Deliver Us The Moon: Ein Fest für Raumfahrt-Enthusiasten und Weltraum-Nerds

Deliver Us The Moon Banner

Seit einiger Zeit gibt es den schon länger für die Xbox verfügbaren Game Pass nun auch für den PC. Das Abonnement liefert eine sehr beachtliche Zahl von Spielen zum ziemlich kleinen Preis und sorgt unter anderem dafür, dass man gerade erst erschienene Hits, wie Crusader Kings III, einfach ohne Mehrkosten spielen und antesten kann. Hin und wieder entdeckt man dort auch Spiele, die ansonsten komplett an einem vorbei gegangen wären. So ging es mir jedenfalls im Fall von Deliver Us The Moon. Einzig das Vorschaubild eines Astronauten weckte mein Interesse als Fan der unendlichen Weiten und kurz darauf fand ich mich in einem tollen Weltraum-Abenteuer wieder.

In nicht allzu ferner Zukunft hat die Menschheit alle Ressourcen der Erde verbraucht und kämpft mit einem Energieproblem. Der letzte Ausweg? Das auf dem Mond gelagerte Helium 3 nutzbar machen und die so gewonnene Energie zum blauen Planeten weiterleiten. Bei Deliver Us The Moon sind für den Abbau auf dem Erdtrabanten keine Mondnazis à la Iron Sky verantwortlich sondern eine Organisation namens World Space Agency, kurz WSA. Die Weltmächte scheinen sich also endlich mal einig gewesen zu sein und haben zusammen an der Lösung eines Problems gearbeitet. Doch eines Tages bricht ohne Vorwarnung der Energiefluss ab und die Kommunikation mit der Mondbasis verstummt.

Nach dieser Introsequenz hat man schon ein ganz gutes Bild davon, in welche Art von fiktiver aber dadurch nicht weniger realistisch wirkende Welt man als Spieler in Deliver Us The Moon geworfen wird. Natürlich sind die Ressourcen zu knapp für eine groß angelegte Mission. Und so wird eine kleine Rakete mit einer sehr überschaubaren Besatzung – genauer gesagt nur eine Person – zum Mond geschickt, um herauszufinden, was geschehen ist und wie man die Energieversorgung wiederherstellen kann. In die Rolle dieses Astronauten schlüpfen wir als Spieler und begeben uns in den kommenden Stunden auf ein Abenteuer, dass es insbesondere für Freunde von Weltraumgeschichten in sich hat.

Als allererstes steht natürlich das Erreichen der Rakete, die uns zum Mond befördern soll, in einer alten WSA-Basis an. Blöd nur, dass alles sehr schnell gehen muss und der sich nähernde Wüstensturm schon jetzt die Mission gefährdet. An Spannung mangelt es also direkt von Beginn an ganz und gar nicht. Schon nach wenigen Schritten stechen einige Dinge bei Deliver Us The Moon direkt hervor, die ich so bei einem unbekannten Studio nicht erwartet hätte. Zum einen fällt einem sofort die sehr hübsche Optik des Spiels ins Auge. Der Detailgrad der Texturen, die Beleuchtung und die Animationen sind wirklich beachtlich. Hinzu kommt, dass die Benutzeroberfläche sehr aufgeräumt ist und das Sichtfeld nicht mit unnötigen Anzeigen blockiert. Zuweilen erinnert das minimale Interface in Verbindung mit dem Raumanzug der Spielfigur schon ein wenig an den Horror-Trip Dead Space.

Im Gegensatz zu Dead Space handelt es sich bei Deliver Us The Moon allerdings nicht um ein Spiel, welches im Grusel-Genre angesiedelt ist. Zumindest nicht völlig. Denn in vielen Situationen wird durch tolle Lichtstimmung und subtile Geräusche im Hintergrund eine unfassbar dichte und bedrückende Atmosphäre erzeugt, dass mir beim Spielen hin und wieder doch der Atem stockte und ich für einen Moment innehalten musste. Das liegt auch an den grandiosen Sprechern, die die Handlung sowohl im englischen Original als auch in der sehr gelungenen deutschen Übersetzung, an welcher unter anderem Erik „Gronkh“ Range mitgewirkt hat, begleiten. Trotz vieler Monologe und Dialoge ist man die meiste Zeit sehr allein, was zusätzlich zur schaurigen Stimmung des Spiels beiträgt und die Verzweiflung bei der Suche nach einer Lösung des Problems verstärkt. Auch der Soundtrack unterstreicht die sehr gelungene tonale Seite von Deliver Us The Moon stets passend, ohne dabei aufdringlich zu wirken.

Deliver Us The Moon Rakete

Bereits in den ersten Minuten von Deliver Us The Moon wird das Spektrum der Spielmechaniken präsentiert, mit denen man es im Laufe des Spiels zu tun bekommt. Unsere wichtige Mission wird begleitet von einer Stimme, die per Funk zu uns spricht und dabei Moderatorin für Aufgaben als auch Erzähl-Element zugleich darstellt. Deliver Us The Moon ist ziemlich linear, Abwechslung entsteht durch den Variantenreichtum an Herausforderungen, die sich einem in den Weg stellen. Kleinere Rätsel in den hübschen Gebieten wechseln sich ab mit Story-Abschnitten, die prall gefüllt sind mit Gesprächen. Dabei wechselt das Spiel immer wieder dynamisch zwischen der Ego- und Third-Person-Perspektive, um etwa dafür zu sorgen, dass man in Innenräumen nicht die Übersicht verliert. In Sachen visuelle Präsentation macht Deliver Us The Moon so ziemlich alles richtig.

Nach der ersten Spielstunde war ich von dem Gebotenen ziemlich geflasht. Leider beglückt uns das Spiel in den einleitenden Kapiteln bereits mit den meiner Meinung nach besten Gameplay-Momenten. Zum Ende hin ist dann eher die Handlung die treibende Kraft. Hieran ist hauptsächlich eine einfache Tatsache schuld: Für Raumfahrt-Fans bietet das Spiel besonders beim und kurz nach dem Beginn ein wahres Unterhaltungs-Feuerwerk. Selbstständig den Start der Rakete vorbereiten, die Kapsel andocken und in der Schwerelosigkeit manövrieren – all das fällt größtenteils weg, sobald man die Oberfläche des Mondes erreicht. Dort beginnt dann der storylastigere Teil des Spiels, in welchem es zu ergründen gilt, was für den Blackout verantwortlich war und wie man die Generatoren wieder zum Laufen bringen kann. Natürlich gibt es auch dabei einige erinnerungswürdige Momente. Doch eine im Grunde recht realistisch aufgebaute und dadurch zuweilen ziemlich steril und pragmatisch wirkende Basis zu erkunden ist nun einmal weniger bombastisch als an Bord einer Rakete zu sitzen.

Im Gegensatz dazu ist man in und um die Mondbasen vielmehr damit beschäftigt, Schalter zu aktivieren, Strom umzuleiten und verschlossene Wege zu öffnen. Außerdem weicht hier der Realismus oft der reinen Gestaltung als Spiel. Soll heißen: Luftreserven reichen generell nur drei Minuten und es gibt einige sinnfreie Zeitlimits. Hier stellt sich die Logik hinter das Gameplay. Wirklich spannend bleibt dies wie gesagt nur durch die Story-Happen, die einem in Form von Hologrammen an etlichen Stellen präsentiert werden und in Rückblicken die Geschehnisse erklären. Ein kleines aber feines Highlight gibt es dann zur Spielmitte aber doch noch – nämlich die Erweckung des kleinen runden Roboter-Begleiters, der uns fortan auf Schritt und Tritt folgt und bei Rätseln sehr hilfreich werden kann.

Er ist es auch, der die besagten Hologram-Aufzeichnungen abrufen und abspielen kann. Mit seinem süßen Design erinnert das sympathische Kerlchen nicht selten an Atlas und P-Body aus Portal 2 und könnte glatt der verloren geglaubte dritte Bruder des Duos sein. Die Freundschaft zwischen Spielfigur und Roboterkugel hebt die Stimmung des Spiels noch einmal an und hat mich nach einigen eher monotonen Rätselpassagen definitiv motiviert, dem Ursprung der Probleme der Station und der damit verbundenen Rettung der Erde auf den Grund zu gehen. Wie diese Mission ausgeht und welche Geheimnisse noch in Deliver Us The Moon stecken, verraten wir an dieser Stelle natürlich nicht.

Deliver Us The Moon Dialog

Mein Fazit zu Deliver Us The Moon:

Ich will ehrlich sein: Ohne den Xbox Game Pass für den PC und dem für mich als großer Fan von Weltraum-Geschichten sehr interessanten Vorschaubild hätte ich Deliver Us The Moon wohlmöglich nie angerührt. Es ist schade, dass solche Perlen mittlerweile zwischen das Internet überflutenden Massenphänomenen untergehen und kaum die Beachtung finden, die sie verdienen. Umso dankbarer kann man sein, dass der Game Pass eine neue Möglichkeit bietet, spannende und eher unbekannte Videospiele zu entdecken.

Deliver Us The Moon erzählt eine spannende realitätsnahe Geschichte über einen untergehenden blauen Planeten, dessen überlebenswichtige Energie vom Mond urplötzlich nicht mehr geliefert wird. Die daraus resultierende Ein-Mann-Mission, in die der Spieler geworfen wird, besticht insbesondere durch die tolle audiovisuelle Präsentation, die sowohl sehr ansehnliche Bilder auf den Schirm zaubert als auch mit sehr guten Sprechern vertont wurde. Ein großes Lob gibt es für die detaillierte Übersetzung – auch Plakate und Bücher direkt in der Spielwelt wurden eingedeutscht. Vorbildlich!

Zwar tun sich in der zweiten Hälfte des Spiels einige negative Seiten auf und insbesondere die Rätsel verlieren ein wenig von ihrer ursprünglichen Intensität und Sinnhaftigkeit, dennoch motiviert die Handlung bis zum Ende und liefert einen befriedigenden erzählerischen Abschluss. Insbesondere für Fans des Weltraum-Szenarios ist Deliver Us The Moon einen Blick wert.

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