LEGO Jurassic World: Monotone Unterhaltung für erwachsene Kinder

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Wann hast du zum letzen Mal ein Spiel zu 100% beendet? Bei mir persönlich war das letzte komplettierte Spiel wohl irgendein kurzes Indie-Abenteuer, welches sowieso nur wenige Errungenschaften besaß. Ja, ich arbeite immer noch an allen Achievements von Hollow Knight, aber das wird wohl noch einige Zeit dauern. Niemals hätte ich allerdings gedacht, dass eine der vielen LEGO-Adaptionen mich derart bei der Stange halten würde, dass ich jedes noch so kleine Sammelobjekt ausfindig machen wollte. LEGO Jurassic World beweist, dass die kindlich anmutenden Videospiele auch für Erwachsene ziemlich unterhaltsam sein können und dass Monotonie sich in seltenen Fällen auch positiv auswirken kann.

Sicherlich kennst du das Phänomen, dass Spiele zu zweit einfach deutlich unterhaltsamer sind. Selbst mittelmäßige Unterhaltung wird mit einem Gaming-Partner zum spaßigen Zeitvertreib und man verliert sich nicht selten für Stunden in den virtuellen Welten. Obwohl die LEGO-Spiele auch für Solisten ordentlich Laune machen können, empfehle ich definitiv jedem, LEGO Jurassic World zu zweit anzugehen. Das gemeinsame Erleben erhöht den Spaß nämlich auch hier ungemein und lenkt gleichzeitig noch von den nicht so gelungenen Designentscheidungen ab. Betrachtet man LEGO Jurassic World unter zwei verschiedenen Gesichtspunkten, zieht man im Grunde komplett verschiedene Fazits. Objektive Qualität und subjektiver Spaßfaktor sind nämlich kaum miteinander verwoben.

LEGO Jurassic World beinhaltet neben der namensgebenden vierten Iteration der Dinosaurier-Filmreihe auch die ersten drei originalen Filme im Universum von Jurassic Park. Klingt erst einmal nach ziemlich viel Inhalt, die reine Anzahl an Missionen ist dennoch recht übersichtlich. Pro Film bekommt man lediglich eine Hand voll Level geboten. Umso erstaunlicher ist es, dass die wenigen Level dann trotzdem die Essenz des jeweiligen Abenteuers einfangen können und alle wichtigen Schlüsselszenen spielbar werden. Vom Ausbruch des T-Rex im ersten Jurassic Park über die ikonische Suche nach Erik im dritten Teil bis hin zum Kampf gegen den Indominus Rex in Jurassic World ist alles dabei.

Jeder, der schon einmal ein LEGO-Videospiel angerührt hat, wird sich auch in diesem sofort zurechtfinden. Aus einem zumeist recht statischem Kamerawinkel blickt man auf die Spielwelt, die hier und da mit Objekten aus bunten Legosteinen gespickt ist. Anders als in LEGO Worlds, in welchem wirklich die komplette Spielwelt aus den weltberühmten Bausteinen besteht, präsentiert sich LEGO Jurassic World wie auch alle anderen Filmadaptionen also deutlich mehr wie ein klassisches Spiel, in welches die Legosteine hineingesetzt wurden.

Innerhalb der Level löst man dann einfache und auch für Kinder geeignete Rätsel mit vielen verschiedenen Charakteren, welche allesamt ihre ganz eigenen Fertigkeiten mit sich bringen. So kann mein Held der Kindheit Alan Grant, der eigentlich an einer Ausgrabungsstätte arbeitet, wunderbar aus Dinoknochen praktische Treppen und Leitern bauen, während seine markante Velociraptor-Klaue sich fantastisch zum Zerschnetzeln von störenden Pflanzen eignet. Aufmerksamen Spielern wird schnell auffallen, dass manche Hindernisse in den Leveln mit keinem der gerade anwesenden Charakter zu bewältigen sind – keine Mission kann man beim ersten mal komplettieren. Stattdessen muss man später im Modus „Freies Spiel“ noch einmal an vorher unlösbare Stellen zurückkehren – denn dann kann man frei aus allen bereits freigeschalteten Charakteren wählen.

Lego Jurassic World Triceratops

Zwischen den Missionen kann man die bekannten Schauplätze der Filme relativ frei erkunden und in den nach Lust und Laune begehbaren Parks nach versteckten Gegenständen suchen oder kleinere Rätsel lösen. Besonders im Koop macht dies natürlich gleich doppelt Spaß. Sich zusammen in einen der Jurassic-Park-Jeeps zu schwingen oder gleich mit den aus Jurassic World bekannten Kugeln durch die Gehege zu düsen macht ordentlich Laune und das im Grunde ziemlich eintönige Abklappern der Sammelgegenstände macht zusammen auch gehörig Spaß.

Das liegt vor allem daran, dass TT Games die Atmosphäre der Filmreihe grandios eingefangen hat und ins LEGO-Spielprinzip übertragen hat. Die Dinosaurier, die man nach Freischaltung später sogar selbst kontrollieren darf, haben einen charmanten LEGO-Look und wurden hübsch animiert, die Sprachfetzen der unzähligen Haupt- und Nebendarsteller aus den Filmen werten die ansonsten nicht von den Originalsprechern vertonten Dialoge gehörig auf. Zu guter Letzt sorgt natürlich insbesondere das definitiv zu meinen Lieblingssoundtracks gehörende Jurassic Park Theme für eine gehörige Portion Nostalgie.

Langweilig werden die sich wiederholenden Rätsel zusammen mit einem Koop-Partner jedenfalls nicht und man arbeitetet gemeinsam hartnäckig daran, die 100% des Spiels zu knacken. Tut man dies nicht, ist man mit der reinen Geschichte der vier Filme recht schnell durch – mehr als 15 Stunden braucht man zum Durchspielen sicherlich nicht. Vielmehr macht aber das Entdecken der vielen kleinen Geheimnisse abseits der zwingend notwendigen Wege den Reiz aus. Ganz nebenbei kommt man so auch auf weit mehr als die doppelte Spielzeit.

LEGO Jurassic World Indominus Rex

Schaut man genauer hin, fällt an vielen Stellen die doch ziemlich veraltete Technik ins Auge. Texturen sind an vielen Stellen verwaschen, in der Ferne lassen die Details deutlich nach und die Welten sind insgesamt mit nur wenigen Objekten gefüllt. Ein wenig Verständnis hat man ja dafür – schließlich erschien LEGO Jurassic World auch für die Wii U und PlayStation Vita. Nichtsdestotrotz wünsche ich mir für mein nächstes LEGO-Abenteuer eine aufgebohrte Engine. Und mit dem fürs nächste Jahr angekündigten LEGO Star Wars: The Skywalker Saga mit allen neun Filmen der Sternenkriege-Reihe werden die Entwickler wohl auch genau das angehen.

Auch abseits der wenig modernen Technik könnte LEGO Jurassic World einige Verbesserungen vertragen. Das völlig unübersichtliche Charakterauswahl-Menü, welches einem einfach alle Personen grob nach den Filmen sortiert, findet man zumindest auch nach Stunden noch nicht auf Anhieb die Figur, die man gerade braucht. Noch komplizierter wird’s, wenn zwei Spieler im Splitscreen gleichzeitig nach jemand bestimmten Ausschau halten. Einfache Suchfunktionen oder gar eine Auflistung nach jeweiliger Fertigkeit der Person wären wünschenswert. Auch die Kamera ist zuweilen besonders bei Sprungpassagen ein echtes Hindernis. Letzteres ist allerdings ein Problem, mit dem so ziemlich alle Third-Person-Spiele zu kämpfen haben.

Im Großen und Ganzen ist LEGO Jurassic World technisch also recht veraltet – und trotzdem macht es unfassbar viel Spaß. Und genau deshalb vergisst man auch recht schnell, dass das Spiel insbesondere im Jahr 2019 nicht mehr auf dem aktuellen Stand ist. Die Steuerung funktioniert bis auf ein paar zu groß geratene Dinosaurier tadellos und geht bereits nach wenigen Minuten in Fleisch und Blut über, sodass auch jüngere Spieler schnell ihren Spaß haben werden. Selbstverständlich sollte man nicht auf knüppelharte Bossfights oder höllenschwere Geschicklichkeitspassagen warten – wir sprechen hier immerhin von einem LEGO-Abenteuer.

Lego Jurassic World Raptoren

Mein Fazit zu LEGO Jurassic World:

LEGO Jurassic World beherrscht die seit vielen Jahren erfolgreiche LEGO-Videospiele-Formel mal wieder perfekt und motiviert dank lustig erzählter Geschichte zum Weiterspielen. Die Ästhetik der vier Filme wurde wunderbar eingefangen und der legotypische Humor tut sein übriges, um das Spiel zu einer seichten Unterhaltung für Kinder und Erwachsene gleichermaßen zu machen. Das Freischalten der Charaktere, Fahrzeuge und Dinosaurier und das anschließende Ausprobieren eben dieser in den Leveln oder den offen begehbaren Parks macht einfach Laune. Daran kann auch die eher schwachbrüstige Technik nichts ändern.

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