Little Nightmares: Ein erschreckend hübscher Albtraum

Littlenightmares Banner

Little Nightmares stand schon länger auf der Liste der Spiele, die ich irgendwann mal spielen wollte. Doch wie das mit Listen in Zeiten von Steam und Co. so ist, wird es immer schwerer, sie auch wirklich abzuarbeiten. Ohne großartig zu überlegen schlug ich bei einem Sale vor ein paar Wochen dann allerdings zu und pünktlich zur Halloween-Zeit wurde Little Nightmares schließlich angeworfen. Und das hat sich mehr als gelohnt.

Ohne großes Vorgeplänkel wirft Little Nightmares einen ins Geschehen. Die in einen gelben Regenmantel gehüllte Spielfigur wacht in einem unwirtlichen Raum auf und man wagt seine ersten Schritte ins Ungewisse. Die Szenerie erweckt mit ihren metallenen Wänden und feuchten Böden keinen sonderlich einladenden Eindruck. Auch die Dunkelheit verleiht nicht gerade ein wohles Gefühl. Zum Glück können wir ein Feuerzeug entzünden, welches unsere Sicht ein wenig verbessert und uns als treuer Begleiter jederzeit zur Seite steht. Unsere ersten behutsamen Schritte werden begleitet von unliebsamen Hintergrundgeräuschen und dem ängstlichen Tapsen unserer Füße.

Der grobe Spielablauf erinnert in den folgenden Minuten und Stunden frappierend an Limbo oder dessen Nachfolger Inside. Im ständigen Wechsel zwischen Rätseln, hektischen Fluchtszenen und kniffligen Geschicklichkeits-Einlagen wird man stets mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert. Letztere sind zuweilen besonders anstrengend, denn Little Nightmares findet in einer dreidimensionalen Welt statt. Zwar bewegt man sich zumeist nach links, rechts, oben oder unten, doch in vielen der Räume kann und muss man sich auch in die Tiefe oder nach vorn begeben. Die Kamera blickt dabei dennoch wie bei klassischen 2D-Platformern aus einem weitestgehend festen Winkel ins Geschehen hinein, was präzise Sprünge hin und wieder schwer abschätzen lässt.

Insgesamt schafft Little Nightmares es aber wunderbar, die reinen Gameplay-Aspekte gekonnt miteinander zu vermischen und die gesamte Spielzeit immer frisch zu bleiben und mit unerwarteten Finessen aufwarten zu können. Und das, obwohl man die Figur in keiner Weise verbessert oder neue Fähigkeiten bekommt. Alles, was man am Ende des Spiels kann, ist direkt von der ersten Minute an möglich. Dass Little Nightmares dennoch sehr abwechslungsreich bleibt, liegt vor allem an der tollen visuellen Gestaltung.

Little Nightmares Arme

Besonders die fantastischen Animationen machen Little Nightmares zu einem wahren Augenschmaus. Unsere Hauptfigur bewegt sich realistisch, hebt Objekte je nach Gewicht schwerfällig auf und stolpert sogar über im Weg liegende Hindernisse. Auch bei tiefen Stürzen, die man gerade so heil übersteht, sieht man ihr den Schmerz förmlich an. Auch andere Charaktere mit zuweilen recht ekelerregenden Körperproportionen wurden passend in Szene gesetzt. Abgehackte oder fehlerhafte Animationen sind uns selbst in dynamischen Momenten, in denen man mit voller Geschwindigkeit vor etwas davon läuft, gar nicht aufgefallen.

Auch die sich physikalisch korrekt verhaltenden Umgebungen tragen ihren Teil zum stimmigen Gesamtpaket bei. Metall ist spürbar schwer, während sich beispielsweise Holzgegenstände oftmals bewegen lassen. Da unsere Spielfigur im Vergleich zum Rest der Welt ziemlich klein geraten ist, müssen unter anderem auch Betten erklommen werden. Auf der Matratze kann man dann allerdings wunderbar herumspringen und dabei zusehen, wie sie realitätsnah auf unser Gewicht reagiert.

Als Spieler wirst du auf dem Weg durch die vier Akte selten an die Hand genommen. Objekte, mit denen man interagieren kann, heben sich nicht von dem Rest der Welt ab und auch Leitern – oder vielmehr handelsübliche Dinge, an denen man nach oben klettern kann – sind ein Teil ihres Umfelds und werden nicht etwa durch aufleuchten markiert. Und obwohl man bei dem einen oder anderen Rätsel auch einige Minuten planlos umher laufen kann,  so findet man schlussendlich die Lösung mit ein wenig Grips nach kurzer Zeit. Unfair wirkte Little Nightmares jedenfalls nie und die diversen Bildschirmtode ließen sich schlussendlich immer auf unsere eigene Inkompetenz zurückführen.

Little Nightmares Raum

Mein Fazit zu Little Nightmares:

Little Nightmares unterhält kontinuierlich und hält ununterbrochen bei der Stange. Die düsteren und ab und an auch recht gruseligen Areale, durch die man sich langsam auf vorsichtigen Sohlen bewegen muss, bieten allesamt interessante Ideen und Probleme, die es zu lösen gilt. Zwar sind dank der dreidimensionalen Welt einige Sprünge ins Leere gegangen, dank fairer Checkpoints war das dem Spiel allerdings schnell verziehen. Das rund dreistündige Abenteuer ist vor allem für Fans von Limbo und dergleichen sehr empfehlenswert. Alle anderen sollten schon alleine wegen der tollen Optik, die den unwirtlichen Artstyle wunderbar übermittelt, einen Blick auf das Spiel werfen.