Microsoft fahren mit ihrer neuen Spielepolitik immer schwerere Geschütze auf und bringen nun auch den Editor von Halo 5 auf Windows 10. Forge lässt dich neben der Erstellung von Karten kostenlose Mehrspieler-Duelle in privaten Lobbies in verschiedenen Spielmodi austragen. Wie gut das funktioniert und ob Halo damit auch auf dem PC Fuß fassen wird, erfährst du in diesem Ersteindruck.
Im Grunde ist Forge lediglich der Karteneditor von Halo 5. Dieser war bisher ausschließlich auf der Xbox One nutzbar, zeigte allerdings dort bereits sein großes Potential. Es wurden unzählige Karten kreiert und geteilt, wodurch man einen schier endlosen Schub von neuen Umgebungen durchstöbern kann. Mithilfe einer angepassten PC-Steuerung des Editors soll das alles ab sofort noch besser und effizienter funktionieren. Die erstellten Karten können hochgeladen und sowohl von PC- als auch von Konsolenspielern getestet werden. Wir beziehen uns in diesem Artikel nicht auf das Bauen von neuen Arenen sondern auf die privaten Matches gegen Freunde, die man in Halo 5: Forge auf dem PC bestreiten kann.
Halo 5: Forge ist derzeit ausschließlich über den Windows 10 Store zu bekommen. Das wird wohl auch so bleiben, denn sowohl das Verwalten der Freundesliste als auch das Teilen der Karten wird über Microsofts Xbox-Netzwerk abgewickelt. Nach kleineren Problemen beim Hinzufügen von Freunden in den etwas fummeligen Menüs fanden wir uns relativ zügig in einer Lobby und konnten sogleich mit dem Spiel beginnen.
Schade ist, dass man keine öffentlichen Spiele suchen kann. Auch plattformübergreifende Duelle sind nicht möglich. Derzeit kann man nur gegen seine PC-Freunde antreten, was sich zukünftig natürlich noch ändern kann. Da mit Forza Horizon 3 noch diesen Monat ein Spiel erscheint, welches beide Plattformen verbindet, stehen die Zeichen recht gut, dass auch ein neues Halo die Crossplay-Funktion erhält.
Bei der Anpassung des Spielmodus und der Modifikatoren fallen direkt die unzähligen Möglichkeiten ins Auge, das Spiel an seine Bedürfnisse anzupassen. Von der simplen Rundenlänge über Laufgeschwindigkeit und Rüstungswerte bis hin zu abgedrehteren Faktoren, wie Gravitation oder Sprunghöhe, kann alles eingestellt werden. Ziemlich cool, da man so aus den bereitgestellten Modi durch verschieben diverser Regler im Handumdrehen völlig neue Erfahrungen zaubern kann, die zwar nicht immer gut ausbalanciert sind, aber trotzdem ziemlich viel Laune machen.
Wenn man sich schon einmal in Unreal Tournament oder ähnlichen Shootern ausgetobt hat, wird einem auch Halo vertraut vorkommen. Mit verschiedenen Waffen und hohem Spieltempo geht es in Arenen in klassischen Modi um das Grundprinzip eines Mehrspieler-Shooters: Töten oder getötet werden. Waffen erscheinen an bestimmten Punkten auf der Karte und werden nach alter Schule aufgesammelt. Das Können des Spielers entscheidet über Sieg oder Niederlage. Auch die komplexeren Modi machen mit Freunden viel Spaß, sofern man genug Kontrahenten dabei hat. Mindestens vier Spartans sollten es für spannende Spiele in Capture the Flag oder Ähnlichem nämlich mindestens sein.
Halo 5 spielt sich klassisch, hat aber auch einige Eigenheiten. So kann man beispielsweise beim Springen mithilfe eines Jetpacks kurzzeitig in der Luft stehenbleiben und so Gegner an ansonsten unerreichbaren Positionen ins Visier nehmen. Auch der vielseitig einsetzbare Nahkampfangriff und die verschiedenen Granatentypen bringen zusätzliche Dynamik in das ansonsten recht simple Gameplay.
Obwohl wir uns in diesem Beitrag in erster Linie auf die spielerischen Aspekte von Halo 5: Forge beziehen, wollen wir das Herzstück nicht außer acht lassen. Der umfangreiche Editor wird dank Steuerung mit Maus und Tastatur noch intuitiver bedienbar und sobald man sich an die Menüführung gewöhnt hat, können komplexe Karten geschaffen werden. Forge ist deshalb auch für Spieler interessant, die ausschließlich auf der Xbox One spielen aber gerne an Umgebungen basteln wollen. Denn filigrane Arbeiten funktionieren mit der Maus deutlich besser als mit dem Gamepad.
Halo 5: Forge läuft – entsprechende Hardware vorausgesetzt – dauerhaft flüssig und kommt ohne lange Ladezeiten aus. Die Grafik ist ausrechend gut, mit aktuellen Toptiteln wie The Division oder Witcher 3 kann Halo allerdings nicht mithalten. Das muss es aber auch gar nicht, denn Arenashooter leben vom guten Gameplay und keineswegs von einer atemberaubenden Optik. Auch der Klang der einzelnen Waffen lässt sich allenfalls als zweckmäßig beschreiben, was aber nicht weiter störend ist.
Das Handling einiger Fahrzeuge hingegen ist viel zu schwammig und man hat durchweg das Gefühl, auf rutschigem Eis unterwegs zu sein. Hieran wird sich höchstwahrscheinlich aber nichts ändern, denn gravierende Eingriffe ins Gameplay von Halo 5 wird die Veröffentlichung von Forge auf dem PC mit Sicherheit nicht nach sich ziehen.
Ein viel größeres Problem von Halo 5: Forge ist derzeit das unveränderbare Field of View. Der Sichtbereich ist derart klein, dass man Gegner viel zu oft aus den Augen verliert und sich auf den Karten teilweise ziemlich verloren vorkommt. Schnelle Schusswechsel arten in Suchrätseln aus und Spielern, die ein FOV von 90 und mehr gewöhnt sind, kann es recht schnell schwindelig werden. Hier müssen 343 Industries unbedingt handeln und einen Schieberegler einbauen. Denn derzeit zerstört die fehlende Übersicht viel vom schnellen Spielgefühl und dämpft den Spaß ungemein.
Obwohl Forge im Kern nur der Editor von Halo 5 ist, machen Duelle gegen Freunde ziemlich viel Laune. Wer Arenashooter liebt und wem das neue Unreal Tournament noch zu unfertig ist, der sollte sich ein paar Kumpels schnappen und die unzähligen Modi und Karten unbedingt ausprobieren. Seid aber gewarnt vor dem schrecklichen FOV, welches unserer Gruppe einstimmig den Spaß am meisten verdorben hat. Eine große spielerische Offenbarung ist Halo 5: Forge nicht. Trotzdem ist der kostenlose Titel unserer Meinung nach einen Blick wert und gibt einen guten Ausblick darauf, was wir mit zukünftigen Halo-Teilen in den nächsten Jahren auf dem PC erwarten dürfen.