Wenn ich an Zombies in Verbindung mit Videospielen denke, kommt mir stets zuallererst Left 4 Dead in den Sinn. Beim Begriff MMO ist mein erstes Bild seit jeher World of Warcraft. Da diese Spiele unterschiedlicher kaum sein könnten und Dead Maze auch noch eine ordentliche Portion typischer Indie-Kost mit in den Topf wirft, war ich anfangs schon etwas im Zweifel, ob die Idee überhaupt in irgendeiner Weise fruchten kann.
Dead Maze wird entwickelt von Atilier 801, die mit Transformice auf Steam bereits ein Spiel veröffentlicht haben, das voll auf Begegnungen mit anderen Spielern setzt und auch vor vergleichsweise vielen Charakteren gleichzeitig auf dem Bildschirm nicht zurückschreckt. Chaotische Momente sind so natürlich vorprogrammiert. Eine ähnliche Philosophie steht nun auch hinter Dead Maze. Kooperatives Gameplay in den zerstörten USA auf der Suche nach besserer Ausrüstung, Nahrung und Crafting-Materialien. Und das klingt ja plötzlich schon ziemlich stark nach MMO, nicht wahr?
Hinweis: Ein Review-Key von Dead Maze wurde uns zur Verfügung gestellt.
Nach einer ziemlich rudimentären Erstellung der Spielfigur beginnt die Handlung von Dead Maze noch vor der Zombie-Invasion. Mit zwei Freunden ist man unterwegs auf der Straße, als das Auto nicht mehr fahren will. Nach ein paar Dialogen, die man in recht kleinen Fenstern lesen muss, ist es dann aber soweit und die Untoten strömen auf uns zu. Eine kurze Ladezeit und einige erklärende bebilderte Texte später, befindet man sich nach einem Zeitsprung schon mitten in der Apokalypse.
In den folgenden Minuten lernt man in einem Mini-Tutorial die grundlegenden Spielmechaniken kennen. Großartige Komplexität darf man hier nicht erwarten. Unser Charakter schlägt automatisch mit der ausgewählten Waffe auf Gegner ein, sobald diese sich in Reichweite befinden. Mit einem Rechtsklick kann man blocken – was ich übrigens erst ziemlich spät herausgefunden habe – und mit den Zahlen 1 bis 4 lassen sich rollenspieltypische Fähigkeiten auslösen. Unter diesen ist direkt von Beginn an eine Heilfähigkeit, was den Schwierigkeitsgrad von Dead Maze logischerweise drastisch verringert. Nicht nur, dass man außerhalb des Kampfes in sekundenschnelle wieder volle Lebensenergie hat – man kann sie auch im Kampf regenerieren und kommt dadurch nur selten in lebensgefährliche Situationen.
Cool ist, dass praktisch jeder Gegenstand zur Waffe werden kann. Klassische Zombie-Killer wie Baseballschläger, Axt oder Paddel sind ebenso mit von der Partie wie Teller, Stühle oder gar Klimaanlagen. Durch begrenzte Haltbarkeiten und unterschiedliche Schadenswerte kurbelt Dead Maze schon recht früh die Suche nach immer besseren Gegenständen an. Schade ist, dass zumindest in den ersten Stunden die beste Ausrüstung zumeist durch das Abschließen von Quests gewonnen werden kann. Dadurch wird das Durchsuchen der einzelnen Häuser, Garagen und Schuppen nach besserem Equipment deutlich weniger interessant.
Am Ende der Einführung begibt man sich über die Weltkarte in das erste sichere Hub-Areal, von welchem fortan Missionen angenommen werden und verschiedene Händler aufgesucht werden können. Hier sieht man zum ersten Mal, dass sich in Dead Maze recht häufig unzählige Spieler an einem Fleck aufhalten, mit denen man sich auch zu Gruppen zusammenschließen und Abenteuer gemeinsam angehen kann. Als Einzelspieler können die ersten Stunden allerdings auch ohne Probleme bestritten werden, denn das dynamische Zusammenarbeiten mit anderen funktioniert erstaunlich gut. Spieler helfen sich ohne Kommentar gegenseitig, wenn sich große Horden von Zombies nähern und eine bestimmte Aufgabe in dem Areal zu erledigen ist. Nicht selten wurden dabei Erinnerungen an das Questsystem von Guild Wars 2 wach.
Hat man sich ein wenig umgesehen und die Questtexte durchgeklickt, wird man auch schon ins nächste Gebiet geschickt. Wie du vielleicht schon bemerkt hast, bietet Dead Maze keine zusammenhängende offene Spielwelt. Das Spiel ist in verschiedene Gebiete unterteilt, die nach und nach freigeschaltet werden und dann an Reisepunkten jederzeit besucht werden können. Wer dabei eine grau-braune Endzeit ohne viel Abwechslung erwartet, muss sich etwas umstellen. Denn in Dead Maze strahlen knallige Häuserfassaden mit detaillierten Einrichtungen, hellblaues Wasser fließt in den Bächen und selbst die Untoten sehen eher kindlich als furcheinflößend aus.
Der Comic-Stil mag auf den ersten Blick nicht sonderlich gut zum Szenario passen, ist aber ohne Zweifel ziemlich hübsch anzusehen und glänzt besonders durch farbliche Abwechslung, die die Stimmung der einzelnen Bereiche jederzeit passend untermalt. Bläulich-sterile Krankenstationen wechseln sich ab mit tristen Straßenzügen und herbstlichen Blätterwäldern, die im strahlenden Sonnenschein leuchten. Ab und an regnet es auch ein wenig, was zuweilen noch zu spürbaren Framerate-Einbrüchen führen kann.
Gegen die knallige Optik von Dead Maze wirkt die kontrastlose Welt von The Walking Dead jedenfalls fast schon wie ein Schwarz-Weiß-Film, was natürlich nicht jedem gefallen wird. Aber hey, wer sagt denn, dass in der Endzeit alles plötzlich die Farbe verlieren muss, nur weil Zombies überall herumlatschen? Einziger Kritikpunkt an der Grafik ist lediglich, dass das Spiel derzeit noch ein paar mehr Animationen gut vertragen könnte. Bäume, Sträucher und Gräser bewegen sich nicht und auch das Wasser scheint in den Bächen und Seen wie eingefroren. Schade, denn so fühlt sich die an sich lebhaft aussehende Welt zuweilen noch lebloser an, als sie es durch die Untoten ohnehin schon wirkt.
Beim Missions-Design gibt sich Dead Maze ähnlich einfach wie bei dem Kampfsystem und so ziemlich allen anderen Aspekten auch. Nach einem Dialog weist ein Pfeil unter der Spielfigur stets die Richtung, verlaufen kann man sich also nicht wirklich. Zumeist muss man irgendein Gebiet erreichen, eine bestimmte Anzahl an Gegnern töten oder mit einer bestimmten Person reden. Abwechslung sieht anders aus, aber die Komplexität der Aufgaben ist sicherlich auch den eingeschränkten Interaktionsmöglichkeiten geschuldet. In den fünf Stunden, die ich Dead Maze bisher gespielt habe, habe ich zumindest recht häufig eine Pause eingelegt. Für lange Sessions am Stück war das Gebotene einfach nicht fesselnd genug. Das soll nicht heißen, dass es nicht unterhaltsam war und gerade mit ein paar Freunden ist das Spiel sicherlich doppelt interessant.
Mein Ersteindruck zu Dead Maze:
Dead Maze zieht vieles seiner Faszination aus der stimmigen Grafik. Das muss es auch, denn beim Gameplay, der Handlung oder dem reinen Survival-Aspekt wird es für viele Spieler wohl deutlich zu casual sein. Zwar gibt es Werte wie Müdigkeit, Hunger und Durst, allerdings sind diese schnell aufgefüllt und stellen kaum eine spürbare Herausforderung dar. Nach dem vielversprechenden und storylastigen Intro gerät man schnell in einen Trott bestehend aus Dialogfenster durchklicken, zum Ziel laufen, wieder zurücklaufen und einem erneuten Dialog. Es wird sich noch zeigen, ob Dead Maze wirklich über einen langen Zeitraum begeistern kann. Ich für meinen Teil startete das Spiel in den letzten Tagen zumindest nur noch, weil es wundervoll anzusehen war. Das klingt wahrscheinlich gerade negativer, als es eigentlich ist. Ich rate trotzdem jedem, der ein Faible für Untote hat, sich das mit nicht einmal einem halben Gigabyte recht schnell heruntergeladene Spiel einmal anzuschauen. Es kostet ja nichts.