Quasi wöchentlich stellt Playerunknown’s Battlegrounds auf Steam neue Spielerrekorde auf und Epic Games stellt die Entwicklung am von mir heiß erwarteten Unreal Tournament vorerst ein, um mehr Ressourcen für Fortnite Battle Royale zu gewinnen. Irgendwas scheint besonders an dem Spielkonzept zu sein, das derzeit hunderttausende Spieler an den Schirm fesselt. Grund genug also, sich die Thematik auch einmal genauer anzuschauen.
Persönlich kann ich mit PUBG gar nichts anfangen. Das liegt zum einen daran, dass ich grundsätzlich auf Early Access verzichte, sofern ich dafür bezahlen muss. Zum anderen missfällt mir die Tatsache, dass man einen Großteil der Zeit in einem Match damit verbringt, umherzulaufen und Sachen einzusammeln, nur um dann nach einer halben Stunde durch einen Kopfschuss aus dem Nirgendwo ins Gras zu beißen. Im Early Game mangelt es meiner Meinung nach deutlich an Inhalt. Gut also, dass das kostenlose Fortnite eine flottere Gangart einschlägt und durch weniger Realismus schneller zum Punkt kommt.
Fortnite Battle Royale startet, ähnlich wie alle anderen Vertreter des Genres, mit dem Absprung über der Karte. Alle 100 Spieler haben, nachdem der fliegende Bus die Insel erreicht hat, dasselbe Ziel: So schnell wie möglich an Waffen zu gelangen und bis zum Ende zu überleben. Schon beim freien Fall nach unten peilt man einen, im Optimalfall vorher ausgewählten, Ort zum Landen an. Wenn sich dann der Fallschirm öffnet und sich jeder Meter nach unten wie eine kleine Ewigkeit anfühlt, schaut man hektisch umher und prüft, mit wie vielen anderen Spielern man direkt zu Beginn klar kommen muss. Wenn in einem Areal mehrere Gegner aufschlagen, ist es natürlich besonders wichtig, dass man als erster an eine Waffe kommt. Denn mit der standardmäßig ausgerüsteten Spitzhacke hat man kaum eine Chance gegen Pistole, Shotgun oder Sturmgewehr, sofern sich das Gegenüber nicht äußerst dämlich anstellt.
Durch die derzeit noch recht überschaubare Größe der Karte kommt es ziemlich häufig bereits direkt nach dem Absprung zu ersten Gefechten, bei denen der Sieger zumeist gut gerüstet mit ausreichend Munition, Granaten und voll aufgeladenem Schild weiterziehen kann. Logisch, dass in großen Siedlungen weit mehr Loot zu finden ist, als in kleinen Hütten auf einem Hügel. Will man schnell an Ausrüstung kommen und dafür schnell auf Widerstand treffen oder lieber an einem sicheren Punkt starten, wo es allerdings wenig zu holen gibt? Dieses Risiko gilt es stets abzuwägen.
Haben sich Gegner in Häusern verschanzt, ist die Tür beileibe nicht der einzige Eingang. In Fortnite ist nahezu jedes Objekt zerstörbar und man kann selber Rampen, Wände und Decken aus gesammelten Materialien zimmern. Es entwickelt sich so eine wunderbare Dynamik bei Gefechten in besiedelten Gegenden. Mit der bereits erwähnten Spitzhacke können Wände im Handumdrehen beseitigt werden und Rampen bringen einen blitzschnell auf Dächer, durch diese man sich dann mit wenigen Schlägen gewaltsam einen Weg ins Innere bahnt. Glückliche Spieler finden dadurch auf dem Dachboden gleich eine der seltenen goldenen Kisten, die besonders wertvolle Gegenstände beinhalten und teilweise nur durch Abreißen bestimmter Hindernisse erreichbar werden. Die Bau- und Abbau-Features sind wohl das größte Alleinstellungsmerkmal des Spiels und fügen sich wunderbar ins Gameplay ein, welches dadurch deutlich variantenreicher und unvorhersehbarer wird.
Am meisten Spaß macht Fortnite im Duo-Modus oder zu viert im Team. Hier ist man nämlich nach einem tödlichen Treffer noch für einige Zeit wiederbelebbar, sofern man nicht nochmal beschossen wird. Um sicherzugehen, dass ein Gegner auch wirklich tot ist, sollte man daher darauf achten, ob er gut sichtbar seine Gegenstände fallen gelassen hat oder ob er lediglich verletzt hinter eine Wand gekrochen ist, um von seinem Kameraden aufgepeppelt zu werden. Teamplay-Möglichkeiten erhöhen natürlich auch beim Angriff auf gut verschanzte Widersacher die Spannung und die taktischen Optionen. Alleine sind die Matches zwar auch unterhaltsam, viel lustiger wird’s allerdings mit ein paar Kumpels.
Passend zum deutlich einsteigerfreundlichen Gameplay ist auch die Optik und der Sound eher farbenfroh und freundlich. Wer Realismus möchte, ist hier fehl am Platz. Auf Reifen und Heuballen kann man in bester Trampolinmanier abspringen und nach oben federn, Schockfallen lassen sich über Türen platzieren und Charaktermodelle sowie die Umgebung sind in einem stimmigen Comiclook gestaltet, der zuweilen an Loadout erinnert. Grafisch macht das Spiel trotz der stilisierten Optik eine tolle Figur. Die hübsch gestalteten Dörfer und Landschaften sind zwar an einigen Stellen noch etwas leer, durch den ziemlich schnellen Tag- und Nachtwechsel kommt aber zumindest visuell nie Langeweile auf, da sich die Lichtverhältnisse häufig ändern und man die schicken Sonnenstrahlen übers Land wandern sieht.
Von der Perfektion ist Fortnite Battle Royale trotz der ganzen Lobpreisungen noch ein ganzes Stück entfernt. So sind beispielsweise die Waffen zum Teil noch deutlich zu ungenau, was dazu führt, dass die meisten Feuergefechte über recht kurze Distanzen ausgetragen werden. Auch an der Spielwelt sollte noch Hand angelegt werden, denn bereits nach wenigen Spielen hat man nahezu jeden Ort gesehen. Eine größere Karte wäre hier sicherlich auch für diejenigen vorteilhaft, die nicht ganz so häufig auf Gegner treffen möchten. Dafür, dass Fortnite Battle Royale erst seit gut einem Monat auf dem Markt ist, läuft das Spiel allerdings schon erfreulich rund und fehlerfrei.
Auf dem offziellen Blog wird man ständig über die Entwicklung auf dem Laufenden gehalten und neue Inhalte werden präsentiert. Unter anderem kamen erst kürzlich der viel gewünschte Voicechat und Statistiken außerhalb der Matches. Die große Beliebtheit lässt vermuten, dass auch zukünftig eifrig am Spiel gearbeitet wird.
Mein Ersteindruck zu Fortnite Battle Royale:
Obwohl mich das Genre bisher absolut nicht gelockt hat, konnte mich Fortnite Battle Royale für dutzende Stunden gut unterhalten. Die Runden sind von der ersten bis zur letzten Minute spannend, Durchhänger gibt’s kaum. Die Möglichkeit, nahezu alles zu zerstören und eigene Strukturen zu erschaffen, bringt einen Schub an Kreativität und Experimentierfreudigkeit, den andere Vertreter des Genres meiner Meinung nach nicht bieten. Für eingefleischte H1Z1- oder PUBG-Fans wird Fortnite Battle Royale zu „casual“ sein. Alle anderen finden hier vielleicht so wie ich den Einstieg in ein Konzept, welches derzeit die Spielecharts erobert.