Outlast 2: Mein Kampf gegen die Angst

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Als Entschädigung für die Verschiebung von Outlast 2 ins Jahr 2017 ist bis zum ersten November eine kostenlose Demoversion des Horror-Abenteuers verfügbar. Obwohl diese nur 20 Minuten in Anspruch nimmt, ist mir schnell klar geworden, dass ich das Spiel auf keinen Fall wieder anrühren werde. Dieser Beitrag schildert meine persönlichen Erfahrungen in der Gruselhölle Outlast 2.  

Outlast war 2013 eines der großen Indie-Highlights im Bereich Horror. Als Journalist erforschte man eine schaurige Nervenheilanstalt und tastete sich mit seiner Kamera bewaffnet nach und nach durch die düsteren Gänge. Diese Kamera kehrt auch im zweiten Teil als nützliches Hilfsmittel zurück. Mit ihr können wir heranzoomen und bei Bedarf auch auf Kosten von Batterieladung eine Nachtsicht aktivieren. Der Teaser von Outlast 2 verspricht ein anderes Szenario mit religiösen Aspekten. Wie viel davon steckt in der kurzen Demo und kann diese vom Spiel überzeugen?

Hinweis: Um Outlast 2 detailliert beschreiben zu können, greife ich viele Szenen aus der ersten Hälfte der Demo auf. Wenn du spoilerfrei an das Spiel herangehen möchtest, solltest du die ersten Absätze, in denen wir einige Minuten der Demo rekapitulieren, überspringen und direkt zum Fazit springen.

Vorsichtige Schritte in einer schaurigen Welt

Die Demo von Outlast 2 beginnt mit einer kurzen Erklärung zur Geschichte. Wie im Vorgänger sind wir Journalist mit Vorliebe fürs Aufklären seltsamer Machenschaften. Blöd nur, dass unsere Partnerin spurlos verschwindet. Nach der Introsequenz befinden wir uns in bergiger Landschaft. Der Mond strahlt hell und im Nebel können wir eine kleine Hütte mit Windrad ausmachen. Während wir den Hang hinunter zur Hütte gehen probieren wir direkt die Kamera mit dem praktischen Nachtsicht-Modus aus. Dieser wird uns noch oft das Leben retten.

Als wir an der Hütte ankommen herrscht Stille. Die Tür ist verschlossen und die Fenster wurden zugenagelt. Der ehemalige Bewohner scheint nicht mehr da zu sein. Zumindest glauben wir das, bis wir den Eimer voller Blut und Eingeweide entdecken, der so aussieht, als habe man ihn erst vor kurzem dort abgestellt. Hinter dem zerbrochenen Zaun sehen wir weitere Gebäude aus Holz und Wellblech. In den Nebelschwaden knistert das Geäst und wir drehen uns auf dem Weg zum Dorf oft reflexartig nach hinten um. Ist dort etwa jemand im Unterholz? Panik macht sich breit.

Outlast 2 schafft alleine mit der Geräuschkulisse eine derart dichte Atmosphäre, dass selbst die Schritte der Spielfigur oder die bedrückende Leere der trüben Nacht uns Angst einjagen. Im Dorf angekommen wird es plötzlich lauter. Türen knarren und hinter den Zäunen in den Feldern fallen uns schemenhaft menschliche Formen auf. Das Nachtsichtgerät bestätigt unsere schlimmste Befürchtung – aus der Dunkelheit beobachten uns Personen. Die meisten Starren uns einfach nur an und geben keinen Laut von sich. Andere spurten, nachdem sie entdeckt wurden, schnell in ein Haus oder verschwinden im Maisfeld.

Der Gang durch das Dorf wird immer unheimlicher. Wir leiden an Verfolgungswahn und drehen uns mehrfach um die eigene Achse um sicherzugehen, dass wir nicht attackiert werden. Die Zahl der stillen Beobachter steigt. Unser Weg führt hinein in einen Keller, in dem eine Wiege mit einer blutbeschmierten Puppe liegt. Wir vernehmen die Stimme unserer Partnerin und hetzen in den nächsten Raum, der mit Körperteilen gefüllt ist. An den Wänden und Decken fallen uns okkultistische Symbole auf. Immer wieder ertönen von alles Seiten seltsame Stimmen und Laute. Ohne zu zögern sprinten wir weiter und blicken dabei hastig über unsere Schulter. Schließlich finden die Treppe nach oben, die Situation beruhigt sich vorerst. Draußen steht ein Schaukelpferd vor einem Brunnen, aus dem die wimmernden Laute zu kommen scheinen. Als wir hineinblicken verstummen die Geräusche. Plötzlich zieht uns riesige Tentakel nach unten. Es ist dunkel. Sehr dunkel.

Outlast 2 Screenshot
Die schaurigen Häuser bieten viele Details und Hinweise zur Spielwelt.

Mein Fazit nach 20 Minuten in Outlast 2

Gerade einmal zehn Minuten sind Vergangen und wir befinden uns bereits in der sprichwörtlichen Hölle auf Erden. Wenn dir das gelesene gefällt und du wissen willst, wie es weitergeht, solltest du die Demo selber ausprobieren. Die Fülle an Eindrücken begreift man erst, wenn man in der Haut des Spielers steckt und sich durch die gruselige Umgebung bewegt. Sei aber vor fiesen Jumpscares und hitzigen Verfolgungen gewarnt, die sich mit unglaublich nervenzerreißenden Schleichpassagen abwechseln, in denen man jedes kleine Geräusch wahrnimmt.

Technisch macht Outlast 2 bereits in der Testversion alles richtig. Die gestochen scharfen Texturen in den Innenräumen lassen uns sogar einzelne Zettel an den Wänden lesen und die hübsch eingerichteten Zimmer machen so manche Szene noch makaberer, als sie es ohnehin schon ist. Der großartige Sound und die exzellent vertonte Hauptfigur, deren Angst man jederzeit spürt, tragen zur Atmosphäre hervorragend bei.

Auch die Sicht durch die Kamera ist eine Besonderheit, die schon den Vorgänger zu einer ganz speziellen Erfahrung machte. Durch den Grünstich der Nachtsicht und die realistischen Kameraeffekte wird der Schrecken noch greifbarer und wir zucken selbst beim zoomen auf einen alten Holzverschlag zusammen, als aus diesem eine Krähe nach oben fliegt.

Das Fehler einer Waffe trägt maßgeblich zum Szenario bei. Ständig befinden wir uns auf der Flucht und fühlen uns wehrlos. Wenn wir einem feindlich gesinnten Menschen gegenübertreten, können wir lediglich die Beine in die Hand nehmen und uns so schnell wie möglich im nächsten Schlupfwinkel verstecken. Das ist nicht nur hochgradig spannend sondern auch ziemlich immersiv.

Outlast 2 Kultisten
Die Menschen in Outlast 2 gehören allem Anschein nach einem religösen Kult an.

Outlast 2 tut genau das, was es machen soll. Es versetzt den Spieler in Panik und jagt ihn durch einen Spiel gewordenen Alptraum. Jeder, der sich für das Horror-Genre interessiert, wird an Outlast 2 nicht vorbeikommen. Alle Elemente im Spiel sind gut durchdacht und wunderbar ausgearbeitet. Man versteckt sich, dreht sich vor Furcht weg vom Geschehen und sprintet hastig verrückten Menschen davon. Ein Fest für Adrenalin-Junkies.

Diejenigen, die mit Horror allerdings nicht viel am Hut haben, werden auch durch die Demo wohl kaum zum Spiel greifen. Ich hatte jedenfalls beim Tippen dieses Textes noch zittrige Hände und fühlte mich in meine Kindheit zurückerinnert, als nach einem gruseligen Film mehr Lichter als üblich in der Wohnung eingeschaltet wurden. Wahrscheinlich bin ich einfach nicht für diesen Typ Spiel gemacht. Denn wenn die Demo eines schafft, dann ist es Angst zu verbreiten.