Hin und wieder gibt es diese Spiele, bei denen es schon im ersten Moment Klick macht. Zumeist sind es eben diese Spiele, die man dann auch nicht so schnell aus dem Kopf bekommt und in kürzester Zeit beendet. Mal wird man von einer coolen Gameplay-Idee überrascht, mal fesselt die audiovisuelle Präsentation. Bei Vectronom trifft beides zu. Ein eigentlich recht simples Konzept wurde nahezu perfekt umgesetzt und wir konnten unsere Finger einfach nicht davon lassen.
Vectronom wird zwar nicht als solches beworben, sollte allerdings den Fokus viel stärker auf den Koop-Modus für bis zu vier Spieler legen. Denn dann entfaltet das Geschicklichkeits-Abenteuer sein volles Potential und wird zur hypnotisierend unterhaltsamen Erfahrung. Am besten schnappst du dir also ein paar Mitspieler und machst dir mit Vectronom einen lustigen Tag. Aber Achtung: Entspannt wird es definitiv nicht, Vectronom ist nämlich trotz farbenfroher Darstellung kein Kindergeburtstag.
Hinweis: Ein Review-Key von Vectronom wurde uns zur Verfügung gestellt.
Lediglich vier Knöpfe für die Bewegung des würfeligen Charakters benötigt man in Vectronom. Klingt für den Anfang eigentlich recht einfach, nicht wahr? Nun, die Herausforderung zieht mit dem benötigten Taktgefühl ins Spiel ein. Umso genauer man zur Musik durchs Level hüpft, desto mehr Punkte gibt es. Außerdem wird es im späteren Spielverlauf zwingend nötig, sich im Einklang mit der Musik zu bewegen, weil die Levelarchitektur sich ebenfalls zum Beat verändert. Anfangs sind die Sprungeinlagen noch recht einfach zu meistern und verzeihen viele Fehler. Doch der Schwierigkeitsgrad zieht schnell an und ehe man sich versieht, scheinen die Level plötzlich brutal schwer zu sein. Praktisch, dass die Fehlertolenranz per Schieberegler jederzeit in den Optionen anpassbar ist und frustrierend schwierige Stellen dadurch entschärft werden können.
Um bis ans Ziel zu kommen und dabei möglichst selten ins Gras zu beißen, sollte man einen kühlen Kopf bewahren und den Klang und die damit einhergehende Veränderung des Levels erst einmal studieren und verinnerlichen. Läuft schnelle Musik mit hohem BPM, muss man sich zwangsläufig auf ein schnelles Sprungspektakel einstellen. Zu schnell darf man natürlich auch nicht sein, sonst springt man von einer Plattform, bevor die nächste erscheint. Hüpft man zu spät, fällt man logischerweise auch in den sicheren Tod. Den Takt zu halten und dabei noch zu verinnerlichen, in welche Richtung man als nächstes springen muss, hört sich auf dem Papier recht einfach an, ist aber besonders in den späteren Welten ganz schön knackig.
Recht schnell hat man den Dreh dann aber raus und bewegt sich fast schon fremdgesteuert in harmonischer Weise gemeinsam mit der Welt aufs Ziel zu. Wirklich hartgesottene Spieler gehen auf dem Weg dahin noch einen Schritt weiter und sammeln die Bonusobjekte ein, die in vielen Leveln an scheinbar unerreichbaren Orten platziert sind. Doch auch ohne diese sind manche Herausforderungen ziemlich knifflig und man beißt sich nicht selten die Zähne aus. Da hilft es dann natürlich, wenn man von einem Koop-Partner zum Weiterspielen angespornt wird. Ganz nebenbei entfaltet Vectronom dann auch noch eine weitere Faszinationsebene.
Versucht man sich zu zweit oder gar zu viert an den Leveln, ist nicht nur der Spaßfaktor um einiges größer. Hin und wieder entwickeln sich in Konzentrationsphasen fast schon tranceartige Zustände, die zu surrealen Bildern auf dem Bildschirm führen. Wenn mehrere Spieler im haargenau gleichen Takt scheinbar wie von Geisterhand gesteuert durch den Level gleiten, gleicht das beinahe schon einer Art Tanz, der zur eingängigen Musik aufgeführt wird. Die Würfel blockieren sich nicht gegenseitig, wodurch die Spieler abgesehen von der Farbmischung beim Aufeinandertreffen völlig unbehelligt voneinander ihr Glück versuchen können. Und dennoch fühlt man sich durch die synchrone rhythmische Fortbewegung in einer einzigartigen Weise verbunden.
Getragen wird das Spielgeschehen von der bereits erwähnten Musikuntermalung. Ein präsenter Beat leitet die abwechslungsreichen elektronischen Stücke, die in jedem Level sowohl Geschwindigkeit als auch in ihrer Komplexität variieren. Jeder Klang erzeugt dann einen anderen weltverändernden Effekt und die stilisierte Umgebung pulsiert im Takt mit dem Klang, was folglich dann auch die Bewegungsabläufe des Spielers beeinflusst. Besonders dann, wenn einzelne Plattformen nur kurz vorhanden sind, muss man Feingefühl beweisen, um das Ziel zu erreichen. Wenn man das Konzept der jeweiligen Herausforderung dann verstanden hat, kann man es mitunter selber nicht fassen, wie scheinbar mühelos man in Richtung des Endpunktes hüpft.
Auf der technischen Seite fällt auf, dass es im Grunde keinerlei Auffälligkeiten gibt. Vectronom sieht hübsch aus und präsentiert sich in einer abwechslungreichen Farbenpracht, die sich stimmig zum Sound der Musikstücke ändert. Letztere haben zuweilen fast schon Ohrwurmpotential und können durch klare Strukturen schon hin und wieder zum Mitwippen bewegen. Natürlich ist dies sowieso hilfreich, denn wenn es in Vectronom um eines geht, dann ums Halten des Taktes.
Einziger kleiner Kritikpunkt: Der Kamerawinkel lässt uns um 45 Grad verschoben auf die Spieloberfläche blicken, wodurch die vier Eingaberichtungen ein wenig verzerrt werden. Natürlich hat dies in ersten Linie ästhetische Hintergründe und dient dem besseren Look des Spiels. Hin und wieder hüpft man dann aber doch in eine unbeabsichtige Richtung. Schlimm ist dies nicht, denn die Level sind allesamt nicht zu lang und der Respawn erfolgt praktisch sofort, sodass man es gleich noch einmal versuchen kann.
Mein Fazit zu Vectronom:
Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn man von einem Spiel einfach mehr will. Und ich wollte nach dem Ende von Vectronom definitiv mehr. Das Springen zum Takt der schicken Level fühlt sich unfassbar gut an, wenn man den Rhythmus erst einmal drauf hat. Besonders im Mehrspieler-Modus entfaltet das Spiel sein volles Potential und motiviert insbesondere dann, wenn der Koop-Partner aus unerfindlichen Gründen deutlich besser zu sein scheint.
Schade, dass Vectronom bereits nach rund drei Stunden vorbei ist und man alles gesehen hat. Hier sorgen dann die an schwer erreichbaren Stellen platzierten Bonusitems und etwaige Achievements für Wiederspielwert. Nichtsdestrotz hätte ich mir gut und gerne doppelt so viele Level gewünscht. Für den angemessenen Preis von 10 € sei dies aber gerade noch verziehen. Grundsätzlich macht Vectronom in diesen drei Stunden nämlich alles richtig.