Willkommen in den wunderschönen Weiten des Alls! Kometen, näher als man sich je hätte vorstellen können, Milliarden an Sternen, die in scheinbar unerreichbarer Ferne leuchten, Planeten, so klein, dass man sie gar zwischen den Finger zerdrücken könnte, ein paar vielfarbige Funken eines Stromverteilers, die in der Peripherie strahlen und eine sich langsam um die eigene Achse drehende Bodenplatte schwebt vorbei. Willkommen, als „Gott“ zwischen Sternen, Planeten und Trümmern im All. So wird man in Stardeus begrüßt und vor eine Aufgabe gestellt, die alles andere als einfach ist. Aber jetzt erst einmal ganz an den Anfang: Was ist Stardeus eigentlich, wodurch hat es meine Aufmerksamkeit erregt und in welchem Status ist es aktuell?
Im Grunde genommen hat Yogscast mit ihrer erneuten „Tiny Teams“-Woche, die auch auf Steam angezeigt wird, dafür gesorgt, dass Stardeus einer breiten Masse an Zuschauern vorgestellt worden ist. Zur kurzen Erklärung von Tiny Teams: Diese Aktionswoche ist einzig und allein dafür da, um Spiele von Entwicklerteams mit fünf oder weniger Personen vorzustellen, ein wenig Gameplay zu zeigen und ihnen damit unter die Arme zu greifen. Darunter war dieses Jahr auch Stardeus, das sich aktuell in der geschlossenen Alpha, kurz vor dem Early-Access-Release, befindet und im Grundsatz eine Kolonie-Simulation ähnlich dem wohlbekannten Rimworld von Ludeon Studios ist.
Und genau hier in diesem Segment wird es Stardeus nicht allzu einfach haben. Denn Rimworld ist nur die Spitze des Eisbergs neben Timberborn, Clanfolk, Farthest Frontier, Necesse, Space Haven, The last Starship und vielen weiteren Spielen, die sich in verschiedenen Tiefen der Einzelaspekte am Kolonie-Simulator versuchen.
Hinweis: Ein Review-Key von Stardeus wurde uns vor der Veröffentlichung im Early Access zur Verfügung gestellt.
Was macht Stardeus also einzigartig?
1. Es ist tatsächlich das erste Spiel im Kolonie-Simulator-Genre, das erklärt, was man – also der Spieler selbst – eigentlich ist. Woher kommt denn die Anordnung, dass etwas gebaut, ein bestimmter Handel abgeschlossen, oder etwas Bestimmtes erforscht werden soll? Eine Gottheit? Ein allwissendes Ich? Die Frage ist tatsächlich hier Lore-technisch beantwortbar und bringt einen interessanten Spin in die Kontrolle der kleinen fleischgewordenen Kolonisten. Der Spieler ist ein ehemaliger Kapitän des Raumschiffs, mit dem man startet. Ehemalig, weil das Raumschiff in etliche Teile zerrissen ist und man selber nicht mehr in Fleisch und Blut lebt, sondern das Bewusstsein in der zentralen Steuerintelligenz hochgeladen wurde. Von dort aus kann man nun an die paar übrig gebliebenen Roboter Arbeitsaufträge verteilen und sie steuern. Die Kolonisten, die Herz anstatt Platinen haben, kann man nicht kontrollieren. Auch wenn sie sich durchaus an den Aufträgen beteiligen und irgendwo auf dem Forschungsbaum etwas mit „Gedankenkontrolle“ verzeichnet ist. Auch gibt es die Möglichkeit, ein Modul zu erforschen, welches das Verbot, menschlichen Lebewesen zu schaden, außer Kraft setzt. Den Grundansatz dieser Idee finde ich absolut klasse – er hat so viel Potenzial für interessantes Gameplay.
2. Bautechnisch setzt Stardeus auf wohlbekannte Komponenten, hat aber auch hier ein paar Besonderheiten. Gerade am Anfang des Spiels, in dem dein Raumschiff wortwörtlich in größere und kleine Trümmer zerteilt worden ist, kann man mit einer Winde die einzelnen Bauteile zusammenziehen. Dieses sehr befriedigend zu nutzende Feature wird allerdings im weiteren Spielverlauf nicht mehr benutzt. Ansonsten gibt es, wie es für das All passt, die Notwendigkeit von geschlossenen Räumen, die entsprechend mit Sauerstoff versorgt werden und geheizt werden müssen. Bei einem Schaden der Hülle sollte man also möglichst schnell dafür sorgen, dass das Loch wieder gestopft wird.
3. Das Erlebnis der Spieleentwicklung wird durch den Entwickler ein wenig wortwörtlicher genommen als bei den meisten Studios. Denn man kann regelmäßig auf Twitch den eigentlichen Entwicklungsprozess verfolgen. Im Spiel einen Bug zu finden, ihn beim Stream zu nennen und live zu sehen, wie dieser behoben wird, ist auf jeden Fall neu für mich und schafft auf eine gewisse Art und Weise durchaus eine Verbundenheit zum Spiel. Wahrscheinlich, weil man nicht einer unter Millionen ist, wie bei den großen Entwicklern.
4. Das Steuerungskonzept ist definitiv auch neu für mich. Wenn man möchte, kann man das Spiel ausschließlich mit der Maus spielen, ohne die am unteren Bildschirmrand fixierte Hotbar zu benutzen. Stardeus nutzt hier ähnlich wie Grand Theft Auto eine Auswahlmöglichkeit über ein radiales Menü, das sich mit einem Rechtsklick öffnen lässt. Von dort aus kann man nahezu alles Wichtige, was man 99% der Zeit nutzt, erreichen. Das macht das Spielen tatsächlich sehr entspannt und erlaubt, endlich nebenher etwas zu knabbern, ohne die Tastatur irgendwann damit zu versauen.
Aber wie genau spielt sich Stardeus nun eigentlich? Wie bereits erwähnt, startet ihr mit einem zufallsgenerierten zerrissenen Raumschiff, in dem ein paar unterschiedliche Roboter auf eure ersten Befehle warten. Auch findet ihr immer einen kleinen, noch mit Strom und Sauerstoff versorgten Raum, in dem sich ein paar lebende Menschen befinden, sowie ein Stasis Array. Dieses ist mit unzähligen Lebewesen, die in einen Kryoschlaf versetzt worden sind, bestückt.
Deine erste Aufgabe beschränkt sich darauf, dein Netzwerk – also dein digitalisiertes Bewusstsein – in die Überreste des Schiffes zu spannen und dafür zu sorgen, dass die Menschen auch zukünftig nicht die Stromversorgung verlieren und ersticken oder erfrieren. Und das passiert schneller, als man denkt, wenn man nicht aufpasst. Zu Anfang habe ich hier zum Beispiel den Fehler gemacht, ohne Vorwissen den Erzähler auf „Zufällig“ zu stellen. Das ist leider in einem Meteorschauer geendet, der die Reste des Schiffs dann nur noch feiner zermahlen hat… inklusive sämtlicher Lebewesen und Stasis Array. Whoops. Rimworld-Fans werden gerade vielleicht die Ohren aufgestellt haben. Auch in Stardeus gibt es Erzähler, die de facto für die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade stehen. Hier hört es allerdings auch aktuell noch auf. Tiefgreifende Elemente und Interaktionen zwischen Fraktionen oder gar den Menschen auf deinem Raumschiff darf man aktuell nicht erwarten. Immerhin befindet sich Stardeus ja noch im Early Access.
Sobald man diesen Start bewältigt hat, entfaltet sich der normale Gameplay-Loop von Stardeus. Man erweitert sein Raumschiff mit Maschinen zur Ressourcenverarbeitung, betreibt Forschung, baut das Stromnetz aus und achtet währenddessen immer darauf, dass die Menschen am Leben bleiben. Hier gibt es ein noch recht rudimentäres Bedürfnisssystem, von dem aber ausschließlich Nahrung interessant fürs Überleben ist. Hat man die Bruchstücke seines Raumschiffes zur eigenen Genugtuung zusammengesucht, kann man mit einem funktionstüchtigen Triebwerk anfangen, die Weiten des Alls zu erforschen und verschiedene Planeten zu erkunden. Dort kann man weitere Ressourcen abbauen oder auch auf verschiedene Händler stoßen, die je nach deren Spezialisierung bestimmte Ressourcen kaufen und verkaufen. Ab und zu wird man von bestimmten Events heimgesucht, die sowohl positiv als auch – meistens – negativ ausfallen können.
Mein Ersteindruck zu Stardeus:
Als kurzen Überblick und um Vergleichspunkte mit anderen Testbeiträgen zu ermöglichen, bekommt ihr erst einmal die Eckdaten zu meinem Spielerlebnis: Zum Zeitpunkt dieses Previews habe ich 43 Stunden mit Stardeus verbracht und 14/30 Errungenschaften absolviert. Mir ist durchaus bewusst, dass ich einige Punkte des Spiels nicht ausprobieren konnte, weil ich schlichtweg nicht weit genug gekommen bin.
Dies als Überleitung nutzend muss ich sagen, dass die Spieltiefe bereits in der Pre-Early-Access-Version definitiv positiv hervorzuheben ist. Es gibt hier viele Punkte, bei denen die Spieltiefe aber auch noch fehlt. Als negatives Argument kann man das aber wohl kaum anführen. Man muss jetzt einfach schauen, wie sehr sich das Spiel in Zukunft entwickelt. Nichtsdestotrotz muss ich sagen, dass Stardeus definitiv genug Dinge neu oder interessant genug macht, dass ich es weiter im Auge behalten und wahrscheinlich nach einigen Monaten an Updates wieder in Angriff nehmen werde.