The Pillars of the Earth: Von Nächstenliebe, Intrige und Gottes Gnade

Pillars of theEarth Banner

Ken Follett’s The Pillars of the Earth ist eines der besten Spiele, welche ich dieses Jahr gespielt habe. Und das sage ich als jemand, der abseits von Telltale’s The Walking Dead mit dem Genre der dialoglastigen Point and Click Adventure kaum etwas anfangen kann. Warum das so ist? Nun, The Pillars of the Earth ist in vielen Belangen ein besonderes Spiel und zeigt einmal mehr, dass gleich mehrere Kunstformen in Videospielen zur Geltung kommen können.

The Pillars of the Earth orientiert sich am gleichnamigen Roman, der hierzulande nicht zuletzt auch wegen der Fernsehserie für ein breiteres Publikum bekannt wurde. Das Spiel wurde dabei in drei Bücher aufgeteilt, die nacheinander erschienen sind. Obwohl die Geschichte des Spiels durch die Buchvorlage im Grunde vorherbestimmt ist, hatte ich bei jeder Entscheidung wirklich das Gefühl, etwas zu bewirken. Letzteres kann ich von aktuellen Spielen von Telltale leider nicht mehr behaupten. Doch Ken Follett’s The Pillars of the Earth glänzt nicht nur beim Vorgaukeln von Entscheidungsfreiheit.

Hinweis: Da Ken Follett’s The Pillars of the Earth einen klaren Fokus auf die Handlung legt, beschränken wir uns in den folgenden Zeilen auf kleinere Spoiler zu den ersten Spielminuten zur  besseren Erläuterung des Spielprinzips.

Schnee rieselt auf den dichten Tannenwald hinab, die Bäume bieten nur wenig Schutz und die Kälte macht der Familie zu schaffen. Besonders die hochschwangere Frau hat sichtlich mit den unwirtlichen Bedingungen zu kämpfen. Schnellstmöglich muss ein Lagerfeuer entzündet werden, um sich daran ein wenig wärmen zu können. Während das kleine Mädchen sich eng an seiner Mutter kauert, bringt ihr älterer Bruder Feuerholz und wir übernehmen die Kontrolle über den Vater, Tom Builder. Nach einem kurzen Dialog richtet Tom sich auf und wir bekommen unsere erste Aufgabe – wir sollen Wasser holen.

Der malerische Grafikstil bedingt, dass man sich nicht völlig frei bewegen kann. Der Spielausschnitt ist immer an eine feste Kamera gebunden. Völlig verirren wird man sich also nie, auch wenn das Spiel zuweilen recht viele Areale auf einmal bietet, die man erkunden kann. Tom begibt sich zu einem nahegelegenen zugefrorenen Teich, seine Familie soll schließlich keinen geschmolzenen Schnee trinken müssen. Nur wie bricht man die dicke Eisdecke auf?

Zugegeben, die ersten Rätsel sind noch recht simpel. Aber sie führen gut an spätere komplexere Aufgaben heran. Pfiffig wie ich war, hab ich nämlich von unserer Feuerstelle einen metallenen Eimer mitgekommen. Man muss das Wasser ja schließlich auch transportieren. Fährt man über ein interaktives Objekt im Spiel, hat man stets drei Optionen – es anschauen, um mehr Informationen zu bekommen, mit dem jeweiligen Objekt interagieren oder einen Gegenstand beziehungsweise eine Information aus dem Inventar mit dem Objekt kombinieren. Die schlauen Köpfe unter euch haben die Lösung des Problems sicherlich schon herausgefunden: Tom schlägt mit dem Eimer ein Loch in den Teich und schöpft danach etwas Wasser heraus.

The Pillars of the Earth Wald

Zurück an der vor sich hin knisternden Feuerstelle wird das Wasser erhitzt und wir führen abermals ein Gespräch mit der Familie. Die Dialoge in Pillars of the Earth sind allesamt fantastisch geschrieben und sowohl in englisch als in deutsch mit passenden Sprechern vertont worden. Es macht einfach Spaß, sich zurückzulehnen und den umfangreichen Wortwechseln zu folgen, während man die schönen Umgebungen bestaunen kann. Einzig der recht langsame Sprachstil und die teils merkwürdig langen Pausen zwischen einzelnen Sätzen können Spieler, die gern schneller vorankommen würden, etwas stören.

Wie die Familie die harten Temperaturen des Winters übersteht und was sie schlussendlich mit dem Bau einer Kathedrale zu tun hat, verraten wir aus Spoilergründen natürlich nicht. Gerade für jene, die weder die Bücher noch die Serie kennen, bietet das  Spiel eine wunderbar tiefgründige und spannende Handlung mit vielen Wendungen und tollen Charakteren, die sich über viele Jahrzehnte erstreckt. Das kleine Mädchen, was sich im Wald noch ängstlich an seine Mutter presste, wird gegen Ende des Spiels jedenfalls schon das eine oder andere graue Haar tragen.

Die Erzählweise von The Pillars of the Earth beschränkt sich in der über 15 Stunden langen Geschichte nicht nur auf Dialoge und das Vorankommen durch Lösen kleiner Rätsel. Zuweilen ändert sich der Blickwinkel auf die Welt auch in eine Art Kartenansicht, auf der man auswählen kann, an welchen Ort man als nächstes reißt. Je nach Entscheidung erklärt der jeweilige Charakter dann in einem Monolog, was auf der Reise geschehen ist. Auch die Bewegung durch große Gebiete, wie zum Beispiel eine ganze Stadt, erfolgt aus einer Vogelperspektive, in der die grandiose Optik auch wieder zum Tragen kommt.

Insgesamt bleibt das Spiel besonders durch die Handlung und die immer wieder schicken Hintergründe die komplette Spielzeit lang hochgradig fesselnd. Durchhänger gibt es keine und ich verfolgte jedes Gespräch wissbegierig vom Anfang bis zum Ende und erkundete jeden Bereich der vielen Gebiete, um mehr über die Welt zu erfahren. Das eher träge Tempo des Spiels störte mich persönlich dabei nie, es trug im Gegenteil doch sehr zu der bedrückenden Atmosphäre bei.

The Pillars of the Earth Fluss

Mein Fazit zu Ken Follett’s The Pillars of the Earth:

Eine Buchvorlage mit starker Handlung und glaubwürdigen Charakteren als Fundament, fantastische Grafik als erhabene Mauern, passende Musik- und Sprecherwahl als massives Gewölbe und Interaktivität als stilvolle Ornamentkunst an bewusst gewählten Stellen – The Pillars of the Earth wäre eine ziemlich imposante Kathedrale. Ich wurde dieses Jahr jedenfalls nicht oft derart gut unterhalten und kann Ken Follett’s The Pillars of the Earth jedem wärmstens empfehlen.

So ein Zufall aber auch – bis zum 30. November ist das Spiel für Twitch Prime Abonnenten kostenlos zu haben! Das solltest du auf keinen Fall verpassen!

Dein Interesse an Ken Follett’s The Pillars of Earth wurde geweckt? Dann kannst es bei unseren Partnern vom Humble Store kaufen und uns dabei ohne weitere Kosten unterstützen! Wir wünschen viel Spaß beim Spielen!