Was man nicht alles beim Durchstöbern der eigenen Steambibliothek findet. Dead Space hat schon einige Jahre auf dem Buckel und zählt trotzdem noch zu den großen Vertretern des Horror-Genres. In diesem Beitrag begeben wir uns in das sieben Jahre alte Spiel zurück und klären, ob es heute noch einen Blick wert ist. Wie gewohnt verzichten wir dabei auf Spoiler zur Handlung.
Dead Space erschien am 13. Oktober 2008 und wurde von Spielern und Journalisten gleichermaßen gelobt, was man auch heute noch an der positiven Metacritic-Wertung von 86 Punkten erkennen kann. Vor allem die bedrückende Atmosphäre war damals ein Alleinstellungsmerkmal des Spiels. Entwickelt wurde das Spiel von EA Redwood Shores (ehemalig Visceral Games), Electronic Arts trat als Publisher ein. Nach Dead Space 2 und Dead Space 3 war auch ein vierter Teil in Arbeit, der letztlich aber durch zu niedrig ausfallende Verkaufszahlen vom vorherigen Teil nicht realisiert wurde.
Die Handlung von Dead Space beginnt recht harmlos. Als Techniker Isaac Clarke steuert man mit seinem Team auf die USG Ishimura zu, nachdem diese ein Notrufsignal abgesetzt hat. Dem kurzen Introvideo folgt eine gekonnte Bruchlandung und schon befinden wir uns auf dem Schiff, was menschenleer und nicht gerade einladend wirkt. Schnell bemerken wir, dass etwas auf dem sogenannten „Planetcracker“ nicht stimmt und machen uns an die Aufklärung der Ereignisse.
Kurz nach der Ankunft bemerken wir schon die ersten unwirtlichen Lebensformen, die nicht gerade zimperlich mit menschlichen Besuchern umgehen. Die Necromorph, Monster aus zusammengestückelten Menschenteilen, haben die Kontrolle über das Schiff übernommen und die Besatzung infiziert. Wir entscheiden promt, dass die Mission abgebrochen wird und versuchen von nun an, die Ishimura wieder lebend zu verlassen. Dass es dabei auf der Suche nach einem Ausweg nicht selten zu Begegnungen mit den Necromorph kommt, sollte jedem klar sein. Fortan gilt es, die dunklen Gänge des Raumschiffs zu erkunden und dabei Angriffe abzuwehren.
Zur Selbstverteidigung stehen uns einige nützliche Werkzeuge zur Verfügung – allen voran der Lasercutter. Dieser lässt sich horizontal oder vertikal ausrichten und trennt Gliedmaßen ab. Ziemlich praktisch, um heranstürmende Gegner aufzuhalten. Diese lassen sich nämlich nicht mit einem simplen Kopfschuss ausschalten sondern wollen gekonnt zerstückelt werden. Im Laufe des Spiels treffen wir immer wieder auf neue Gegnertypen, die auch neue Angriffstaktiken erfordern. Das Experimentieren mit den Waffen an den Necromorphs macht zu Beginn noch viel Spaß, die Freude ebbt aber ab, sobald wir alle Gegner kennen und wissen, wie wir mit ihnen umgehen müssen. Dann wird Dead Space zuweilen vom Horror-Shooter zur simplen Ballerorgie.
Da man als einfacher Techniker nicht gerade gut gerüstet in die Schlacht zieht, sollte man sich an den auf der Ishimura verteilten Shops neue Ausrüstung und vor allem Munition besorgen. Diese ist besonders rar und man muss sparsam mit ihr umgehen. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass eine Begegnung mit einem starken Bossgegner mit nur wenig Munition kein Zuckerschlecken ist. Mithilfe bestimmter Gegenstände kann man außerdem seine Ausrüstung aufwerten, wodurch sich liebgewonnene Waffen zusätzlich verbessern lassen.
Um zwischen einzelnen Sektoren des Raumschiffes zu wechseln, nutzen wir die praktische Bahnverbindung an Bord. Jede Fahrt ist dabei auch der Abschluss eines der insgesamt zwölf Kapitel des Spiels. In einem Gebiet angekommen erwartet uns meist ein Raum mit Shop und Werkbank zur Verbesserung unserer Gegenstände. Von dort aus geht es dann auf relativ linearen Wegen zu den Missionszielen, die wir auf unserer Karte verfolgen können. Hierbei ist allerdings Vorsicht geboten, denn Dead Space pausiert beim Aufrufen der verschiedenen Menüs oder des Shops nicht. Man sollte also vorher sicherstellen, dass sich keine Necromorphs in der Nähe befinden.
Die schicken als Hologramm dargestellten Menüs sind sehr atmosphärisch und fügen sich wunderbar in das minimalistische Interace des Spiels ein. Dead Space verzichtet gänzlich auf bewährte Bildschirmanzeigen und blendet alle Informationen direkt in die Spielwelt ein. Die Lebensanzeige ist etwa auf Isaacs Rücken angebracht und den Munitionsstand der Waffe erkennen wir direkt an dieser. Das Inventar und die Karte sehen dank 3D-Darstellung direkt im Raum zwar ziemlich cool aus, steuern sich aber leider nicht wirklich optimal. Vor allem das zurechtfinden auf der Karte und die korrekte Ausrichtung des Blickwinkels auf die Etage, auf der man sich momentan befindet, sind ziemlich fummelig.
Nach der Landung wird man schon in den ersten Minuten von seiner Gruppe getrennt, weshalb man sich fortan die meiste Zeit über Videoeinblendungen mit ihnen unterhält. Obwohl der eigene Held stets schweigsam ist wird die Geschichte des Spiels durch die Dialoge spannend erzählt. In typischer Videospielmanier sollte man sich allerdings darauf vorbereiten, die eine oder andere sinnlose Aufgabe zu erfüllen. Man fühlt sich als Isaac nicht selten wie der Esel, der die ganze Arbeit verrichten muss. Ständig muss man von irgendwo irgendetwas holen, um ein wichtiges Event auszulösen. Das trübt die ansonsten fantastische Atmosphäre des Spiels aber nur marginal.
Trotz seines beachtlichen Alters kann sich Dead Space immer noch sehen lassen. Vor allem die Beleuchtung ist ein echtes Highlight und erzeugt viele unheimliche Momente, in denen man mit gezogener Waffe nur langsam voran schreitet. Komplette Stromausfälle, die zur plötzlichen Dunkelheit führen, sind auch stimmige Schockmomente. Negativ fällt nur auf, dass sich die Gänge und Räume der Ishimura zu stark ähneln und fast alle in einem grauen Ton gehalten sind. Hier wäre sicherlich mehr Abwechslung drin gewesen. Die seltenen aber dafür umso spannenderen Abschnitte im Vakuum und kompletter Schwerelosigkeit sehen schick aus und sind eine spielerische Herausforderung, da die Orientierung in einem Raum mit identisch aussehenden Wänden recht schwer fallen kann. Hier wechselt auch das Sounddesign, was hochgradig intensive Momente erzeugt.
Die Soundkulisse ist der heimliche Star von Dead Space. Geräuschlose Abschnitte, in denen jeder Schritt in den hohlen Hallen schallt und man die Necromorphs durch die Lüftungsschächte huschen hört wechseln sich mit ohrenbetäubendem Lärm durch große Turbinen ab. Die Schreie von verwundetem Personal und weit entfernten Gegnern ließen mich oft zusammenzucken und erzeugen im Zusammenspiel mit der Lichtstimmung eine derart packende Atmosphäre, dass die teilweise doch recht matschigen Texturen und steifen Animationen gar nicht weiter auffallen.
Bugs sind mir beim Durchspielen bis auf einige Clipping-Fehler nicht aufgefallen. Das Spiel lief konstant mit 60 Bildern pro Sekunde ohne den Computer dabei großartig zu beanspruchen. Wenn du einen halbwegs aktuellen PC besitzt, sollte Dead Space ohne Probleme bei dir laufen.
Mein Fazit zu Dead Space:
Eigentlich kann man Dead Space auch gut als „Jumpscare: The Game“ zusammenfassen. Die Necromorph erscheinen meist wie aus dem nichts aus einem Lüftungsschacht, springen über das Geländer einer Brücke oder stürzen sich aus der Dunkelheit der nächsten Ecke hervor. Dadurch wird leider der Horror-Aspekt an vielen Stellen durch zu häufig platzierte Erschreckmomente gestört, weil diese eher quantitativ als qualitativ im Spiel verbaut sind. Dennoch ist Dead Space auch heute noch ein spannendes und stimmiges Weltraum-Abenteuer mit interessanter Geschichte und vielen guten Ideen, die leider nicht alle genug durchdacht wurden. Wer nach einem rund zehn Stunden langen Horror-Trip im Weltraum sucht und wem Jumpscares nichts anhaben können, der ist bei Dead Space definitiv an der richtigen Stelle.