Alien: Covenant – Hobby-Astronauten auf großer Mission

Eigentlich bin ich kein Horror-Fan. Eigentlich. Aber irgendwie lande ich immer wieder beim Alien-Franchise. Warum? Nun, vermutlich liegt das an den Science-Fiction-Elementen, welche die Filmreihe mit sich bringt. Zugegebenermaßen hatte ich bis vor kurzem nur den originalen Alien-Film von 1979 und Prometheus – Dunkle Zeichen aus dem Jahr 2012 gesehen. Den aktuellsten Teil – Alien: Covenant – welcher bereits vor drei Jahren erschienen ist, habe ich erst jetzt im zweiten Teil-Lockdown nachgeholt. Im Hinblick auf meine Eindrücke bin ich ein bisschen hin- und hergerissen. Vor allem, wo ich den Film zwischen Horror, SciFi und Action einordnen soll und auch ob ich den Film weiterempfehlen kann. Meine Gedanken dazu werde ich in diesem Artikel dokumentieren.

Hinweis: Im Beitrag werden einige Passagen der Handlung aufgegriffen und erläutert.

Vorweg möchte ich den Film und meinen Wissensstand zum Franchise einordnen. Alien: Covenant ist inzwischen der sechste Film der Alien-Reihe und der Nachfolger von Prometheus – Dunkle Zeichen, welcher verwirrenderweise auf den Namen “Alien” im Titel gänzlich verzichtete. Prometheus und Covenant gehören zu einer Prequel-Saga, welche die Vorgeschichte zum 1979 erschienenen “Alien” erzählt. Dabei sind die drei genannten Filme auch die einzigen in der Reihe, in welchen Ridley Scott Regie geführt hat. Wer also wie ich die beiden anderen Teile gesehen hat, sollte die Zusammenhänge erkennen und nachvollziehen können. Wer kein Vorwissen zu Alien mitbringt, wird kleine Feinheiten und Verbindungen zu den anderen Filmen und auch die Rolle der aktuellen Filme als Prequels nicht verstehen, bekommt aber einen in sich geschlossenen Science-Fiction-Thriller präsentiert.

Der Film wirft uns direkt in die Handlung und startet mit relativ hohem Tempo. Ein menschliches Raumschiff auf einer Kolonisierungs-Mission wird bei einem Zwischenstopp durch einen Weltraumsturm beschädigt. Unzählige Fehlfunktionen lösen das Aufwachen der Crew aus ihren Hyperschlaf-Kapseln aus. Dabei verliert der eigentliche Kapitän durch eine Störung sein Leben. Die Crew ist erst zerstreut, bekommt die Situation dann aber recht schnell und souverän unter Kontrolle. Nach der anfänglichen Hektik kehrt mit den Reparaturmaßnahmen allmählich Entspannung ein. Soweit so gut. Denn ab diesem Punkt verlässt der Film bzw. die Crew mit ihren Entscheidungen den Raum des rationalen und nachvollziehbaren Handels und wirft mich immer wieder aus der Immersion.

Was war geschehen? Das Schiff zeichnet bei dem außerplanmäßig langen Zwischenstopp ein mysteriöses und schwer einzuordnendes menschliches Notfallsignal auf. Obwohl das eigentliche Ziel der Mission nur noch wenige Tagesreisen entfernt ist – im Vergleich zu dem vorausgegangenen mehrjährigen Hyperschlaf – entscheidet sich die Crew dem Signal zu folgen. Sie suchen keine Rücksprache mit der Erde bzw. den Organisatoren der Mission. Dabei bringen sie bereitwillig tausende weitere Kolonisten in Gefahr, welche sich noch im Hyperschlaf an Bord des Schiffes befinden, sowie den Zweck der Sicherung des Fortbestandes der Menschheit, welcher der Mission vorausgeht. Diese Entscheidung ist einfach nicht nachvollziehbar, absolut irrational und tötet für mich die Immersion. Raumfahrt – auch im Rahmen des etablierten Alien-Universums – ist zu komplex für solche spontanen Anpassungen von Routen und Plänen. Das Handeln entgegen der eigentlichen Ziele der Mission hätte sicherlich auch Konsequenzen gegenüber den Auftraggebern. Warum gibt es in diesem Rahmen keine Sicherheitsmechanismen, die einen solchen Aktionismus der Crew verhindern?

Wie dem auch sei. Der Crew folgt dem Signal und ein Teil von ihr landet mit einem Shuttle auf dem unbekannten Planeten, während das Mutterschiff mit dem Rest der Besatzung in der Umlaufbahn wartet. Durch einen Sturm ist die Kommunikation zwischen Schiff und Planetenoberfläche gestört. Auf dem Planeten mit menschenfreundlichen klimatischen Bedingungen teilt sich auch die Expedition in zwei Gruppen auf um verschiedene Aspekte untersuchen zu können. Jeweils ein Mitglied in beiden Teilgruppen kommt dabei in Kontakt mit Sporen, welche von auf dem Planeten heimischen Pflanzen freigesetzt werden. Die Sporen verhalten sich intelligent und befallen die Menschen gezielt, was aber nur uns als Zuschauern bewusst wird. Bei weiterer Erkundung stößt eine der Teilgruppen auf das Raumschiff der Ingenieure aus Prometheus. Darin finden sie menschliche Spuren sowie auch den Ursprung des Notsignals, das sie auf den Planeten führte. Die Erkundungsmission findet aber ein jähes Ende, als die mit den Sporen infizierten Personen anfangen krank zu werden und alle kehren zur Landefähre zurück. Als an Bord dieser auf der Krankenstation eine Kreatur aus dem Körper des ersten Infizierten schlüpft, kommt es zu einem Kampf. Im anschließenden Scharmützel löst ein Projektil eine Explosion aus, die die Landefähre zerstört und die an Bord befindlichen Menschen tötet.

In der gesamten Sequenz handeln die Menschen ohne Sinn und Verstand. Die Infizierten spielen ihre Symptome runter und die anderen hinterfragen kaum. Dabei werden sogar kurz Quarantäne-Regeln zur Sprache gebracht aber letztlich komplett ignoriert. Zwischenmenschlichkeit ist zwar verständlich aber bei dem Verhalten der Crew-Mitglieder muss ich wirklich hinterfragen, wie diese Gesellschaft in der Lage ist, das All zu bereisen und eine solche Mission auf die Beine zustellen. Fremde Welten bergen unbekannte Gefahren aber scheinbar ist das allen egal. Und wenn Raumfahrt für die Menschen so alltäglich ist, dass sie sich verhalten wie wir auf der Erde, kann die Kolonisierungs-Mission unmöglich so aufwändig und wichtig sein, wie am Anfang des Films noch betont wurde. Wegen des Fehlens der Disziplin der Astronauten schwanken die Szenen für mich stark zwischen sehr spannend und absolut lächerlich. Und sie lassen mich dabei eher an Seifenopern aus dem Vorabendprogramm denken als an Apollo 11. So fliegt man nicht ins All.

Bei einem späteren Kampf gegen die schnell wachsenden aus den Menschen geschlüpften Kreaturen kommt den verbleibenden Crew-Mitgliedern ein Unbekannter zur Hilfe. Er verjagt die noch lebende Kreatur mit dem hellen Licht einer Signalrakete und offenbart sich als David-8, dem Androiden aus Prometheus – Dunkle Zeichen. Damit ist auch klar, dass sich die Prequel-Filme eher um David drehen als um das namensgebende Alien.

David führt die Crew in eine verlassene und von verkommenen Leichen gesäumte Stadt. Von dort aus versucht das Bodenteam mit dem Mutterschiff Kontakt aufzunehmen. Während des Aufenthalts offenbart sich David einem anderen Androiden, der Teil der Expedition ist und nach demselben Vorbild geschaffen wurde wie er. Dabei kommt langsam zum Vorschein, was David in den vergangen Jahren seit der Expedition der Prometheus alles getrieben hat. Hier kam bei mir richtig beklemmender Grusel auf, als sich die perfiden Absichten von David offenbaren. Auch diese Szene wird aber zum wiederholten Male durch irrationales Handeln der anderen Mitglieder des Expeditionsteams kaputt gemacht. Um Kontakt mit dem Bodenteam herzustellen, fliegt der Captain entgegen der Warnung der anderen auf der Brücke und entgegen von Sicherheitsvorkehrungen, welche er überschreibt, in den Sturm. Um vier Leute zu retten riskiert er die Leben aller 2000 Kolonisten an Bord und die ganze Mission mit allem, was dahinter steht. Letztlich fliegt er sowieso alleine mit einem zweiten Lander in Richtung Planetenoberfläche. Um das Risiko zu minimieren, hätte er dies direkt von Anfang an machen können. Das zuvor stattfindende Drama auf der Brücke des Mutterschiffs war also obsolet.

Im Abschlusskampf wird das Ganze dann klar zum Actionfilm. Der Kampf gegen das Alien ist zwar aufreibend aber unterbewusst war mit die ganze Zeit klar, dass die Überbleibsel der Expeditions-Crew gewinnen. In der Abschlussszene mit David lief mir dann aber doch noch einmal ein kalter Schauer über den Rücken.

Mein Fazit zu Alien: Covenant:

Alles in allem ist Alien: Covenant durchaus ein interessanter Film. Ohne Vorkenntnis zum Franchise wird das Interesse aber vermutlich geringer ausfallen. Der Film glänzt mit bildgewaltigen Schauplätzen, gutem Sound und gutem Bühnenbild sowie guter Kinematographie. Er erfüllt somit alle Punkte auf der AAA-Film-Checkliste, wirkt aber nicht so. Vielleicht hat das Alien (bzw. der Xenomorph) mit der Zeit an Reiz verloren und unter dem Science-Fiction-Aspekt sind andere Filme besser. Auch die Schauspieler überzeugen, das Skript aber leider nicht. Beim Genre würde ich Alien: Covenant als Science-Fiction-Film mit Action- und Horror-Aspekten einordnen. Der Film ist definitiv spannend und hält den Zuschauer am Rand des Sitzes. Doch das andauernde, nicht nachvollziehbare, irrationale Verhalten der Crew macht für mich so viel kaputt, dass ich den Film maximal für Alien-Fans empfehlen kann.