Earth Defense Force 5: Im Trash-Feuerwerk gegen Horden von Monstern

Earth Defense Force 5 Banner

Nach einem stressigen und kraftraubenden Tag fehlt oft die Konzentration für komplexe Videospiele. Manchmal braucht man daher einfach Unterhaltung, bei der man nicht viel überlegen muss und sich einfach berieseln lassen kann. Wenn aber auch die liebgewonnene TV-Serie gerade keine neuen Folgen parat hat, können Spiele Abhilfe schaffen, bei denen man sein Gehirn getrost schon in den Schlaf schicken kann. Earth Defense Force 5 ist perfekt für Abende, an denen Counter-Strike zu schnelle Reaktionen fordert und man nicht von seinem Team in Dota genervt werden will.

Hirn aus, Waffe durchladen und los geht’s – nachdem unser Protagonist eigentlich damit beauftragt wurde, bei einer Parade nach dem Rechten zu sehen, geht schon während des ersten Monologs unseres Tutorial-Aufsehers alles schief. Monster greifen die Basis der Earth Defense Force, kurz EDF, an und wir müssen prompt die Beine in die Hand nehmen. Einige Momente später drückt man uns eine Waffe in die Hand und der Spaß kann beginnen. In EDF 5 hat man im Prinzip nur ein Ziel: Monster töten. Und damit man das nicht vergisst, wird einem das Wort „Monster“ gefühlt alle paar Sekunden um die Ohren gehauen.

Hinweis: Ein Review-Key von Earth Defense Force 5 wurde uns zur Verfügung gestellt.

Earth Defense Force 5 hat weder die grafische Finesse eines Crysis noch das bombastische Sounddesign eines Battlefield. Sicherlich ist es auch eine Frage des Budgets, aber die merklich antiquierte Präsentation von EDF 5 trägt schlussendlich viel zur Atmosphäre des Spiels bei. Nachdem man den Bunker, in dem man startet, in den ersten paar Missionen erfolgreich verlassen hat und dort bereits auf eine nicht enden wollende Flut an überdimensionalen Ameisen gestoßen ist, kann man sich an der Oberfläche in der Militärbasis erstmals relativ frei auf einer Karte bewegen. Natürlich kommt es auch hier schnell zum ersten Ansturm von Gegnern, die eindrucksvoll demonstrieren, mit welcher Übermacht man es zukünftig zu tun bekommt.

Während der B-Movie-Sprecher von der Situation berichtet und selbstverständlich dutzende Male das Wort „Monster“ gebraucht, kann man auf der Minimap bereits erahnen, was einen erwartet. Unzählige rote Symbole strömen von mehreren Seiten auf die Basis zu und sobald man die Ameisen-Armee zum ersten Mal zu Gesicht bekommt, stockt einem schon ein wenig der Atem. Glücklicherweise haben die Waffen unendlich Munition, sodass man abgesehen von kurzen Nachladepausen konstant in das Meer von Insekten hineinfeuern kann. Obwohl man oftmals einfach plump mit Dauerfeuer in die Menge hält, ist insbesondere die eigene Positionierung auf dem Schlachtfeld überlebenswichtig. Ganz so einfach ist EDF 5 dann nämlich doch nicht.

Während man sich über eines der vielen Schlachtfelder bewegt, sollte man stets im Auge behalten, wo die KI-Verbündeten sich gerade aufhalten. Als Einzelkämpfer hat man selten eine Chance, da dann zumeist das gesamte feindliche Feuer auf einen gerichtet wird und man gar nicht so schnell Medkits einsammeln kann, wie man Leben verliert. Die Retro-Optik überträgt sich nämlich auch auf das aus heutiger Sicht fast schon altmodische Gameplay. Automatische Lebensregeneration gibt es nicht. Checkpoints ebenso wenig. Schwierig wird es dadurch, dass nur sterbende Gegner die wichtigen Lebensverlängerer fallen lassen. Abzuwägen, ob man schnell vorpreschen und sich ein paar Kits schnappen oder doch lieber allmählich vorrücken und defensiver agieren sollte, kann über Leben und Tod entscheiden.

Earth Defense Force 5 Ameisen

Die Geschichte von Earth Defense Force 5 verdient sicherlich keinen Oscar. Aliens greifen die Erde an und die namensgebende EDF ist die letzte Hoffnung der Menschheit. Jede Mission wird mit einem kleinen Text eingeleitet und während man auf die außerirdischen Monstermassen ballert, wirft das Spiel ab und an Sprachschnipsel ein, die ein paar Hintergrundinformationen liefern. Beispielsweise spricht der Commander hin und wieder ein paar Worte zu uns und ermutigt zum Widerstand. An anderer Stelle beteuert ein Nachrichtensprecher im Radio, dass die EDF immer noch Asse im Ärmel hat und der Kampf ganz klar gewonnen wird. Zwischensequenzen, die den Spielfluss unterbrechen, gibt es keine. Die Erzählung mag zwar etwas mager ausfallen, motiviert nichtsdestotrotz zum weiterspielen, da man irgendwie wissen möchte, wie sich die scheinbar aussichtslose Schlacht entwickelt.

Hauptmotivation ist aber ohnehin das Gameplay. EDF 5 schafft es mit veralteter Technik ein hochgradig unterhaltsames Kugelhagel-Abenteuer zu schaffen. Man fühlt sich jederzeit wie in einem absichtlich schlechten Film und die actiongeladene Ballerorgie lässt einem die zweckmäßige Optik schnell vergessen. Hingucker gibt es übrigens trotzdem, denn sowohl die schiere Masse an Gegnern als auch die Größe eben dieser sind zuweilen regelrecht atemberaubend. Vor allem die gigantisch großen Alienschiffe oder Kämpfe gegen besonders starke Bossgegner, vor denen selbst Hochhäuser nicht sicher sind, vermitteln ein unvergleichbares Gefühl von überdimensionalen Ausmaßen.

Besonders im Splitscreen-Koop oder Online macht Earth Defense Force schlicht und einfach Spaß. Es hält uns nicht mit ellenlangen theatralischen Filmsequenzen auf oder presst an jeder Ecke moralische Ansprachen ein. Stattdessen geht es in den kurzweiligen Missionen einzig und allein ums Töten von Monstern – und das bekommt das Spiel unfassbar gut hin. Zwischen den Aufträgen rüstet man dann neu freigeschaltete Waffen aus und wählt Spezialitems, wie zum Beispiel herbeirufbare Fahrzeuge,  und schon geht die Action weiter. Earth Defense Force schlägt damit in eine ähnliche Kerbe, wie es Doom von 2016 tat – ein Spiel mit Gameplay im Vordergrund.

Earth Defense Force 5 Boss

Mein Fazit zu Earth Defense Force 5:

Auf den ersten Blick scheint Earth Defense Force 5 ein Spiel von vor 15 Jahren zu sein. Es sieht altmodisch aus und spielt sich auch so. Dennoch liegt es in einem Aspekt mindestens gleich auf mit modernen Spielen und übertrifft diese zuweilen sogar – und zwar beim Unterhaltungswert. Es macht einfach Laune, sich in über 100 Missionen durch die Monstern zu schießen und dabei einfach mal abschalten zu können. Die zerstörbaren Welten durch Dauerfeuer mit Einzelteilen von allerlei Viechern zu fluten ist besonders im Koop eine Wucht und versprüht einen Charme, den man bei aktuellen AAA-Titeln sehnlichst vermisst. Videospiele sind dann empfehlenswert, wenn sie Spaß machen. Und das trifft auf die Symphonie der Tötens in EDF 5 voll und ganz zu.

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