Jeder von uns ist als Kind mit Sicherheit mehr als einmal im Wohnzimmer von Todesangst getrieben über Couch, Sessel und Co. gesprungen – der Boden war Lava! Wer da nicht aufpasst, gibt schon nach wenigen Minuten den Löffel ab! Zurück in diese Zeit versetzt uns Hot Lava, ein Jump ’n‘ Run, welches aus gähnend langweiligen Orten den Traumspielplatz eines jeden Kindes werden lässt.
Wenn ich an Jump ’n‘ Runs denke, kommen mir zuallererst die klassischen 2D-Abenteuer aus den 90ern in den Sinn. Zwar gab es hin und wieder mal eine Mod für Half Life 2, in der man seine Geschicklichkeit aus der Egoperspektive unter beweis stellen musste, so richtig populär wurden dreidimensionale Hüpfspielchen allerdings erst 2008 mit Mirror’s Edge. Auch in der Klötzchenwelt von Minecraft begab ich mich auf die eine oder andere sogenannte Jumpmap. Seitdem gab es kaum Spiele, die meine Sprungskills in einem ähnlichen Rahmen gefordert haben, denn Mirror’s Edge Catalyst kam bei weitem nicht an die Qualität seines Vorgängers heran. Wie schön also, dass es Hot Lava gibt!
Springen und laufen – das sind die Grundlagen von Hot Lava. In einem kurzen Tutorial zu Beginn lernt man die eingängige Steuerung kennen und wird in deren Besonderheiten eingewiesen. Denn obwohl viele der Passagen auch mit einfachen Sprüngen locker machbar sind, so muss man für Bestzeiten schlaue Routen wählen. Sogenanntes Strafe Jumping und glatte Flächen, an denen man durch geschicktes Entlanggleiten immer schneller wird, sind dafür natürlich effiziente Methoden. Auch Kletterstangen, Seile, Trampoline und dergleichen bieten eine Möglichkeit, Geschwindigkeit aufzubauen und sie mindestens genauso schnell auch wieder zu verlieren.
Die Level in Hot Lava sind auf verschiedene Hub-Welten aufgeteilt, die sich thematisch an realistischen Umgebungen orientieren. So findet man beispielsweise einen Schulhof, das dazugehörige Schulgebäude und ein Warenhaus. Die jeweiligen Areale sind dabei in zwei Varianten verfügbar – eine „normale“ und eine Lava-Version. Erstere bietet kleinere Challenges und lässt uns das Level ohne große Gefahren erkunden, während wir im glühend heißen Abbild die wirklich schweren Parcour-Herausforderungen angehen können.
Von dem seichten Einstieg auf dem Schulhof in den ersten Spielstunden sollte man sich nicht täuschen lassen – bereits das zweite Gebiet hat einige knallharte Aufgaben zu bieten. Besonders dann, wenn man Bestzeiten schlagen will und den an den unmöglichsten Orten platzierten goldenen Pin in jedem Lauf mitnehmen möchte. Hauptsächlich bestehen die Herausforderungen aus klassischen Checkpoint-Rennen gegen die Uhr mit ein paar optionalen Nebenaufgaben. Allerdings findet man auch die eine oder andere Abweichung von der Standardformel.
In der „Chase the Grade“-Challenge müssen wir etwa einer schwebenden Note hinterherhüpfen und dürfen uns nicht zu weit von ihr entfernen. Es gilt, die Route der fliegenden Zensur zu verinnerlichen und fehlerfrei zu bestehen – denn Checkpoints gibt es hier nicht. Wer einen tieferen Sinn sucht, könnte hier spekulieren, dass die Mission als kleine Kritik am Schulsystem eingebaut wurde. Man rennt ausschließlich der bestmöglichen Note hinterher ohne dabei zu wissen, wo das eigentliche Ziel liegt.
Schließt man eine Challenge ab, öffnet sich zumeist ein neuer Bereich in der jeweiligen Welt. Dieser kann fortan in sowohl in der friedlichen als auch in der Lava-Variante erkundet und nach Sammelobjekten abgegrast werden. Nach und nach schaltet man so etwa viele verschiedene Wege durch die Schule frei und die Level bieten dadurch immer mehr versteckte Routen, um schneller den nächsten Checkpoint zu erreichen. Aufmerksame Spieler entdecken an allen Ecken und Enden waghalsige Sprünge, die den eigenen Rekord immer weiter verbessern.
Hot Lava befindet sich derzeit zwar noch in der Beta-Phase, bietet aber schon ordentlich viel Umfang. Will man alle Welten mit allen Sternen abschließen, ist man schon jetzt schätzungsweise je nach Können weit über 30 Stunden beschäftigt. Schön ist, dass das komplette Spiel unkompliziert im Mehrspieler-Modus läuft und man mit Kumpels zusammen hüpfen, fluchen und vor allem verbrennen kann. Durch die Anbindung an den Steam-Workshop kann man außerdem gemeinsam Kreationen der Community bestaunen und sein Glück bei deren Herausforderungen versuchen.
Technisch setzt das Spiel zwar keine neuen Maßstäbe, doch gerade die Lava ist sehr schick gelungen und reagiert sogar auf hineinfallende Items mit hübschen Animationen und Geräuschen. Ja, die gefahrlosen Versionen der Gebiete sehen ein wenig altmodisch aus, aber die feuerroten und schick animierten Lava-Effekte kaschieren die Detailarmut recht gut. Außerdem hat man sowieso kaum Zeit, sich die zweckmäßige Grafik genauer anzuschauen, man ist schließlich gegen die Uhr unterwegs! Der Vorteil der eher schlichten Optik liegt auf der Hand – das Spiel läuft stets ohne Probleme. Einzig der Zuschauer-Modus ist derzeit wenig unterhaltsam, denn die Verbindungsqualität der Mitspieler lässt mit Pings im Bereich um 300ms noch zu wünschen übrig. Dem eigentlichen Gameplay schadet das aber nicht, denn die eigenen Eingaben werden lokal berechnet.
Mein Ersteindruck zu Hot Lava:
Wenn es ein Spiel in den letzten Jahren geschafft hat, meine Lust nach herausfordernden Sprungpassagen zu befriedigen, dann ist es ohne Zweifel Hot Lava. Die Steuerung ist eingängig und schnell gelernt und man hüpft schon nach wenigen Minuten halsbrecherisch durch die Gegend. Veteranen des Genres hingegen gehen auf die Jagd nach der bestmöglichen Zeit und nutzen noch so kleine Abkürzungen und Tricks zu ihren Gunsten. Trotz des Beta-Status ist Hot Lava bis auf kleinere Glitches und den durch die zu hohen Latenzen unzweckmäßigen Zuschauer-Modus schon jetzt ein sehr empfehlenswertes Spiel.
Wenn du an Hot Lava interessiert bist, bekommst du derzeit beim Kauf über Steam eine Kopie für einen Freund dazu. Somit zahlt ihr zu zweit quasi nur die Hälfte des mit 8,19€ sowieso schon günstigen Einstiegspreises.