Im letzten Jahr erschien mit Darksiders 3 endlich ein weiterer Teil einer Spielereihe, die sich vor mittlerweile mehr als zehn Jahren erstmals in Form einer Demo auf meiner PlayStation 3 präsentierte. Damals standen drei Spiele im Rennen, von mir gekauft zu werden und konnten dank Ausprobier-Versionen vorher ausführlich angetestet werden – Darksiders gewann letztlich gegen God of War 3 und Dante’s Inferno. Was war das besondere am apokalyptischen Reiter Krieg? Kürzlich hatte ich im Rahmen der Warmastered Edition die Gelegenheit, dessen Geschichte noch einmal zu erleben und ein weiteres Mal zu sehen, weshalb Darksiders noch immer ein sehr empfehlenswertes Spiel ist.
Unser Review zu Darksiders 3 ließ schon vermuten, dass ich ein großer Fan der Spielereihe rund um die vier Reiter der Apokalypse und dem verheerenden Konflikt zwischen Himmel und Hölle bin. Im folgenden Beitrag versuche ich nun zu ergründen, was den Einstieg in die Darksiders-Welt mit dem ersten Teil so erinnerungswürdig und spielenswert macht und stelle auch Vermutungen an, inwieweit mein damaliges Spielverhalten die Kaufentscheidung beeinflusst hat.
Hinweis: Um Darksiders zu erläutern, wird der grobe Handlungsrahmen in folgendem Review umschrieben. Schwerwiegende Spoiler zur Geschichte werden allerdings vermieden.
Darksiders beginnt mit einem auf die Erde hereinbrechenden Krieg. Doch es ist kein erdüblicher Konflikt – stattdessen krachen Kreaturen der Hölle und himmlische Wesen in einem nicht enden wollenden Meteoritenschauer auf die Welt nieder. Während sich die Streitkräfte beider Seiten einen unerbittlichen Kampf liefern erscheint ein weiterer Akteur auf dem Schlachtfeld – Krieg selbst. Als einer der vier Reiter ist es seine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass ein Gleichgewicht der Mächte besteht. Während wir uns mit der Steuerung vertraut machen und erste Schritte durch die schon gehörig zerstörte Stadt wagen, fällt schnell auf, dass irgendetwas nicht stimmt. Der alles beendende Krieg zwischen Himmel, Hölle und dem Reich der Menschen brach zu früh über die Erde hinein, die Menschen sind noch zu schwach. Krieg selbst ist auch zu früh erschienen und handelt sich demnach gehörig Ärger mit dem Feurigen Rat, einer Entität, die über das Gleichgewicht wacht und deren Gesetze von Himmel und Hölle zugleich geehrt werden, ein.
Krieg ist sich keiner Schuld bewusst und doch wird er bestraft – er bekommt einen nervigen Begleiter als Aufpasser an die Hand und seine Macht wird ihm genommen. Und dennoch wird er wieder zur Erde entsannt, um herauszufinden, wer für das Chaos verantwortlich ist, sich zu rächen und das Gleichgewicht wieder herzustellen. Als wir erneut auf der Erde eintreffen, sieht alles merklich anders aus – kein Wunder, es sind 100 Jahre vergangen und die Menschheit existiert nur noch in Form von hirnlosen wandelnden Toten. Nur die zerfallenen Hochhäuser sind Zeuge der einstigen Hochkultur und lassen das Ausmaß des Krieges erahnen. An dieser Stelle endet das Tutorial und das Gameplay des Spiels beginnt – vor uns liegen etliche unterhaltsame Stunden.
Das Spielgeschehen von Darksiders ist ein stetiger Wechsel zwischen Kämpfen, Erkundung und Rätseln, wobei ersteres generell in den meisten Gebieten überwiegt. Das ist auch gut so, denn mit Kriegs Großschwert, genannt Chaosfresser, Dämonen und Engel gleichermaßen zu schnetzeln macht unglaublich viel Laune. Das Kampfsystem ist dabei ziemlich actionreich, simples draufhauen funktioniert bei den meisten Gegnern allerdings nicht ohne Verlust von Lebenspunkten. Die Positionierung zwischen den Feinden, das Ausweichen und Blocken von Angriffen und der geschickte Einsatz von Spezialfähigkeiten wollen gemeistert werden. Hinzu kommen im Verlaufe des Spiels neue Waffen und Gadgets, die zum Teil auch im Kauf nützlich sein können. An Komplexität mangelt es den Kämpfen also nicht, überfordert wird man ebenso wenig – das Balancing stimmt. Hat man einen Gegner lange genug bearbeitet, kann man diesen mit einem Finishing-Move ins Jenseits befördern. Das sieht nicht nur unfassbar cool aus, man erhält dadurch auch mehr grüne Seelen vom getöteten Widersacher, die die eigene Lebensanzeige auffrischt.
Die soeben erwähnten Zusatzfähigkeiten und Gegenstände, die man im Verlauf der Handlung freischaltet, sorgen auch Abseits der Kämpfe für neue Möglichkeiten. So öffnen etwa Flügel, mit deren Hilfe Krieg ein Stück weit gleiten kann, neue Wege und ermöglichen das Gelangen an Orte der Karte, die zuvor unerreichbar waren. Und obwohl die Gebiete recht linear sind und sich nur selten zu mittelgroßen erkundbaren Arealen öffnen, vermittelt Darksiders durch die lange Zeit blockierten Wege und das langsame Erschließen dieser ein Gefühl von Freiheit und besonders von Fortschritt. Denn in neuen Ecken der Erde warten logischerweise wieder allerhand Ungetüme, die Krieg in seinem Rachefeldzug liebevoll mit seiner Klinge streicheln wird.
Die von getöteten Feinden gesammelten Seelen erhöhen nicht nur die Gesundheit oder frischen den Zorn-Vorrat auf, welchen man für Spezialangriffe benötigt. Der Größteil wird als Währung verwendet, denn der Dämon Vulgrim tauscht überall in der Spielwelt Items und Fertigkeitenverbesserungen gegen diese ein. Praktischweise schaltet man bei ihm auch die Schlangenlöcher frei, mit deren Hilfe man schnell zwischen vielen Punkten auf der Welt hin und her reisen kann. Auf unseren Wegen durch die wenig einladenden Trümmer der menschlichen Zivilisation trifft man neben dem geächteten Händlerdämon noch viele weitere Charaktere, die einem mal mehr und mal weniger gut gesonnen sind. Die unverkennbaren Designs und grandiosen Sprecher dieser sorgen dafür, dass ich sie auch nach vielen Jahren noch immer im Kopf behalten habe.
Und damit sind wir schon beim technischen Teil des Spiels angelangt. Obwohl der erste Teil von Darksiders schon einige Jahre auf dem Buckel hat und die Warmastered Edition kaum gravierende Neuerungen mit sich bringt, wirkt das Spiel auch heute noch wie aus einem Guss. Zwar wirkt die Welt an manchen Stellen mittlerweile ein wenig arg leer und leblos, der an einen düsteren Comic erinnernde Grafikstil weiß dies allerdings gut zu kaschieren. Im actionreichen Geschehen hat man sowieso kaum Zeit, sich auf Umgebungsdetails zu konzentrieren. Darksiders ist nach einer Dekade noch immer stimmig und für mich ist wohl damals die visuelle Gestaltung des Spiels einer der Hauptgründe gewesen, weshalb ich diesem seinen Mitstreitern vorgezogen habe – 2008 spielte ich nämlich recht aktiv World of Warcraft und gerade beim Design der überzeichneten Charaktere und deren Rüstungen ist eine gewisse Ähnlichkeit nicht von der Hand zu weisen.
Mein Fazit zu Darksiders:
Der erste Teil der Darksiders-Reihe beweist auch nach nunmehr zehn Jahren, dass das Gameplay noch immer überzeugen kann und das außergewöhnliche Szenario eine wunderbar stimmige Welt erschafft. Die Kämpfe sind herausfordernd ohne dabei unfair zu werden, das Erkunden der Gebiete macht eine Menge Laune und die Handlung rund um Krieg und seine Mission, das Gleichgewicht der drei Mächte wieder in den Griff zu bekommen, unterhält wie eh und je. Gut und Böse sind dabei nicht auf Himmel und Hölle abzustempeln – beide Seiten verfügen über ihre hellen und dunklen Seiten.
Wer das Spiel damals verpasst hat, kann unbehelligt zur Warmastered Edition greifen, welche auch für die PlayStation 4 und Xbox One erhältlich ist. Diese verbessert das Spiel optisch zwar nur marginal, der zeitlose Grafikstil ist aber ohnehin schick anzusehen und besonders die imposanten Finishing-Moves werden für mich auch nach der hundertsten Wiederholung nicht alt. Für Freunde von actionreichen Third-Person-Adventures ist Darksiders durchweg empfehlenswert.
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