Game of Thrones – Leider zu schnell beendet und zum Glück endlich vorbei

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Fast zwei Jahre mussten Fans auf eine Fortsetzung warten, im April ging es dann mit der achten Staffel von Game of Thrones in die letzten sechs Folgen einer der größten Serien, die das Fernsehen je hervorgebracht hat. Dementsprechend hoch waren logischerweise auch die Erwartungen der Zuseher. Würden sechs Folgen ausreichen, um das Wirrwarr an Disputen, Machtkämpfen und Uneinigkeiten zu entwirren? Und was geschieht mit der gigantischen Bedrohung aus dem Norden? Fragen, die nun nach dem Ende der sechsten Folge beantwortet wurden – und zwar unfassbar unbefriedigend. Es folgt unser Rückblick auf eine schwache letzte Staffel.

Sicherlich hast du auch schon mitbekommen, dass selbst in der allgemeinen Presse recht nüchtern bis negativ über Staffel 8 von Game of Thrones berichtet wird. Bereits ab der Hälfte der wenigen verbleibenden Episoden war klar, dass es viel mehr Folgen gebraucht hätte, um ein würdiges Ende erzählen zu können. Charaktere verhalten sich plötzlich wie die ersten Menschen, an jeder Ecke klaffen riesige Logiklücken und Twists werden nur eingebaut, um mit unerwarteten – weil blödsinnigen – Wendungen Unvorhersehbarkeit zu suggerieren und kommende Handlungen einfacher umsetzen zu können. „Subverting Expectations“ ist wohl schon jetzt das Unding des Jahres. Und dabei fing die Staffel rückblickend gar nicht mal so schlecht an.

Hinweis: Der folgende Beitrag nimmt Staffel 8 von Game of Thrones bis ins Detail auseinander. Wir warnen hiermit ausdrücklich vor Spoilern!

Wir erinnern uns kurz ans Ende der siebten Staffel von Game of Thrones. Der Nachtkönig hatte zuletzt mit seinen Horden an Untoten Kriegern und einem Drachen im Gepäck die Mauer im Norden durchbrochen und marschiert nun ungehindert gen Süden. Die verbliebenen Häuser des Nordens schließen sich also bis auf wenige Ausnahmen zusammen und verbarrikadieren sich in Winterfell, der Festung der Starks. Jon Snow stößt mit seiner neuen Königin und ihren Drachen alsbald hinzu und gemeinsam planen sie die kommende Schlacht gegen das ultimative Böse. Ganze zwei Folgen lang werden die Vorbereitungen der anstehenden Katastrophe ausführlich gezeigt und das nun bunt gemischte Charaktere-Potpourri schließt zu einem großen Teil mit dem Leben ab. Zu aussichtslos scheint der nahende Kampf zu sein.

Fans – mich eingeschlossen – stellten sich zum Start der dritten Folge und damit der alles entscheidenden Endschlacht gegen den Nachtkönig und die ewige Dunkelheit auf ein waschechtes Massaker ein, das nur wenige überleben würden. Die hohen Erwartungen kamen nicht von ungefähr, schließlich wurde die längste Schlacht in der TV-Historie im Voraus mit dem epischen Ansturm der Uruks auf Helms Klamm in Der Herr Der Ringe verglichen. Ich selbst hatte gute Hoffnungen, denn das finale Duell zwischen Jon Snow und Ramsay Bolton in Staffel 6 war vor allem durch die geniale Kameraarbeit im Verlauf der gesamten Schlacht ein wunderbar anzuschauendes Gemetzel. Da müsste der nun folgende Kampf der mehr oder weniger vereinten Menschheit noch gigantischer werden. Doch weit gefehlt. Die dritte Folge entpuppte sich als die erste herbe Enttäuschung.

Der wortwörtliche Untergang begann schon bei der unterirdisch schlechten Schlachtaufstellung, bei welcher jeder Strategiespiel-Hobbystratege die Augen rollen musste. Wozu hat man eine Burg mit massiver Mauer, wenn man sie nicht nutzt? Die Dothraki-Reiterei stand an vorderster Front, dahinter die Katapulte gefolgt von Infanterie und einem schützenden Graben, welcher sich um die Burg schlängelte. Es gibt unzählige Videos, in denen beschrieben wird, wie man es besser hätte machen können und sogar Leihen sollten erkennen, dass dies angesichts eines völlig übermächtigen Heeres des Angreifers keine sonderlich hilfreiche Aufstellung darstellt. Schlimmer noch: Die erste Aktion der Dothraki, das blinde Voranstürmen in eine überwältigende Mehrheit von unberechenbaren Feinden und damit das sichere Todesurteil für die mächtige Reiterei, leitete eine höchst polarisierende Episode ein. An deren Ende starb nicht nur der Nachtkönig, sondern mit ihm auch die komplette Serie.

Game of Thrones Winterfell

Dem gänzlich sinnbefreiten Suizid der Dothraki folgten dutzende Szenen, in denen die Hauptcharaktere überrannt wurden, nur um einen Moment später mit ordentlich Platz kämpfend auf dem Schlachtfeld zu stehen. Mehrere Male dachte man, dass Brienne, Jamie oder Tormund das gezeigte wohl nicht überleben könnten. Die Plotarmor, also eine Rüstung, die durch die jeweilige Wichtigkeit in der kommenden Handlung praktisch unbesiegbar macht, wurde jedenfalls Reihenweise an Hauptcharaktere ausgegeben. Sofern man in der viel zu dunkel präsentierten Folge etwas erkennen konnte, war es entweder unübersichtlich gefilmtes Gemetzel oder Aufnahmen von verzweifelten, weil deutlich unterlegenen, Kämpfern. Als am Ende dann der Nachtkönig endlich vor Bran steht und nach seinem Schwert greift, geschieht das, gegen dessen Eintritt ich fast schon gebetet habe – er stirbt durch einen Messerstich und die Welt ist gerettet.

Es gab keinen Kampf Mann gegen Mann mit dem Nachtkönig. Die Weißen Wanderer waren stumpfe Mitläufer und alle haben sie nicht einmal ihre Waffen während der großen Schlacht gezückt. Schlimmer noch, der seltsame Todestoß durch Arya beendete den kompletten Fokus auf eine Bedrohung, die seit der ersten Folge Westeros in Angst zu versetzen scheint. Weder gab es eine Erklärung für das, was der Nachtkönig eigentlich vor hatte, noch einen Sinn für Bran. Der Junge saß die ganze Folge regungslos in seinem Rollstuhl und beobachtete, wie diejenigen, die versuchten ihn zu verteidigen, nach und nach dezimiert wurden. Auch die Wiederbelebung Jon Snows in der sechsten Staffel, der später erfährt, dass er eigentlich Aegon Targaryen ist, spielt plötzlich keine Rolle mehr. Wofür wurde er denn wiederbelebt? Was ist an ihm so wichtig? Nur einige der Fragen, die die Show nie beantwortet.

Wer nun hoffte, dass es wenigstens in den nächsten Folgen ein paar Hintergründe zum Nachtkönig gab, wurde abermals enttäuscht. Kein Wort mehr von der großen Bedrohung, die die ganze Welt ins Dunkel stürzen konnte. Plötzlich war die Endgegnerin wieder Cersei, deren Schoßhund Euron mit seiner Flotte unbemerkt vor Festung Drachenstein liegt und einfach mal so mit drei gezielten Schüssen einen Drachen vom Himmel holt, als die Drachenkönigin „vergessen hatte, dass die Eiserne Flotte existiert.“ Anstatt sie sich danach ganz einfach hinter die Schiffe begibt und ihnen ein feuriges Ende setzt, fliegt sie erstmal davon. Sie hat ja schließlich nur noch wenige Momente Zeit, sich zur Mad Queen zu entwickeln. Jon Snow, der rechtmäßige Thronerbe, hält natürlich weiter zu ihr. „I don’t want it“ und „She’s my queen“ sind sowieso mehr oder minder die einzigen Zeilen, die er in den sechs Folgen zum Besten gibt.

Game of Thrones Dany

Folge 5, die Schlacht um Kings Landing, wurde durchs vorangegangene Ableben von Rhaegal gänzlich ins Lächerliche gezogen. Denn plötzlich treffen die tödlichen Harpunen nicht ein einziges Mal und binnen weniger Minuten ist die Schlacht zugunsten der Angreifer gewonnen. Drachen sind wohl doch wieder übermächtig. Warum hier abermals eine sehr fragwürdige Aufstellung der Truppen vor den Mauern der Stadt erfolgte, weiß sicherlich nicht einmal der Herr des Lichts. Als der Kampf gewonnen und die Untergebenen von Cersei schon ihre Waffen niedergelegt haben, entscheidet sich die allseits beliebte Drachenreiterin dafür, die Stadt mitsamt Bewohner niederzubrennen. Warum? Nun, sie ist doch jetzt die Mad Queen!

Arya, die den weiten Weg von Winterfell in den Süden auf sich genommen hat, um der Königin ein Ende zu setzen, wird übrigens nach zwei Sätzen davon überzeugt, es doch nicht zu tun. Danach sehen wir, wie sie hilflos durch die Stadt stolpert und hin und wieder durch Trümmer erschlagen wird. Natürlich überlebt sie weitestgehend unbeschadet, schließlich ist sie doch Arya Stark. Es gab unzählige dumme Szenen in der fünften Folge, den einzig wirklich guten Auftritt gab es vom Hound beim Kampf gegen seinen unsterblichen Bruder. Wofür Arya nun eigentlich eine gefühlte Ewigkeit bei den Faceless Men trainiert hat – wir werden es wohl nie erfahren.

Sicherlich hattest du mittlerweile nun auch die Hoffnung schon aufgegeben. Wie erwartet, passierte in der letzten Folge nichts wirklich besonderes mehr. Ich muss an dieser Stelle aber auch ehrlich zugeben, dass es mich einfach absolut nicht mehr gejuckt hat. Ich hatte mit dem unbefriedigendem Ende einer der besten Serien aller Zeiten schon abgeschlossen. Selbstverständlich gab es auch in der allerletzten Folge wieder eine ordentliche Portion an unlogischen Entscheidungen, die am Ende dazu führten, dass Bran der Gebrochene als König auf dem nicht mehr vorhandenen Thron sitzt – den hatte Drogon nämlich kurz vorher geschmolzen, weil er wütend war. Danach flog er mit der toten Daenerys davon. Die Ernennung zum König ist wohl auch das einzige, was Bran jemals erreicht hat. Wirklich hilfreich war er als dreiäugiger Rabe nämlich nicht. Wenigstens hat Jon Snow seinen treuen Begleiter Ghost gestreichelt, nachdem er als Strafe für die Ermordung seiner ach so geliebten Königin zur Mauer geschickt wurde. Das ist aber auch die einzig gute Szene im Finale einer einst so sehenswerten Serie gewesen.

Game of Thrones Cersey

Mein Fazit zur Staffel 8 von Game of Thrones:

Nach einer ewig langen Wartezeit erwartete man schlicht und einfach mehr. Mehr schlaue Dialoge, mehr atemberaubende Szenen, mehr spannende Wendungen – und vor allem mehr Zeit. Es ist offensichtlich, dass die gebotenen sechs Folgen in keinster Weise ausreichen, um die ehemals komplexe Handlung in einem befriedigendem Ende abzuschließen. Viele Erzählstränge wurden komplett vernachlässigt, andere nicht tiefgründig genug ausgefeilt. Oft fehlten die Hintergründe der Taten der Charaktere komplett, wenn etwa ein einziges Gespräch die über mehrere Folgen oder gar Staffeln vertretene Motivation der jeweiligen Person zunichte macht. Dass es keine komplexe Buchvorlage gab, ist überall spürbar. Am Ende haben wir einen nutzlosen Charakter auf dem Thron, umgeben von einem zu Witzfiguren verkommenen Beraterstab. Ein wenig seltsam, nicht wahr?

Scheinbar bin ich nicht der einzige, der unzufrieden mit der unlogischen Konklusion von Game of Thrones ist. Über 1.500.000 Unterschriften konnte eine Petition bereits sammeln,  die sich dafür einsetzt, dass die achte Staffel noch einmal mit kompetenten Produzenten umgesetzt wird. Irgendwo verständlich, denn im jetzigen Zustand liegt das schnelle in den Sand Setzen von Game of Thrones noch deutlich hinter dem sich allmählich verschlechternden Ende von Lost. Nur der tolle Freefolk-Subreddit profitierte von der schwachen Staffel, Meme-Material gab es logischerweise zuhauf. Trotzdem habe ich mich das alles ein wenig anders vorgestellt. Ein solches Finale ist Game of Thrones nämlich nicht würdig.