahrung nicht traurig genug, kommen auch noch unzählige technische Macken hinzu. Für ein Spiel, welches derart oft die Gesichter der Charaktere in Nahaufnahmen zeigt, sind diese in Andromeda unglaublich veraltet und seltsam animiert. Das Ganze geht so weit, dass man an manchen Stellen, die eigentlich betrübende Situationen sind, zum Lachen gezwungen wird. Viele Nutzer berichten außerdem von Tonaussetzern, Clipping-Fehlern und andere das Gameplay stark beeinflussende Faktoren, die den Spielspaß trüben. Dazu zählen auch die Menüs, die absolut unintuitiv gestaltet worden sind und deutlich zu viel in unendlichem Scrollen ausarten.
Mein Fazit zum Anfang von Mass Effect: Andromeda:
Im Grunde kann kein Spielelement von Andromeda wirklich überzeugen. Die Dialoge sind zu oft zu belanglos, die Kämpfe arten durch die KI häufig in simple Schießbuden-Einlagen aus und das Erkunden der Welt ist weder zu Fuß noch mit dem Vehikel wirklich spannend, was nicht selten am zu generischen Design der Welt und den repetitiven Missionen liegt. Bei der Gestaltung der fremden Welten verspielt Andromeda am meisten Potential, denn gerade hier hätte man das Entdeckerherz der Spieler höher schlagen lassen können. Der Mehrspieler-Modus reißt den negativen Ersteindruck auch nicht mehr herum, kommt er doch mit wenig Abwechslung und unverschämt überteuerten DLC-Inhalten daher, die in einem Vollpreisspiel absolut nichts verloren haben.
Wenn mich ein Spiel in den ersten Stunden nicht begeistern und an den Schirm fesseln kann, hat es für meine Begriffe auf voller Linie versagt. Schlussendlich war ich also ganz froh darüber, dass ich mich nicht länger auf den öden Planeten aufhalten musste. Die Haupthandlung von Mass Effect: Andromeda im versprochenen zehn Stunden langen Trial warf mir nämlich nach knappen vier Stunden eine Meldung entgegen, die mich am Weiterspielen hinderte und stattdessen zum Vorbestellen animieren sollte. Nein danke, BioWare, auch euer großer Name wird mich nicht dazu bringen, noch mehr Zeit in der fernen Galaxie totzuschlagen oder gar das Spiel irgendjemandem zu empfehlen.