Tomb Raider: Hitzige Kämpfe in eisiger Kälte

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Endlich, der erste Konsolenspieler trifft beim Videospielkombinat ein! In diesem Artikel befasse ich mich mit Lara Croft, die wohl jedem Zocker ein Begriff sein sollte. Ich gehe dabei der Frage nach, ob Rise of the Tomb Raider sich im Vergleich zum Vorgänger verbessert hat und ob das Spiel unterhaltsam ist. 

Schon vor Veröffentlichung sorgte Rise of the Tomb Raider für eine Kontroverse. Die Ankündigung, der neueste Teil der Reihe werde vorerst exklusiv auf Xbox One erscheinen, stieß nicht wenigen Spielern und Fans übel auf, waren doch alle vorherigen wichtigen Titel des Franchise auf PlayStation oder PC erschienen. Ob sich die Investition für Microsoft gelohnt hat steht für uns nicht zur Debatte. Wir befassen uns in diesem Artikel mit dem Spiel und geben Auskunft ob uns dieses Abenteuer der berühmtesten Grabräuberin der Welt begeistern konnte.

Die Geschichte von Rise of the Tomb Raider spielt im eisigen Sibirien. Dort setzt auch die Handlung ein. Lara und ihr Begleiter Jonah, der uns noch aus der Vorgänger bekannt ist, besteigen einen frostigen Gipfel, als sie eine Lawine erwischt und trennt. Die junge Abenteurerin findet sich daraufhin in einer bekannten Situation wieder: Sie ist auf sich allein gestellt und muss in einer feindlichen Umgebung ums Überleben kämpfen. Steht sie zu Beginn noch Bären und Wölfen gegenüber, trifft sie sehr bald auf ihren wirklichen Widersacher: Die Organisation Trinity. Diese kennen wir schon aus einer der Rückblenden, welche sich durch das ganze Spiel ziehen. Durch diese geschickt platzieren Erinnerungen bekommen wir Einblicke in die Rahmenhandlung und Laras Motive ohne dabei störend lange aus der gegenwärtigen Ereignissen gerissen zu werden. Ob Lara den Kampf gegen Trinity  gewinnt möchten wir nicht vorwegnehmen. Die eingeführten Nebencharaktere, seien es Verbündete oder Widersacher, geben der Handlung die nötige Spannung um interessant zu bleiben.

Aber nicht nur die Handlung lässt uns mitfiebern. Rise of the Tomb Raider Raider ist ein cineastisches Erlebnis. Vor allem die Zwischenszenen sehen sehr gut aus. Gesichter, insbesondere das von Lara, sind extrem detailliert, die Mimik ist glaubwürdig, Emotionen sind fühlbar. Das Mitfiebern wird zusätzlich durch eine gut geführte Kamera unterstützt, welche den Fokus manchmal weg von Lara auf spannende Geschehnisse und atemberaubende Ausblicke legt. Leider wird die Immersion aber wie im Vorgänger durch zu viele Explosions- und Zerstörungseffekte und aufgesetzte Spannung durch hektische Abläufe auf dem Bildschirm abgeschwächt.

Tomb Raider Regen
Taktiker können Gegner auch schleichend aus dem Hinterhalt begegnen.

Das Gameplay wurde im Vergleich zum Vorgänger nur geringfügig erweitert. Weiterhin zählen Kletterhaken und allerlei Waffen zu Laras wichtigsten Utensilien. Durch das Jagen von Tieren und das Töten von Gegner sammelt man Erfahrungspunkte und Ressourcen. Erstere werden genutzt, um neue Fertigkeiten freizuschalten, die Vorteile im Überlebenskampf bringen. Die gesammelten Ressourcen sind wichtig für das im Gegensatz zum Vorgänger erweiterte Craftingssystem. Verschiedene Ressourcen sind für die Entwicklung neuer und Instandhaltung alter Ausrüstungsgegenstände erforderlich. Bei der Fortbewegung stehen Lara einige neue Parkourmöglichkeiten, wie der Seilschwung und der Greifhaken, zur Verfügung. Dies schafft zwar mehr Abwechslung, insgesamt fehlt es aber an Klettersequenzen, um die neuen Techniken in Szene zu setzen – zumindest auf den Hauptpfaden. Denn die namensgebenden Gräber sind größtenteils wieder rein optional. Das ist Schade, sind die Grabkammern diesmal deutlich differenzierter und ansprechender gestaltet. Die zu lösenden Rätsel sind herausfordernd, wenn auch schnell lösbar, und machen Spaß. Als Belohnung gibt es in jeder Grabkammer eine besondere antike Fertigkeit. Dies erhöht die Bedeutung der Kammern und lockt auch aggressivere Spieler abseits des Hauptpfades.

Den wohl größten Unterschied zum Vorgänger finden wir im Umfang. Der wenig beliebte Multiplayer wurde komplett gestrichen. Dafür wurde der Umfang durch Nebenmissionen in der Kampagne, einen Modus zum Widerholen der Kapitel und einen Punkteangriff-Modus erhöht. Letzterer bietet die Möglichkeit, das Spiel durch modifizierende Karten zu erschweren, zu erleichtern oder mittels witziger Effekte amüsanter zu gestalten. Je nach Schwierigkeitsgrad der Karten wird die Punktzahl erhöht oder gesenkt, in Leaderboards können sich alle Spieler vergleichen. Dies motiviert über die Einzelspielererfahrung hinaus, will man sich doch mit seinen Freunden und anderen Spielern messen. Leider sind die Modifizierungen sowohl in Ingame- als auch Echtgeldwährung erhältlich. Wer im Punkteangriff aufgeht, wird entweder sehr viel Zeit oder etwas Geld darin investieren müssen.

Tomb Raider Tomb
Die namensgebenden Gräber sind wie im Vorgänger nur optional.

Rise of the Tomb Raider ist ein solider Nachfolger. Stärken des Vorgänger, vor allem das cinematische Erlebnis und eine offene, interessante Spielwelt, werden noch besser in Szene gesetzt. Einige überladene Actionpassagen und immernoch zu häufig auftretende Quick-Time-Events stören das Spielerlebnis jedoch. Die Entwickler haben sich dennoch bemüht, die Schwächen des Vorgängers auszumerzen und mit neuen und ausgebauten Stealth-Mechaniken mehr Vielfalt in Laras Abenteuer zu integrieren.

Spieler auf der Xbox One können sich anhand einer kostenlosen Demo selbst ein Bild vom Rise of the Tomb Raider machen. Wem Tomb Raider aus dem Jahr 2013 gefallen hat, dem empfiehlt sich auch dieses Abenteuer. Wer mit dem Reboot nicht warm geworden ist, der wird wahrscheinlich auch am Nachfolger wenig Gefallen finden. Alle anderen können sich auf eine spannende Reise mit Lara Croft freuen, die nach all den Jahren noch immer nichts von ihrer Anziehungskraft verloren hat.

Rise of the Tomb Raider wurde von mir im August 2016 auf der Xbox One getestet.