2001: A Space Odyssey – Anders als erwartet

Die Meisten von uns haben ein paar Filme, von denen sie viel gutes gehört haben, jedoch nie die Zeit fanden, diese einmal in Ruhe anzuschauen. Für mich ist 2001: A Space Odyssey einer dieser Filme. Ein Meisterwerk von niemand geringerem als Stanley Kubrick, einem der wohl einflussreichsten Filmemacher aller Zeiten. So zumindest wurde mir der Film immer wieder in Artikeln, Magazinen, Dokus, Podcasts und Gesprächen angepriesen. Endlich hörte ich auf all die positiven Worte und sah mir den Film an. Dabei verschwanden meine hohen Erwartungen und wichen einem komischen Gefühl aus Unbehagen und Verwirrung.

Doch woran lag dies? War der Film schlichtweg nicht gut oder waren meine Erwartungen einfach zu hoch? Und habe ich die Erwartungen selbst so hoch gesteckt oder waren all die Berichte anderer dafür verantwortlich? All diese Fragen möchte ich in folgendem Artikel klären und meine Eindrücke zum Film wiedergeben.

Hinweis: Große Spoiler zur Handlung werden so gut es geht vermieden, allerdings werden zu Erklärungszwecken Teile des Endes aufgegriffen.

A Space Odyssey ist zwar ein zusammenhängender Film, gliedert sich aber in vier Akte, welche auch klar als solche eingeleitet werden. Hierbei möchte ich nicht jeden Akt einzeln beleuchten, aber hervorheben, dass die einzelnen Abschnitte sich nicht nur im Hinblick auf Handlung und Schauplatz unterscheiden, sondern auch jeweils unterschiedlichen Genres zugeordnet werden können. Diese Kombination aus verschiedenen und in den jeweiligen Akten präsenten Filmgenres und Hauptthemen zu einem zusammenhängenden Film ist in meinen Augen einzigartig. Wenn man dabei bedenkt, dass A Space Odyssey im Jahr 1968 – also vor mehr als 50 Jahren erschien – ist dies noch beeindruckender.

Bevor ich aber auf Einzelheiten aus den Kapiteln eingehe, müssen auch besondere Elemente betont werden, welche den Film durchgängig prägen. Ein Stilmittel des Films ist die Akustik. Statt langen Dialogen wird der Film von wenigen Gesprächen, lauten und betonten Geräuschen und schrillen wie langen Musikstücken geprägt. Viele dieser Geräusche oder Musikstücke würden einzeln vermutlich andere Gefühle auslösen als sie es in Kombination mit den bildgewaltigen Szenen im Film letztlich tun. Die Verwendung von Richard Strauss’ sinfonischer Dichtung “Also sprach Zarathustra” in der Eröffnungsszene ist nicht nur ein Paradebeispiel für die Kombination von Bild- und Tonarbeit, welche den Film sehenswert machen. Sie ist ein Paradebeispiel dafür, wie sehr A Space Odyssey nachfolgende Filme beeinflusst hat und warum dem Film ein so guter Ruf vorauseilt. Was ich damit meine? Nun, folgende Sinfonie kennt wahrscheinlich jeder von uns und jeder hat sicher auch direkt Bilder dazu im Kopf, ohne sie aber jemals als reines Musikstück in einer Philharmonie gehört zu haben.

Ein Aspekt, welcher in allen Teilen des Films zum Tragen kommt, ist der Einsatz kontrastreicher, bildgewaltiger Szenen. Von der Morgendämmerung in der afrikanischen Savanne bis hin zu Raumstationen auf dem Mond ist der Film gefüllt mit Bildern, welche das Auge an den Bildschirm fesseln. Besonders hervorzuheben sei dabei das Alter des Films, dessen Szenenbilder sich ganz ohne CGI auch heute nicht verstecken müssen.

Neben den Besonderheiten, welche den gesamten Film durchspannen, sollen nun aber auch einige Einzelheiten hervorgehoben werden. Für die damalige Zeit wird das Leben im Weltraum und in Schwerelosigkeit äußerst realistisch dargestellt. So realistisch, dass die Szenen auch heute noch akkurat aussehen. Daran können sich selbst heutige Science-Fiction-Filme – beispielsweise Star Wars: The Last Jedi mit seinen “Weltraumbombern” – ein Beispiel nehmen. Weitere Beispiele, wie die Fortbewegung im Raumschiff mittels Magnetsohlen, das Reisen ohne Warp-Antrieb im Kryoschlaf, die Verwendung runder Raumstationen um durch Zentrifugalkraft Schwerkraft zu simulieren und die Darstellung von Entfernungen in Lichteffekten im Weltraum zeigen den hohen Grad an Realismus des Films und haben das Genre Science Fiction nachhaltig geprägt. Klassische Fehler älterer Science Fiction Filme, wie Tastaturen und analoge Schalter, seien dabei verziehen. Insgesamt passt der hohe Grad an Realismus auch zum langsamen Pacing des Films.

Ein weiterer Aspekt, welcher seiner Zeit ein Stück voraus war, ist die Auseinandersetzung mit HAL, einer Raumschiff-KI und wichtigen Rolle im Film. HAL ist eine Roboter-KI, welche programmiert ist, den Menschen zu dienen. Im Film wendet sich HAL gegen seine menschlichen Begleiter. Der daraus entstehende Konflikt ist bedrückend und beeindruckend zugleich, da Kubrick sich bereits vor einem halben Jahrhundert, als jegliche Computertechnologie noch in den Kinderschuhen steckte, die Frage stellt, was passiert, wenn sich ein Roboter einmal gegen seine menschlichen Schöpfer stellt.

Eine Einschätzung der Handlung fällt mir schwer. Es sei dabei aber erwähnt, dass die Handlung die verschiedenen Akte miteinander verknüpft. Nur auf das Ende möchte ich etwas näher eingehen. Dieses wirkte auf mich äußerst verwirrend und beklemmend. Der Protagonist durchläuft eine Reihe von Zeitsprüngen, wird erst älter, dann zum Greis, letztlich wieder zum Embryo und findet sich am Start seiner Reise wieder. All diese Szenen laufen ohne Worte ab. Dies hat mich verwirrt und gleichzeitig gefesselt. Denn der Film schließt ohne offensichtliche Message ab. Stattdessen bietet er gigantischen Spekulations- und Interpretationsspielraum. Auch ich habe danach nach einige Zeit über den Film gegrübelt. Und vielleicht ist gerade dass der Punkt, warum 2001: A Space Odyssey in den Köpfen vieler Leute hängen geblieben und auch heute noch bekannt ist.

Mein Fazit zu 2001: A Space Odyssey:

Selten fiel es mir so schwer, eine Empfehlung für einen Film abzugeben. 2001: A Space Odyssey ist imposant und zeichnet sich durch ein unfassbar tolles Zusammenspiel aus Bild und Ton aus, ohne dabei aber einen klaren Inhalt zu haben. Dieser ist zumindest nicht offensichtlich erkennbar. Wer die Chance hat den Film zu sehen sollte es tun, aber ihn extra kaufen würde ich nicht. Je nach eigener Interpretation wird man den Film mögen oder nicht. Mich persönlich hat der Film auf jeden Fall zum nachdenken und spekulieren angeregt.